RB-Leader vor Comeback: Warum Xaver Schlager ans Karriereende dachte

Leipzig/msc – Xaver Schlager steht nach einer sehr langen Fußballpause wieder vor einem Comeback bei RB Leipzig. Ein Kreuzbandriss und eine anschließende Verletzung am selben Knie hatten ihn fast ein ganzes Jahr außer Gefecht gesetzt. Im Interview mit dem Kicker spricht er über die Rückkehr nach einer gefühlten Ewigkeit.

Nachdem er seine Kreuzbandverletzung überwunden hatte, erwischte es ihn im Testspiel gegen FK Banik Most erneut, als er nach einem Foul auf sein rehabilitiertes Knie fiel. "Man wusste im ersten Monat nicht so recht, was die Ursache der erneuten Probleme ist", so Schlager. RB kommunizierte lange wenig, zwischenzeitlich grätschte sogar Österreichs Nationaltrainer Ralf Rangnick öffentlich rein und sprach von einem Knochenödem.

Die Ungewissheit nagte an ihm, sie erinnerte ihn an eine Schambeinverletzung während seiner Jugendzeit. Zwischenzeitlich habe er durchaus angezweifelt, ob er jemals wieder auf dem Rasen stehen kann. "Da stellt man sich schon die Frage: Hält das Knie überhaupt noch? Ich war dann froh, dass bei dem Eingriff Anfang Februar die Ursache gefunden wurde."

Was auch schwer zu verarbeiten war: Er habe sich "ein bisschen schuldig gefühlt, weil man nicht helfen kann", auch weil Trainer Marco Rose einige Male auf die Bedeutung seiner Abwesenheit verwies.

Seine fehlende körperliche Robustheit habe sich beispielsweise in der Champions League bemerkbar gemacht. Gegen "Mannschaften, die einfach abgezockter und cooler waren als wir" sahen seine jungen und unerfahreneren Kollegen blauäugig aus. Sein Rat für den Lernprozess: "Nicht alles auf die Goldwaage legen." Diese Gelassenheit beobachtet er auch bei Trainer Rose. "Er ist bei sich, probiert richtig viel, und er verfällt nicht in die vorhin erwähnten Paniksachen."

Schlager habe in der langen Pause Abstand vom Fußball genommen, "weil du dich sonst zu sehr quälst." Museen, Ausstellungen, Lesen und Tagebuch – Schlagers Interessen abseits des allgegenwärtigen Sports klingt nicht wie die eines gewöhnlichen Fußballprofis. 

Jetzt ist er aber wieder mit dem Mannschaftstraining. "Wieder im Alltag zu sein mit den Jungs, ihren Rhythmus zu haben, bei lustigen Aktionen im Training dabei zu sein und mitreden können – all das hat mir sehr gefehlt."

Er würde nicht ausschließen, gegen Borussia Dortmund wieder spielen zu können. "Wenn ich es mir nicht zutrauen würde, sollte ich kein Fußballer sein", sagt er. Aber ob sich Marco Rose bereits traut, ihn ins Rennen zu schicken, darf man bezweifeln. Nach den verfrühten Einsätzen seiner Kollegen wie Castello Lukeba, der sich kurz nach einer Verletzung erneut verletzte und zwei Monate ausfiel, könnte die Vorsicht vor einem erneuten Rückschlag größer sein.