Neuer Führungsspieler bei RB Haidara tritt aus dem Schatten
Manchmal sagt ein kurzer Eindruck mehr als viele Worte. Amadou Haidara war die gute Laune am Mittwoch beim Trainingsauftakt vor dem drittletzten Saisonspiel gegen Werder Bremen (So., 17.30 Uhr) deutlich anzumerken. Der Mann aus Mali schritt beschwingt vom Platz, schrieb Autogramme, nahm sich Zeit für Fotos mit Fans mit Handicap und grüßte selbstbewusst in die Runde der wartenden Journalisten. Kein Zweifel: Haidara ist in diesen entscheidenden Wochen ganz bei sich und so sichtbar bei RB Leipzig wie nie zuvor.
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Der 25-Jährige, der bereits seit 2019 bei Rasenballsport spielt, gehörte bislang zu den eher unscheinbareren Akteuren im Kader. Doch aktuell ist er dabei, nachhaltig eine Führungsposition einzunehmen. „Er hat diese Saison noch einmal einen Schritt gemacht”, lobt sein Trainer Marco Rose. „Beim Thema Strategie, wie er die Position bekleidet, ist er noch einmal besser geworden.”
Stratege nach vorn, Staubsauger hinten
Nach der Verletzung des so wichtigen Xaver Schlager hatte anfangs auch Rose Bedenken, dass die Kombination aus den beiden Achtern Konrad Laimer und Haidara im zentralen, defensiven Mittelfeld „zu wild und offensiv” ist, um dem Team die nötige Stabilität zu verleihen. Doch diese Bedenken räumte Haidara nach einer gewissen Eingewöhnungszeit in der leicht veränderten Rolle aus. Er erarbeitete sich mit Verlässlichkeit im Spielaufbau, starkem Pressingspiel und dem Blick und Gespür für Bälle in die Spitze im richtigen Moment ein neues Standing im Team.
Als Box-to-Box-Spieler ist er in der gegnerischen Hälfte ebenso zu finden wie als Retter vor dem eigenen Tor, als er etwa zu Beginn des 5:1-Pokaltriumphs eine immens wichtige Grätsche ansetzte und die mögliche frühe Freiburger Führung unterband. Im Spiel nach vorn stehen bislang 16 Torschüsse und elf Torschussvorlagen für ihn zu Buche, seine Passquote beträgt starke 83 Prozent.
Rose über Haidara: „Positive und wichtige Erscheinung auf dem Platz und in der Kabine”
Rose kennt Haidara schon, seit dieser 2016 mit 18 Jahren aus seiner Heimatstadt Bamako zum Red-Bull-Farmteam FC Liefering in die zweite österreichische Liga wechselte. „Doudou”, wie ihn alle bei RB nennen, war einst dabei, als sich die RB-Profis gegen die wild entschlossenen Liefering-Bubis im Trainingslager in Grassau zu einem 4:4 mühten. Vom einst schüchternen Jungprofi entwickelte sich Haidara auch abseits des Platzes zu einem Leader. „Er ist ein richtig ehrgeiziger und trotzdem witziger Junge, insgesamt einfach eine sehr, sehr positive und wichtige Erscheinung für uns auf dem Platz und in der Kabine”, sagt Rose. Haidara selbst sagte im Interview mit der LVZ über seinen Förderer: „Er hilft mir viel auf dem Platz und gibt gute Tipps. Er will mir bei meiner Entwicklung helfen. Ich nehme ihm auch nicht übel, wenn er mich mal härter anpackt, wenn etwas schief geht.”
Von den Wechselgerüchten im Winter, als über einen Transfer zu Manchester United spekuliert wurde, ist aktuell nichts mehr zu hören. Vielmehr wird Haidara als Führungskraft in die neue Saison gehen und neben Xaver Schlager den wechselwilligen Laimer ersetzen. Für diese Position hat RB zwar auch den österreichischen Jung-Nationalspieler Nicolas Seiwald verpflichtet, der wie ein Double des Wolfsburger Antreibers Maximilian Arnold aussieht und auch ähnlich engagiert spielt. Doch Dank seiner Leistungen in der Rückrunde hat wohl Platzhirsch Haidara zunächst die Nase vorn.
„Tippel-Tappel-Tour” bei Xaver Schlager
Der zuvor gesetzt Schlager scharrt nach zweimonatiger Verletzungspause wegen Syndesmoseband-Risses wieder mit den Hufen. Doch Roses Devise bei Schlager lautet: „Tippel-Tappel-Tour”. Der Österreicher ist noch kein Startelf-Kandidat, könnte aber zum Saisonende und im DFB-Pokalfinale als Einwechsler noch wichtig werden. „Wir sind froh, dass Xaver so schnell wieder da und eine Option für uns ist. Wir haben ja noch drei Wochen”, sagte Rose. Zunächst aber kann RB weiter auf Amadou Haidara bauen, der Schlagers Absenz beeindruckend genutzt hat, um sich in den Mittelpunkt zu spielen.