"Mit RB in der Liga etablieren" Für Führungsspielerin Jenny Hipp und die RB-Frauen beginnt das Abenteuer Bundesliga
Für Jenny Hipp geht ein Traum in Erfüllung, wenn sie am Sonntag (14 Uhr/Magenta Sport/DAZN) beim 1. FC Köln ihr erstes Bundesliga-Match bestreiten wird. „Die Vorfreude ist riesig. Das ist ein Spiel, auf das wir lange hingearbeitet und hingefiebert haben“, sagt die 25-Jährige, die seit 2021 für RB aufläuft.
>>> Weiterlesen: Wo die Frauen-Bundesliga zu sehen ist - und was sie kostet
Die RB-Frauen gehen das Abenteuer Bundesliga nach drei Jahren in der zweiten Liga mit acht Neuzugängen an. Darunter die frühere Nationalspielerin Sandra Starke, 2022 Double-Gewinnerin mit dem VfL Wolfsburg. „Wir wollen immer ein Tor mehr als der Gegner schießen, aber das wird natürlich keine leichte Aufgabe in Köln", sagt Hipp, die beim 1. FFC Frankfurt und Turbine Potsdam ausgebildet wurde.
Zweitbeste Torjägerin von RB Leipzig
Trainer Saban Uzun ist überzeugt, dass Hipp auch in der Bundesliga „in die Rolle einer Führungsspielerin reinwachsen kann“. Auf ihre eigene Art und Weise. „Jenny ist nicht laut, sondern geht durch ihren Einsatz voran. Wenn sie sich so weiter entwickelt, traue ich ihr bei uns und auch darüber hinaus einiges zu“, sagt Uzun.
Die Mittelfeldspielerin war in der Aufstiegssaison mit 14 Toren in allen Wettbewerben hinter Vanessa Fudalla zweitbeste Torjägerin der Sachsen. Sie ist eine Spielerin, die den Unterschied ausmachen kann. Neben ihrer Torgefährlichkeit zeichnet sich die Box-to-Box-Spielerin durch ihren Motor, ihre Vielseitigkeit, gute Technik und Intensität im Angriffs- und Ballgewinnspiel aus. „Damit ist sie wie geschaffen für unseren Fußball“, sagt Uzun über seine Nummer 19. Vier Elfmetertore beweisen, dass sie auch Verantwortung nicht scheut und viel Gefühl im rechten Fuß hat.
Gute Laune in der RB-Kabine
Auch in der Kabine ist die junge Frau mit den vielen Tatoos und den blonden Locken mit ihrer lockeren, offenen Art nicht wegzudenken. „Ich bin mit elf Geschwistern aufgewachsen. Da lernt man, mit vielen Leuten zurecht zu kommen, auf seine Mitmenschen zu achten und kommunikativ durch den Alltag zu gehen“, sagt Hipp.
Eine eigene Fußballmannschaft in der Familie – wer kann das schon von sich behaupten? „Ich habe mit meinen Geschwistern immer auf dem Bolzplatz gezockt“, berichtet sie. Bei der nicht ganz ernst gemeinten Frage, ob sie selbst elf Kinder haben möchte, lacht sie laut auf - und verneint.
>>> Weiterlesen: Die wichtigsten Fragen und Antworten zur ersten Bundesliga-Saison der RB-Frauen
Nach ihrer Ausbildung bei Turbine Potsdam zwischen 2012 und 2017 wechselte Hipp an die University of Massachusetts. In den USA sammelte sie in knapp vier Jahren viele prägende Eindrücke und machte ihren Bachelor in Soziologie. „Amerika war die schönste Zeit. Dort war jedes Sportevent gefühlt ein eigener Feiertag. Das war beeindruckend“, erinnert sich Hipp.
Hipp sichert sich für die Zukunft ab
Sie kann inzwischen vom Fußball leben, aber nicht aussorgen. Deswegen arbeitet die Hessin schon heute bei einer Agentur, die jungen Fußballerinnen Sportstipendien nach Amerika vermittelt. Das Verantwortungsbewusstsein zeigt sie auch im Verein. „Mit 25 Jahren gehöre ich schon zu den erfahreneren Spielerinnen und will deswegen in jedem Training und in den Spielen präsent sein und positiv voran gehen.“
Dazu gehören aber keine vollmundigen Ankündigungen. Hipp nennt den Klassenerhalt als Ziel für die Premieren-Saison im Oberhaus - auch wenn RB mit dem verstärkten Aufgebot mit dem Abstieg sicherlich wenig tun haben wird. Daran, Meister Bayern München oder den VfL Wolfsburg zu ärgern, verschwendet sie noch keine Gedanken. „Wir konzentrieren uns jetzt auf Köln. An etwas anderes denke ich noch gar nicht.“
Sie will die Lockerheit nicht vergessen
Auch nicht an eine Berufung für die deutsche Nationalmannschaft, wenn ihre Leistung weiter auf dem hohen Niveau bleibt? „Ich will einfach gesund bleiben, mich weiter verbessern und mich mit RB in der Liga etablieren. Alles andere ist ein Bonus.“ Jetzt gilt es erstmal im Oberhaus anzukommen und den Traum mit Leben zu füllen. „Und dabei auch die Lockerheit nicht zu vergessen, sollte es mal nicht so laufen“, betont Jenny Hipp. „Darin sehe ich meine Aufgabe.“