RB im Kreativloch „Vorn fällt uns zu wenig ein und hinten einer rein”
Die Fehlersuche nach dem komplett enttäuschenden 0:2 von RB Leipzig bei Tabellenschlusslicht Mainz 05 war für Marco Rose schnell abgeschlossen – zumindest öffentlich. Der im Grunde einzige Punkt in der Analyse des Leipziger Fußballlehrers war die fehlende Klarheit im letzten Drittel.
Rose analysierte: „Viele Dinge machen wir grundsätzlich ordentlich und richtig, aber wir wollen häufiger und klarer vors gegnerische Tor kommen. Es geht um Entscheidungsfindung, gegen eng und tief stehende Gegner die richtigen Entscheidungen zu treffen, klar zu bleiben und auch mal ein Tor zu erzwingen. Ich habe großes Vertrauen in uns und die Gruppe, dass wir das wieder hinbekommen.”
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RB zu abhängig von Xavi Simons
Kein grundsätzliches Problem also, sondern nur eine Momentaufnahme? „Es fehlen keine Riesendinge, sondern es sind Kleinigkeiten, aber die können vieles bewirken. Wir sind in einer Phase, in der uns vorn zu wenig einfällt und uns hinten einer reinfällt”, sagte Rose griffig. Und in der Tat fehlt es nicht nur in der Offensive an Ideenreichtum und Konsequenz, sondern in der Verteidigung auch an Struktur in der sogenannten Restverteidigung bei Überfall-Kontern des Gegners.
Doch das Problem liegt wohl noch ein wenig tiefer, als es Rose öffentlich diskutiert. Gegner wie Bochum, Wolfsburg und auch Mainz haben demonstriert, dass RB Leipzig gegen tief stehende, kompakte Gegner derzeit zu leicht ausrechenbar und durchschaubar ist. Eine gute Struktur hat das Team vor allem gegen den Ball bei Eroberungen; offensiv lässt Rose den Spielern großen Freiraum zur Entfaltung. Doch wenn Xavi Simons, von dem RB derzeit zu abhängig ist, und Lois Openda keinen Geistesblitz haben und Probleme über ihre individuelle Klasse lösen oder die Mannschaft als Team wie beim 5:1 gegen den VfB Stuttgart mit immensem Aufwand genügend Wucht entwickelt, ist das Ballbesitzspiel zu statisch, unkreativ und ungefährlich. Wenn die Gegner das Zentrum schließen und Xavi aus dem Spiel nehmen, kommt von den Kollegen aktuell zu wenig. Ein inhaltliches Defizit und systematisches Problem.
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Rose: „Wenn es um die Wurst geht, ist es zu wenig”
„Dann, wenn es um die Wurst geht, ist es zu wenig. Da würde dir ein Dani Olmo helfen”, bekannte auch Rose. Doch Olmo ist nun einmal wieder monatelang verletzt. Da braucht es klare Abläufe und Mechanismen, wie die fest zementierten Abwehrreihen aufgebrochen werden können, und Roses wuchtiger Überfallfußball mangels Tempo und Platz mal nicht der Schlüssel zum Erfolg ist.
Gegen Mainz erspielte sich RB lediglich zwei Abschlüsse, die auch aufs Tor kamen – insgesamt hatte RB nur zwei Gelegenheiten durch Baumgartner in der ersten und Simons in der zweiten Hälfte. Das machte lediglich 0,51 expected goals versus 1,51 erwartete Tore der Mainzer. Gegen Wolfsburg sah das ganz ähnlich aus. „Ich sehe uns in der Pflicht, habe aber ein gutes Gefühl für Belgrad”, verbreitete Rose vor dem Champions-League-Auswärtsspiel Hoffnung. Er könnte Recht behalten, weil Roter Stern kein ausgewiesenes Betonteam ist, sondern selbst Dominanz gewohnt ist in der Pflicht steht, mutig mitzuspielen.
RB Leipzigs Kreativprobleme gegen die „Kleinen” in der Liga, gegen die RB notorisch zu viele Punkte lässt, löst das freilich nicht.