1. RB Leipzig News
  2. >
  3. News
  4. >
  5. Pro & Contra: Ole Werner tut RB gut vs. Zweifel an seiner Eignung

Pro & Contra Werner tut RB gut vs. Zweifel an seiner Eignung

Die Diskussion über die Verpflichtung von Ole Werner als neuen Trainer von RB Leipzig polarisiert in der Fanszene. Die RBlive-Reporter Ullrich Kroemer und Martin Henkel diskutieren mit. 

Von Ullrich Kroemer, Martin Henkel 26.06.2025, 05:32
Quo vadis, RB, mit Ole Werner?
Quo vadis, RB, mit Ole Werner? (Foto: imago/DeFodi/RBlive)

Leipzig – Es gibt aktuell zwei Lesarten der Verpflichtung von Ole Werner als neuen RB-Trainer. Für die einen ist der personifizierte Abstieg des Topklubs ins Mittelmaß; für die anderen die bestmögliche verfügbare Alternative mit Entwicklungspotenzial. Die RBlive-Reporter Ullrich Kroemer und Martin Henkel tauschen die Argumente aus.

Pro: Werner muss und kann fachlich überzeugen

Von Ullrich Kroemer

Gewiss, Ole Werner ist sicher seit Peter Pacult 2011 in der Regionalliga die untypischste Trainerbesetzung bei RB Leipzig. Dass ein Trainer die Mannschaft wieder zurück zur RB-DNA führen soll, der diese Philosophie aber gar nicht von der Pike auf gelernt und verinnerlicht hat, ist auf den ersten Blick paradox. Und die besten Talente Europas, um die RB buhlt, gehen sicher auch nicht mit leuchtenden Augen aus Gesprächen mit dem wenig schillernden und international unbekannten Norddeutschen.

Doch letztlich zählt nicht der Unterhaltungsfaktor des Trainers, sondern der Unterhaltungsfaktor und Erfolg des Fußballs, den dieser spielen lässt. Und der war bei Werners Teams in den vergangenen Jahren oft beachtlich. Bei genauerem Hinschauen verkörperte Werder unter Werner offensiv vieles, wofür auch RB stehen will. Die Auswertung der Daten der vergangenen Saison zeigt, dass Werder sich durch hohe Passfrequenz und hohes Spieltempo mit direktem, flachem Spiel definierte. Auffällig war der Fokus auf schnelle Konterangriffe und die Eroberung von zweiten Bällen.

Geerdeter Charakter für nervöse Leipziger 

Auffällig agierten die Bremer bei der Anzahl der Steckpässe hinter die gegnerische Abwehr. 5,5 Mal pro Spiel gelangen solche tödlichen Pässe durch die Gasse – nur Bayern München war in dieser Statistik besser. Allesamt Elemente, die Werner bei RB gern einbringen kann. Dringend dazulernen muss er bezüglich des Pressingnetzwerkes, das RB immer auszeichnete, und der generellen Spielprinzipien des Red-Bull-Fußballs, mit denen er noch nie in Kontakt kam. Doch anders als etwa ein gestandener Trainer wie Roger Schmidt und Oliver Glasner ist Werner absolut noch gewillt, dazuzulernen.

Fachlich kann dieser unscheinbare Typ also durchaus etwas. Und nur so kann Werner in der Kabine und im Umfeld letztlich überzeugen. Mag der 37-Jährige auch ein Übergangstrainer sein, der durch die Absagenflut anderer Kandidaten und Klubs nach oben gespült wurde. Doch vielleicht tut dieser bodenständige, geerdete Charakter mit der Anmutung eines Sportlehrers dem aus den Fugen geratenen Red-Bull-Klub in dieser Saison des Umbruchs ganz gut und kann das RB-Spiel im besten Falle nicht nur schärfen, sondern auch weiterentwickeln.

Contra: Aura einer C-Lösung

Von Martin Henkel

Ole Werner verdient einen Vorschuss an Offenheit seinem künftigen Wirken als Trainer von RB Leipzig gegenüber, wie dies für jeden Fachmann gilt, der seine Arbeit unter einem neuen Arbeitgeber antritt. Dass Werner ein Fachmann ist, ergibt sich allein aus der Tatsache, dass er nun schon seit einiger Zeit als Fußballlehrer – ob in Kiel oder Bremen – in der 1. und 2. Bundesliga tätig ist.

Gedanken darüber anzustellen, wie denn seine Arbeit in Leipzig ausfallen wird, sind außerdem rein spekulativer Natur, denn eine Glaskugel, mit der man in die Zukunft schauen kann, gibt es nur in Märchen. Es lässt deshalb allenfalls mutmaßen, was der 37-Jährige zuwege zu bringen vermag an der Spitze eines Teams, das in der vergangenen Saison erstmals in der Bundesliga-Geschichte des Klubs die Qualifikation für das europäische Geschäft verpasst hat.

Wenig Autorität durch bisherige Erfolge

In dieser Tatsache freilich liegen ein paar Zweifel an seiner Eignung begründet. Dass er nicht die erste oder zweite Wahl gewesen ist, sondern ihn die Aura einer C-Lösung umgibt, ist ein Handicap zum Start seiner Arbeit. Ole Werner hatte es darüber hinaus noch nie mit einer Gruppe von Profis zu tun, von denen eine Handvoll mehr Marktwert aufsummieren, als seine gesamten Kader in Kiel und Bremen zusammen.

Mit diesen Werten aber gehen Persönlichkeitsmerkmale wie Selbstbewusstsein, mitunter Divenhaftigkeit, Sensibilität und manche Verzweiflung einher, die zu managen gänzlich neu für Werner sein wird. In diesen Aspekt hinein gehört das Thema Autorität. Die kann der Neue weder durch kleinere Erfolge mit Kiel und Bremen noch durch eine eigene, schillernde Spielerkarriere in die Waagschale werfen.

Sein Heil hängt deshalb mehr oder weniger an seinen fachlichen Talenten, die man bei seinen bisherigen Klubs zwar hat aufblitzen sehen, das aber meist in Spielen, in denen seine Teams Underdogs gewesen waren. Ein Kader wie der von RB Leipzig hingegen ist es gewohnt, als Favorit wahrgenommen zu werden. Das erfordert andere Taktiken und Strategien. In dieser Gemengelage kommt es Werner womöglich zugute, dass das Red-Bull-Personal in die neue Saison startet, ohne den meisten Gegnern per se überlegen zu sein. Vielleicht wächst man ja daran zusammen.