DFB-Pokal-Gegner im Porträt Ein Ex-RB-Talent räumt ab: Das erwartet Leipzig beim SV Wehen Wiesbaden
Wer etwas über die Stärken des SV Wehen Wiesbaden erfahren will, der sollte sich das Relegations-Hinspiel vom 2. Juni 2023 gegen Arminia Bielefeld anschauen. Da überrollte der damalige Drittligist den klassenhöheren Traditionsklub regelrecht mit 4:0 und machte damit den Aufstieg fast schon vor dem Rückspiel wenige Tage später perfekt.
Es war eine der Wiesbadener Sternstunden, auch Dank Benedict Hollerbach. Der pfeilschnelle Stürmer hatte sein Team mit 14 Saisontoren überhaupt erst in die Relegation geschossen und dort gleich nochmal drei Treffer nachgelegt.
Wenn der SVWW am Mittwochabend (20.45 Uhr) Titelverteidiger RB im der ersten DFB-Pokal-Hauptrunde empfängt, wird Hollerbach allerdings schmerzlich fehlen. Er wechselte im Sommer zu Union Berlin, wo er bislang kaum zum Einsatz kommt. In Wiesbaden hinterließ er derweil eine Lücke, die bislang nicht geschlossen werden konnte.
SV Wehen Wiesbaden: RB-Gegner hat ein Offensivproblem
Nach gutem Saisonstart stürzte der Klub zuletzt auf Rang 14 in der Tabelle ab, die Stimmung könnte besser sein. Hauptgrund dafür ist die harmlose Offensive. Mit zwei Toren nach sieben Spieltagen ist Ivan Prtajin bester Schütze im Team, kein Profi kommt auf mehr als zwei Scorerpunkte.
In keinem Saisonspiel schoss der SVWW mehr als ein Tor, zuletzt blieb das Team um Trainer-Haudegen Markus Kauczinski beim 0:2 gegen Mitaufsteiger SV Elversberg sogar erstmals komplett torlos. Sechs Saisontore – eine ausbaufähige Bilanz.
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Ein Blick auf den Kader zeigt, dass in Wiesbaden eher die Defensive Trumpf ist. Im Sommer wurde in Marcus Mathisen ein starker Innenverteidiger geholt, der bislang jede Minute auf dem Rasen stand und zuletzt sogar die Kapitänsbinde trug. Der Däne ist in der Regel Chef einer sehr soliden Dreierabwehr, Kauczinski lässt sein Team bevorzugt im 3-5-2 auflaufen.
SV Wehen Wiesbaden: Gino Fechner trug schon das RB-Trikot
Vor der Abwehr ist Gino Fechner der Mann fürs Grobe. Der 26 Jahre alte Mittelfeldspieler stammt aus der Jugend von RB Leipzig und war zuletzt auf der "Sechs" gesetzt.
Vor dem einzigen Ex-RB-Spieler im Aufgebot ist Robin Heußer der wohl fußballerisch interessantes Profi im Kader. Guter Fuß, gute Standards, enorm laufstark – der 25-Jährige war die Entdeckung der Aufstiegssaison und zeigte auch in der 2. Bundesliga nahtlos seine gute Form.
Auf der rechten Außenbahn soll der offensivstarke Thijmen Goppel wirbeln. Der Niederländer war früher mal Außenstürmer und ist mit seiner enormen Schnelligkeit recht auffällig. Die deutlich defensivere Variante wäre Kapitän und Routinier Sascha Mockenhaupt. Auf links beackert in Nico Rieble ein gelernter Verteidiger seine Seite.
SV Wehen Wiesbaden verdoppelt Zuschauerschnitt nach dem Aufstieg
Im Angriff sucht Trainer Kauczinski noch nach der besten Lösung. Der Kroate Ivan Prtajin schoss 16 Drittliga-Tore zum Aufstieg und immerhin auch schon zwei in der 2. Bundesliga. Landsmann Franko Kovacevic ist sportlich noch nicht wirklich angekommen in Wiesbaden. Im Kanadier Kianz Froese läuft stattdessen ein eher spielstarker Stürmer als zweiter Mann im Zentrum auf. Seine Bilanz: Ein Saisontor in sieben Partien.
Die Brita-Arena, Heimspielstätte des SVWW, konnte sich bislang den Ruf erarbeiten, ein besonders stimmungsvoller Ort des deutschen Fußballs zu sein. Im Aufstiegsjahr sahen rund 4200 Zuschauer im Schnitt die Partien, nur Rang 16 innerhalb der 3. Liga.
Immerhin sind es in Liga zwei bislang rund 9000 im Schnitt, prominente Gegner wie Hertha oder Schalke ziehen. Und auch gegen Leipzig wird das Stadion wohl rappelvoll werden, ein Bundesligist von diesem Format kommt schließlich nur höchst selten vorbei.
"Wir wollen zeigen, dass Wehen Wiesbaden zu Recht in die 2. Liga aufgestiegen ist, und weiter Werbung für uns machen", sagte SVWW-Geschäftsführer Nico Schäfer im "kicker"-Interview: "Wenn wir unsere Geschlossenheit und unseren Spirit auf den Platz bringen, sind wir auch für jeden Gegner gefährlich."