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RB LeipzigPeter Gulacsi von RB Leipzig im Porträt: Kategorie „Unverwundbar”

Von Ullrich Kroemer 03.04.2020, 14:31
Hält jetzt auch wieder die Unhaltbaren: Peter Gulacsi.
Hält jetzt auch wieder die Unhaltbaren: Peter Gulacsi. imago/Eibner

Mindestens sechs Wochen wird die Bundesliga unterbrochen sein. Falls der Ball in dieser Spielzeit überhaupt noch einmal rollen sollte, wird das für die Profis wie ein Saisonneustart. Daher ziehen wir im spielfreien April ein erstes Saisonfazit der Leistungen jedes Akteurs von RB Leipzig. Im Kern stehen natürlich die Leistungen auf dem Platz, doch wir beurteilen auch soft skills wie besondere Qualitäten, Fannähe oder die Präsenz in den sozialen Medien. Wir beginnen mit Leipzigs Nummer eins: Peter Gulacsi.

Saisonanalyse: Es brauchte ein paar Spiele, bis sich Peter Gulacsi an den neuen Stil gewöhnt hatte. Unter Trainer Julian Nagelsmann musste sich der Keeper im Alter von 29 Jahren noch einmal komplett umstellen. Und das als bester Bundesliga-Torhüter der Vorsaison, laut Fachblatt Kicker notenbester Spieler der Liga überhaupt. „Sein Spiel hat sich komplett verändert. Er ist wahrscheinlich der Spieler mit der größten Veränderung. Letztes Jahr hat er fast jeden Abstoß auf Yussuf Poulsen geschlagen, jetzt ist fast kein langer Abstoß mehr dabei. Das war für Pete eine große Veränderung”, erklärte Nagelsmann.

Nun baut Gulacsi das Spiel meist flach über Dayot Upamecano auf und hat nach anfangs mitunter durchschnittlichen Leistungen seine Mitte und sein Niveau der Vorsaison wieder gefunden. Vor allem ist der beim FC Liverpool ausgebildete Keeper so stabil und präzise wie kaum ein anderer. Gulacsis Pässe landen nun noch seltener mal direkt beim Gegner. Patzer wie beim 3:1 gegen Hoffenheim, als er sich gleich zwei Unsicherheiten leistete, haben Seltenheitswert. Was Konstanz und Konzentration angeht, hat sich der Mann aus Budapest nochmals gesteigert. Gulacsi ist auf angenehme Art und Weise unauffällig, keiner für spektakuläre Paraden, sondern der immer stabile Fels in der Brandung.

Topwerte bei parierten Großchancen und Schüssen

Das bestätigen auch die Daten, unter anderem bei sofascore.com und ligainsider.de. Von den Stammtorhütern der Liga hat Gulacsi mit 46,9 Prozent die zweitbeste Quote beim Vereiteln von Großchancen. Nur Schalkes Alexander Nübel ist in dieser Hinsicht besser (53,6), aber bei weitem nicht so stabil wie der Ungar. 65 von 89 Schüssen aufs Tor vereitelte Gulacsi – prozentual gesehen ebenfalls Rang zwei hinter Gladbachs Yann Sommer. Und hinter Bayerns Manuel Neuer hat „Pete”, im Vorjahr der König der weißen Weste, mit acht Spielen zu Null auch die zweitbeste „Cleen-Sheet”-Bilanz.

Zusammengenommen machen ihn diese Fähigkeiten zu einem der besten drei Torhüter der Bundesliga. Das zeigt auch der Vergleich mit Nationaltorhüter-Kollege Manuel Neuer vom FC Bayern (siehe Screenshot). Nur beim Herauslaufen und der Kontrolle in der Luft ist Gulacsi nicht internationale Klasse.

RB-Keeper Peter Gulacsi im Vergleich zu den Durchschnittswerten der Ligakollegen (orange, links) und zu Bayerns Manuel Neuer (blau, rechts).
RB-Keeper Peter Gulacsi im Vergleich zu den Durchschnittswerten der Ligakollegen (orange, links) und zu Bayerns Manuel Neuer (blau, rechts).
sofascore.com (Screenshot)

Moment(e) der Saison: Vor allem in den Topspielen der Rückrunde war Gulacsi zur Stelle. Beim 0:0 gegen die Bayern rettete er mit den Fingerspitzen gegen Leon Goretzka (83.) ebenso wie beim Champions-League-Achtelfinale in London, als er gegen Tottenhams Steven Bergwijn in Panthermanier parierte (17.) und auch in der hektischen Schlussphase die Nerven behielt.

Ein Topteam braucht einen Toptorwart.

RB-Trainer Julian Nagelsmann über Peter Gulacsi

Einschätzung des Trainers: „Ein Topteam braucht einen Toptorwart, um in Situationen wie gegen Tottenhams Steven Bergwijn auch mal da zu sein”, bewertet Trainer Julian Nagelsmann. „Er war in der Hinrunde auch gut, hat aber nicht die Großchancen vom Gegner weggenommen. Es ist gut, dass er das jetzt wieder macht.”

Spezialkraft: Einen Gulacsi haut so schnell nichts um. Nachdem er beim 2:2 gegen Benfica Lissabon vom Knie des Stürmers Vinicius ausgeknockt wurde, wankte er aufrecht vom Spielfeld, machte sicherheitshalber ein Spiel Pause und kehrte dann zurück in den Kasten. Es war die einzige Begegnung, die er seit seinem Wechsel aus Salzburg nach Leipzig 2015 in mehr als viereinhalb Jahren verletzungsbedingt verpasst hat. Kategorie: unverwundbar.

Auftreten: Hinter Keeper-Kollege Philipp Tschauner ist Gulacsi der älteste Spieler im Kader – und so gibt sich der Routinier auch. Der freundliche 1,91-Meter-Hüne ist auch nach schwachen Partien oder Niederlagen immer souveräner und selbstkritischer Ansprechpartner. Ein Ruhepol, den die Fans schonmal mit Sprechchören feiern. Privat engagieren sich die Gulacsis für Frühgeborene und Straßenhunde. Ein Bilderbuch-Profi eben.

Péter Gulácsi überzeugt nicht nur sportlich.
Péter Gulácsi überzeugt nicht nur sportlich.
imago/HJS

Wie aus dem Modekatalog: Bilderbuch-Familie Gulacsi bei Instagram

Style: Eine Prise Profi-Exzentrik leistet sich auch Peter Gulacsi. Weil die Haare immer dünner wurden, ließ er sich auf Anraten seiner Frau auf eine Haartransplantation ein. Von Spiel zu Spiel spross das Haupthaar mehr. Inzwischen trägt er das Haar nicht mehr offen, sondern hat sogar eine modische Undercut-Frisur.

Social-Media-Faktor: Gulacsi und seine schöne Frau Diana Gulacsi-Vigh sind das offenerzigste RB-Pärchen. Bei Instagram inszenieren sich die beiden als perfekte und bestens ausgeleuchtete Bilderbuch-Familie wie aus dem Modekatalog und geben alles preis. Kitsch-Faktor: extrem hoch. Man sieht Peter und Diana in karierten Schlafanzügen (!), in „Mum”-und-„Dad”-Jeansjacken, und Baby Dominik ist wohl das meist fotografierte Kleinkind eines Fußballprofis. (RBlive/ukr)