RB Leipzig"Schaue gar nicht mehr hin": Henrichs über Fußball im TV (exklusiv)
Er ist einer der Neuen bei RB, kommt auf Leihbasis von der AS Monaco und verbindet mit dem Jahr bei RB Leipzig, das der Verein am Ende vielleicht die Kaufoption zieht und er bleiben kann. Dafür aber muss Benjamin Henrichs spielen und seinen Platz in der Abwehr des Vorjahresdritten finden.
Für einen, der schon den Confed-Cup mit dem DFB gewonnen hat und Zweiter bei der U21-EM voriges Jahr wurde, ein Leichtes - sollte man meinen. Aber der 23-Jährige hat aufgrund des frühen Saisonabbruchs in Frankreich seit sieben Monaten kein Pflichtspiel mehr bestritten. Wir haben mit ihm über fehlenden Rhythmus gesprochen, seine Hoffnungen für eine Rückkehr zu alter Stärke, seine Hausnachbarn, wer den größten Balkon hat und wie es sich vor 8500 Zuschauern spielt.
Herr Henrichs, wie ist die Form kurz vor dem Start in ihre erste Saison mit RB?
Benjamin Henrichs: Ich habe seit Februar nicht über 90 Minuten gespielt. Mein Körper muss sich zuerst mal wieder an die Belastung gewöhnen. Aber ich bin voll im Training und hole auf. Ich bin heiß auf die Saison.
Wer sind Henrichs Nachbarn?
Seit ihrem letzten Spiel sind fast sieben Monaten vergangen. So lange dauert ungefähr die Reha, wenn man sich das Kreuzband reißt. Ein vergleichbares Gefühl der Untätigkeit?
Ich hatte zum Glück noch keine so schwere Verletzung, aber so stelle ich mir das vor. Wenn ich jetzt sehe, wie die Ligue 1 in Frankreich wieder gestartet ist, halte ich das kaum aus. Ich bin echt froh, dass es wieder losgeht.
Wie muss man sich Benjamin Henrichs gerade vorm Fernseher vorstellen?
Wenn Fußball läuft, schaue ich manchmal schon gar nicht mehr hin. Ich will endlich wieder raus, mitmachen und zeigen, was ich drauf habe.
Wie stehen die Chancen, dass der Trainer Sie am Sonntag von Beginn an auf den 1. FC Nürnberg loslässt?
Das weiß ich nicht, ehrlich. Aber ich hoffe, dass ich so viele Spiele wie möglich machen kann.
Sie sind jetzt seit ein paar Wochen in Leipzig, gefällt es Ihnen?
Ja, sehr! Die Stadt ist schön, die Seen in der Umgebung auch. Allerdings bin ich in erster Linie hier, um mit RB Leipzig Fußball spielen.
Sie sind für ein Jahr von der AS Monaco geliehen, danach kann RB Sie per Option kaufen. Lohnt es sich vor diesem Hintergrund, aus dem Hotel auszuziehen?
Das bin ich schon. (lacht) Am Montag habe ich meine Wohnung bezogen! Ich habe alle meine Sachen aus Monaco nach Leipzig bringen lassen und bin jetzt Mieter.
Henrichs und Clayderman
Was war drin im Umzugswagen?
Klamotten, mein Bett, meine Couch, Fernseher, ein Keyboard.
Sie spielen Klavier?
Na ja, ich kann keine Noten lesen. Ich schaue mir auf Youtube an, wie es funktioniert und spiele die Songs dann nach.
Der Klassiker für Klavieranfänger ist u.a. Richard Claydermans „Ballade pour Adeline“. Auch für Sie?
(lacht) Nein! Ich habe mit einem Lied aus dem Film „Ziemlich beste Freunde“ angefangen.
Ich habe den größten Balkon"
Benjamin Henrichs, Spieler RB Leipzig
Sie haben mal gesagt, eine der größten Herausforderungen, nach Monaco zu gehen, war das Alleinsein in einer fremden Stadt und Kultur. Kennen Sie Ihre Nachbarn in Leipzig schon?
Klar. Vom Training. (lacht). Nordi (Mukiele, Anm. Red.), Doudou (Haidara, Anm. Red) und Konny (Laimer, Anm. Red.) sind meine Nachbarn.
Wer hat den größten Balkon?
Ich.
Mit wem noch hängen Sie ab?
Mit Hee-chan Hwang habe ich im Hotel Tür an Tür gewohnt, er ist ein sehr cooler Typ. Lukas Klostermann kenne ich von früher, als er noch in Bochum gespielt hat. Kevin Kampl aus meiner Zeit in Leverkusen. Aber ich habe eigentlich zu allen in der Mannschaft ein top Verhältnis.
Minikulissen - Henrichs kennt sich aus
Sie haben in Monaco Höhen und Tiefen erlebt, waren Stammspieler und Bankdrücker. Mit dem DFB haben Sie 2017 den Confed-Cup gewonnen und vergangenes Jahr die U-21-EM gespielt. Bundestrainer Joachim Löw hat Sie aber trotzdem seit drei Jahren nicht mehr eingeladen. Was soll herausspringen für Sie in diesem Jahr?
Ich muss jetzt nicht vier Tore schießen oder unbedingt beim nächsten DFB-Lehrgang dabei sein, um zu sagen, nur deshalb war es ein gutes Jahr. Ich will wieder spielen und meine Qualitäten auf den Platz bringen. Das ist eine Floskel, ich weiß. Aber darum geht es mir in erster Linie.
In Monaco haben Sie im Schnitt vor rund 6000 Zuschauern gespielt. Zu Leipzigs ersten Heimspiel werden 8500 Zuschauer zugelassen. Sie kennen sich mit solchen Kulissen also aus. Was erwartet die Mannschaft?
Man wird wahrscheinlich immer noch jedes Kommando hören, aber es ist ein erster Schritt zurück zu ein bisschen Normalität.
Haben solche Kulissen vielleicht auch Vorteile?
(lacht) Keinen einzigen!
Das Gespräch führte Martin Henkel.