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RB nimmt an Pilotprojekt teil Schiedsrichter müssen VAR-Eingriffe ab sofort im Stadion erklären

Ab dem kommenden Spieltag werden die Schiedsrichter den Fans per Stadion-Durchsagen in der Bundesliga und der 2. Liga die VAR-Entscheidungen erläutern. RB Leipzig ist einer von neun Klubs, die an dem Pilotprojekt teilnehmen.

27.01.2025, 15:44
Die Anzeige auf der Videotafel reicht nicht mehr aus, ab sofort müssen die Schiedsrichter sich den Fans erklären.
Die Anzeige auf der Videotafel reicht nicht mehr aus, ab sofort müssen die Schiedsrichter sich den Fans erklären. (Foto: imago/Contrast)

Leipzig/sid/ukr – Achtung, Ansage: Wortgewaltig wie nie zuvor geben die Bundesliga-Schiedsrichter ab dem kommenden Wochenende den Ton an und rücken noch stärker als bisher in den Fokus. Am 20. Spieltag startet in ausgewählten Stadien des Profifußballs die Testphase mit Lautsprecher-Erklärungen der Referees nach Eingriffen der Video-Assistenten (VAR). Auch RB Leipzig nimmt an dem Pilotprojekt von DFL und DFB teil. Die Schiedsrichter müssen also künftig Entscheidungen wie die am Samstag in Leipzig, nach dem Tritt von Florian Wirtz auf die Wade von David Raum nicht auf Foul zu entscheiden, über das Stadionmikro erklären – gellende Pfeifkonzerte sind programmiert.

„Wir zahlen damit in das Thema Transparenz ein. Wir wagen nun einen ersten Schritt – und sind gut vorbereitet”, sagte Schiedsrichter-Chef Knut Kircher zu den Plänen nach dem Vorbild der US-Footballliga NFL: „Wir wollen die Zuschauer abholen, die im Stadion sind. Mit Blick auf die Nettospielzeit rechnen wir nur mit wenigen Sekunden mehr – die werden nachgespielt.”

Testphase bis Saisonende

Die Testphase soll bis zum Ende der aktuellen Saison laufen. Dann wollen die Verantwortlichen die Ergebnisse prüfen. Getestet wird vorerst in neun Stadien: Neben RB Leipzig beteiligen sich Bayern München, Borussia Dortmund, Eintracht Frankfurt, SC Freiburg, Bayer Leverkusen, Fortuna Düsseldorf, SpVgg Greuther Fürth und FC St. Pauli – analog zu den neun Mitgliedern der DFL-Kommission Fußball. „Innovative Ansätze sind Teil unserer Club-DNA”, erklärte Leipzigs Geschäftsführer Johann Plenge. „Es ist ein weiterer Schritt, um mit der Bundesliga im internationalen Wettbewerb schrittzuhalten.”

Unter anderem der Weltverband FIFA hat in verschiedenen Wettbewerben bereits Testläufe durchgeführt, etwa bei der Frauen-WM 2023 in Australien und Neuseeland. In Deutschland machen am Wochenende machen die fünf Partien Fortuna Düsseldorf gegen den SSV Ulm, Bayern München gegen Holstein Kiel, FC St. Pauli gegen den FC Augsburg, Eintracht Frankfurt gegen den VfL Wolfsburg und Bayer Leverkusen gegen die TSG Hoffenheim den Anfang. Bei RB Leipzig wird die Neuerung erstmals am 9. Februar bei der Partie gegen den FC St. Pauli (So., 17.30 Uhr) zu sehen und hören sein.

RB-Sportchef Schäfer: „Am Ende hilft es allen”

Zur Einführung wird den Stadionbesuchern ein kurzer Videoclip gezeigt. In ihm wird erklärt, dass der Unparteiische zu Wort kommt, wenn er für eine Überprüfung am Monitor war oder wenn er eine Entscheidung aufgrund des VAR-Hinweises ändert. Der Referee wird dann per Knopfdruck sein Headset freischalten und über die Lautsprecher zu hören sein. Der Schiri soll über die betreffende Szene, das Ergebnis und die finale Entscheidung berichten.

„Am Ende hilft es allen, wenn Schiedsrichterentscheidungen nachvollziehbar und transparent sind. Das gilt für die Spieler auf dem Platz, das Team auf der Bank und die Menschen auf der Tribüne gleichermaßen”, sagt Leipzigs Sport-Geschäftsführer Marcel Schäfer. „Oft entscheiden Kleinigkeiten über Sieg oder Niederlage. Daher freue ich mich, dass man künftig noch bessere Einblicke in die Entscheidungsfindung von Schiedsrichtern bekommt.”

Nicht alle Schiedsrichter sind von dem Projekt angetan

Laut VAR-Chef Jochen Drees gibt es seit einem Jahr die Überlegungen hinsichtlich der Durchsage. In mehreren Trainingslagern haben die Schiedsrichter geübt, zwei Piloten halfen bei der Suche nach der richtigen Kommunikation. Den letzten Feinschliff gab es zuletzt beim Lehrgang in Portugal.

Drees machte keinen Hehl daraus, dass nicht alle Schiedsrichter begeistert von der Neuerung waren. „Es ist ungewohntes Terrain für sie, wir mussten Überzeugungsarbeit leisten - aber nun stehen alle Betroffenen dem Ganzen offen gegenüber”, sagte der Ex-Referee: „Es gehört ab jetzt zum Teil des Schiedsrichter-Profils.”

Sorgen bereiten vor allem technische Ausfälle oder Versprecher in Kombination mit einem anschließenden Shitstorm in den Sozialen Netzwerken. Um die Gefahren so gering wie möglich zu halten, starten die Schiris laut Drees mit einer „Basisversion der Verkündung”. Eine Weiterentwicklung sei aber „durchaus denkbar”.