Deutschland gegen Polen RB-Konkurrenzkampf setzt sich im DFB-Team fort
Niemand weiß, was Hansi Flick gerade durch den Kopf geht, wenn er an seinen Kader denkt, mit dem er die Europameisterschaft im eigenen Land kommenden Sommer bestreiten will. Der Bundestrainer experimentiert mit Varianten, wie sich Anfang dieser Woche beim 3:3 gegen die Ukraine zeigte. Flick probierte es mit einer Fünferkette in der Defensive, nach 56 Minuten stand es 1:3.
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Mit Beteiligung eines Leipziger Akteurs. David Raum agierte auf dem linken Flügel, in der Verfassung eines Ergänzungsspielers bei seinem Verein Rasenballsport. In den letzten fünf Spielen inklusive des gewonnenen Pokalfinales der vergangenen Saison stand er nur noch einmal auf dem Rasen; es war beim 2:4 gegen den FC Schalke, 29 Minuten lang.
Henrichs ersetzt Raum bei RB
Gut möglich, dass Flick nach Raums recht verzagtem Auftritt im 1000. Spiel der DFB-Geschichte deshalb heute in der Auswärtspartie gegen Polen am Freitagabend (20.45 Uhr) den nächsten Spieler ausprobiert, ob der vielleicht seine Erwartungen umsetzen kann. Und gut möglich, dass dieser Spieler der nächste RB-Profi sein wird: Benjamin Henrichs.
Den 26-Jährige hatte Raum bereits gegen die Ukrainer in der 71. Minute ersetzt, danach fielen noch zwei deutsche Tore. Und auch im Verein hat Henrichs den Kollegen als Startelfspieler ersetzt, entweder positionsgetreu oder durch eine Rochade, wenn Trainer Marco Rose ihn auf die rechte Seite stellte.
Henrichs mit vier Toren für RB Leipzig
Lediglich bei den Flanken ist Henrichs seinem Vereinskollegen unterlegen, obgleich auch Raums Hereingaben in seiner ersten RB-Saison weit von der Qualität der Zirkelvorlagen aus der Vorsaison bei der TSG Hoffenheim entfernt waren.
Ansonsten ist er der bessere Techniker von beiden, der bessere Verteidiger im Zweikampf, er hat mehr Dynamik, kann gewandter dribbeln und ist torgefährlicher. Vier Treffer erzielte der gebürtige Kölner in der abgelaufenen Saison, eines mehr als im Vorjahr, drei bereitete er vor. Raum im Vergleich: null Treffer, zwei Vorlagen.
Henrichs hat auch die breitere Brust gerade, seit ihn Rose im Wintertrainingslager in Abu Dhabi aus einem Gemütstief zog. Im Sommer war der Großvater gestorben, im Herbst ließ ihn Flick für die Weltmeisterschaft in Katar außen vor. Man durfte Henrichs darauf nicht ansprechen - tief saß die Enttäuschung.
RB-Coach Rose setzt auf Henrichs
Im Interview mit der MZ beschrieb er im April den Auftauchmoment in den Emiraten. „Der Trainer hat mir klar gesagt, was er von mir erwartet, wie ich mich in die Startelf spielen kann“, sagte er im Gespräch. „In der Winterpause habe ich dann einen Schub bekommen und im Trainingslager hart gearbeitet.“
Der Rückenwind schob Henrichs in der Rose-Hierarchie nach vorn, 10 Startelfeinsätze folgten bis zum Pokalfinale, in der Summe waren es am Ende 29 Beginner-Partien von insgesamt 44.
Deshalb ist er zurück im Flick-Kader, und dieses Mal vielleicht für einen längeren Zeitraum als in den Jahren zuvor. Seit der U-15 ist der talentierte Rheinländer, der bei Bayer Leverkusen groß wurde und über die AS Monaco vor drei Jahren bei RB Leipzig landete, Spieler beim DFB. 2016 feierte er 19-jährig sein A-Team-Debüt, trotzdem kommt er bis dato nur auf acht Länderspieleinsätze.
Welchen Plan hat Hansi Flick mit Henrichs?
Es sind seine vielen Talente, ausgebildet als Stürmer, verfeinert als Spieler zentral vor der Abwehr, veredelt als Außenbahnverteidiger, die „Fluch und Segen zugleich sind“, wie er gegenüber der MZ im April bemerkte. „Es kommt auf den Trainer an“, so Henrichs, der allein bei RB bereits drei hatte. „Der eine sagt, ich baue auf dich und setze dich auf deiner stärksten Position ein. Der andere sagt, du bist überall ganz ordentlich, hast aber keine feste Position.“
Wo ihn Flick am wertvollsten sieht, ist bislang unklar. Er hat ihn ja auch erst drei Mal eingesetzt, zwei Mal als Rechtsverteidiger, einmal auf links. Vielleicht kommt gegen Polen ein zweites Mal links dazu. Doch weiß denn schon, was dem Bundestrainer gerade durch den Kopf geht.