RB LeipzigNeue Hausverbote und Vorwürfe: Pyro-Täter aus Salzburg identifiziert
Wenn an diesem Samstag Galatasaray Istanbul zu Gast im Leipziger Stadion ist (15 Uhr), könnte es neblig werden auf den Rängen im Gästeblock. Die Fans von RB Leipzigs Testspielgegner sind als Pyrotechnik-Narren bekannt. Besonders brisant ist das insofern, als dass es in der Leipziger Fanszene in diesen Wochen ohnehin mächtig raucht. Klub und Anhänger führen eine leicht entzündbare Debatte, die die junge Leipziger Fanszene wieder einmal spaltet.
Fünf Hausverbote für drei bis sechs Monate plus Bewährung
Nachdem RB Leipzig im Dezember zwei umstrittene Hausverbote gegen Anhänger ausgesprochen hatte, die bei einem Frauen-Landesklassespiel auf einem Amateur-Sportplatz an einer Pyro-Aktion beteiligt waren, sind nun auch drei Fans identifiziert worden, die in Salzburg zündelten. Laut Informationen von RBlive/Mitteldeutscher Zeitung haben derzeit insgesamt fünf Fans Hausverbote mit einer Dauer zwischen drei und sechs Monaten; zusätzlich laufen in allen Fällen Bewährungen bis Ende des Jahres.
Nachdem vor dem Spiel gegen Mainz 05 ohne Anhörung der Stadionverbotskommission Hausverbote ausgesprochen worden waren und daraufhin ein paar Hundert Fans aus Protest das Stadion verlassen hatten, gab es diverse Gespräche mit den Betroffenen, Fanprojekt, Fanbeauftragten und Vereinsführung. Auch ein Treffen mit Oliver Mintzlaff soll folgen.
RB zeigt Vorfall selbst beim SFV an
Generell ist die Nutzung von Pyrotechnik in Deutschland laut Sprengstoffgesetz eine Straftat (ohne Zertifizierung) beziehungsweise Ordnungswidrigkeit (mit Kennzeichnung). Zudem verbieten auch die Stadien- und Sportplatzordnungen das Abbrennen von Feuerwerkskörpern. Den Vorfall beim Spiel der zweiten Frauen-Mannschaft gegen den Roten Stern auf dem Sportplatz Teichstraße zeigte RB nun selbst beim Sächsischen Fußball-Verband (SFV) an. Was wohl auch Sanktionen zur Folge hat. „Grundsätzlich müssen alle Beteiligten des Vorfalls auch mit Konsequenzen rechnen, es sei denn, die Ermittlungen ergeben etwas anderes”, teilte der SFV mit. Die Untersuchung dauere derzeit noch an. Ein Urteil liegt noch nicht vor.
Zwar heißt es, dass die fünf betroffenen Fans die vorübergehenden Hausverbote zähneknirschend akzeptiert hätten. Doch der Riss zwischen Klub und Teilen der aktiven Fanszene sowie innerhalb der Fanszene ist noch nicht gekittet.
So mahnte ein Sprecher der Rasenballisten beziehungsweise der aktiven Fanszene bei einer Info-Veranstaltung vor dem Hinrunden-Abschluss gegen Bremen „Verhältnismäßigkeit und Relation” der Sanktionen an. „Hier werden drakonische Strafen durchgedrückt, die sich nicht an geltenden Maßstäben orientieren”, kritisierte der Sprecher der Ultragruppen.
Ultras kritisieren: „Fanbeauftragte unterlaufen und sabotieren Fanarbeit”
Zudem seien die Fans „bestürzt über die Art und Weise, wie gegen uns Fans ermittelt wird. Nicht etwa die Polizei nimmt die Verfolgung auf, sondern der Verein selbst”, so der Vorwurf. So sollen zwei Fanbeauftragte des Klubs, die normalerweise vermitteln sollen, statt zu ermitteln, mit Fotos auf Tätersuche gegangen sein.
Es werde seitens zwei der drei Fanbeauftragten versucht, „Fanarbeit zu unterlaufen und zu sabotieren”, so der Ultra-Gruppen-Sprecher. Die RB-Fanarbeiter verfolgten „persönliche Interessen, um ihre Stellung gegenüber der Chefetage zu verbessern. Hier wird mit einem Eifer Sachen hinterhergejagt, den man sich sonst nur wünschen kann, wenn es um andere Dinge der Fanarbeit geht.” Der Verein bestreitet, dass die Fanbeauftragte gegen die eigenen Anhänger ermittelt hätten. Dafür gebe es keine Beweise.
Zum Abschluss fragte der Ultra-Vertreter: „Wie sehr kann man sich von seinen Fans noch entfernen? Darüber trösten uns auch keine Gratis-Bratwurst und etwas Glühwein hinweg.” Harsche Kritik also. Sieht so aus, als gäbe es noch jede Menge Gesprächsbedarf zwischen Klub und jenen Fans, die für einen Großteil der Choreografien verantwortlich sind und Stimmung im Stadion organisieren.