RB LeipzigNeuer Jahresabschluss: Red Bull erlässt RB Leipzig 100 Millionen Euro Schulden
Investor Red Bull hat Bundesligist RB Leipzig 100 Millionen Euro an Schulden erlassen. Das geht aus dem neuen Jahresabschluss für die Saison 2018/19 hervor, die der Erstligist am Mittwoch im Bundesanzeiger veröffentlichte. In der Bilanz heißt es, dass „eine Umwandlung von Gesellschafterdarlehen in Höhe von 100 Millionen Euro in die Kapitalrücklage” stattgefunden habe.
„Hier wurden Schulden gegenüber Red Bull sehr elegant und rechtskonform von Fremd- in Eigenkapital gewandelt”, bewertet Bilanzexperte Prof. Ludwig Hierl im Gespräch mit RBlive.de/Mitteldeutscher Zeitung. „Red Bull hat auf die ausstehenden Forderungen verzichtet und hat die Summe vereinfacht ausgedrückt nachträglich auf den Kaufpreis für den Klub draufgelegt.” Bei der Gründung der GmbH hatte Red Bull, das 99 Prozent daran hält, lediglich 2,5 Millionen Euro an Stammkapital eingezahlt.
Durch den Kniff hat RBL nun lediglich 86 Millionen Schulden bei Red Bull anstatt 186 Millionen Euro. Als Wettbewerbsverzerrung oder Verstoß gegen das Financial Fair Play stuft Hierl das Vorgehen nicht ein. Auch anderen Klubs wie etwa dem Hamburger SV seien in der Vergangenheit auf ähnliche Weise Schulden von Geldgebern erlassen worden. Red Bull hätte die 100 Millionen auch bei Gründung der GmbH als Eigenkapital hinterlegen können, was wohl nicht geschehen ist, um den medialen Aufschrei zu verhindern.
86 Millionen statt 186 Millionen Euro Schulden bei Red Bull
Allerdings hatte RB-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff in der Vergangenheit immer wieder darauf hingewiesen, die Kredite mit Zinsen vollständig zurückzahlen zu müssen. „Unsere Darlehen kommen nicht von der Sparkasse Leipzig, sondern zu marktüblichen Konditionen von Red Bull”, hatte Mintzlaff erst im Januar gesagt. „Das Geld wurde uns nicht geschenkt, das sind Darlehen, die getilgt werden müssen. Wenn sich Schalke bei Clemens Tönnies Geld leiht, müssen sie das auch zurückzahlen.”
Der Umsatz im Geschäftsjahr 2018/19 stieg um über 50 Millionen auf 270 Millionen Euro. Aber auch die Ausgaben wuchsen auf 265 Millionen Euro an. Allein die Gehälter stiegen im Vergleich zum Vorjahr um etwa 20 Prozent auf insgesamt 120 Millionen Euro an. Der Jahresüberschuss liegt bei 1,6 Millionen Euro.
RB Leipzigs Finanzchef Hopp: „Transaktion, die völlig üblich ist”
Update: Am Samstagnachmittag kommentierte RB Leipzigs Finanz-CEO Florian Hopp die Jahresbilanz. „Auf den ersten Blick sieht es so aus, als würde der Leistung von Red Bull keine Gegenleistung gegenüberstehen - das ist aber nicht der Fall. Es ist eine Transaktion, die völlig üblich ist, insbesondere in der freien Wirtschaft, aber auch im Fußballgeschäft und auch in der Bundesliga”, sagte Hopp der Deutschen Presse-Agentur.
Der 40-jährige Hopp betonte, dass es keine Schenkung durch den Geldgeber sei. „Die Frage, ob eine Schenkung vorliegt, ist klar zu verneinen. Dann würde auch Schenkungssteuer anfallen, was nicht der Fall ist. Darüber hinaus bekommt Red Bull seinen Zinsverlust in Form einer Vorzugsdividende ausgeglichen”, betonte Hopp. Laut Kicker erhält Red Bull einen Vorab-Dividendenanspruch von jährlich 1,5 Millionen Euro. In der gegenwärtigen Corona-Krise sei die Schuldenumwandlung ein Glücksfall für RB, so Hopp.
Der Finanzchef begründete den Schritt vor allem mit der sportlichen Entwicklung bis in die Champions League des von Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz alimentierten Klubs. Wachsende Spielergehälter sowie breitere Strukturen im Verein und die Umsatzsteigerungen machten den Schuldenerlass notwendig, um den Verein durch gestärktes Eigenkapital krisensicherer zu machen. (RBlive/ukr/mit dpa)