RB-Youngster erobert Stammplatz „Ich war nicht der Meinung, dass ich weggehen muss”
El Chadaille Bitshiabu hat sich bei RB Leipzig etabliert. Vor dem Spiel bei Borussia Mönchengladbach spricht er über die Gründe für seine Entwicklung, seinen phänomenalen linken Fuß, die verpasste Busabfahrt nach Augsburg und Nationalmannschaftsträume.

Leipzig – El Chadaille Bitshiabu gehört zu den Gewinnern der vergangenen Wochen. Der 19-Jährige stand seit Jahresbeginn acht Mal in der Startelf und schnappte seinem französischen Landsmann Castello Lukeba den Stammplatz weg. Nach dem ersten Training dieser Woche und vor dem Beginn der letzten Saisonphase mit dem Spiel bei Borussia Mönchengladbach erklärt Bitshiabu: „Ich musste hart arbeiten, um auf dieses Level zu kommen – das ist nicht einfach. Der Coach hat mir das Vertrauen gegeben und ich versuche jetzt, das zurückzuzahlen”, so der 1,96-Meter-Mann.
In der vergangenen Saison spielte Bitshiabu insgesamt nur 29 Minuten. Ein Lehrjahr für den Mann aus Villeneuve Saint-George in der Pariser Peripherie. Es gab durchaus Gedanken, ob er sich durch eine Leihe besser entwickeln würde. Doch der Profi selbst zog das nie wirklich in Betracht.
Außergewöhnlicher Arbeitsethos
„Klar, wenn man nur wenige Minuten in einer Saison gespielt hat, macht man sich Gedanken, wie alles weitergehen wird. Aber nachdem ich mit dem Trainer gesprochen und er mir das Vertrauen ausgesprochen hatte, wusste ich: Es liegt in meinen eigenen Händen”, berichtet „Chad”. Er verstand: „Wenn ich weiter arbeite, bekomme ich irgendwann meine Chance. Ich habe das nicht geschenkt bekommen, ich habe das verdient”, betont er.
Es ist dieser außergewöhnliche Arbeitsethos des französischen U-Nationalspielers, der Trainer Rose überzeugt. Der Fauxpas vor dem Spiel gegen Augsburg, als er die Busabfahrt zum Flughafen verpasste, wurde ihm schnell verziehen, weil der Fehler eigentlich nicht zum Verhalten des ernsthaften und professionellen Youngsters passt. „Sowas passiert, ich habe das intern mit dem Trainer und den Jungs besprochen. Jetzt blicke ich nach vorn”, sagt Bitshiabu dazu nur.
„Ich wusste, dass es nicht von heute auf morgen gehen würde”
Generell kann er mit seiner Entwicklung bei RB in den vergangenen knapp zwei Jahren hoch zufrieden sein. Sein rasanter Aufstieg erinnert an den von Ibrahima Konaté, der nach seiner Zeit bei Rasenballsport beim FC Liverpool Karriere macht. „Ich wusste schon, warum ich hier unterschrieben habe und wusste genau, dass es von heute auf morgen nicht gehen wird, das braucht Zeit”, sagt Bitshiabu. „Deswegen war ich auch nicht der Meinung, dass ich nach einem Jahr weggehen muss. Ich habe Leute hinter mir, die an mich und meine Stärken glauben.”
Die liegen insbesondere in der Spieleröffnung. Bitshiabu habe „mit den besten linken Fuß in Europa”, schwärmte Rose jüngst. Der baumlange Innenverteidiger könne über 30, 40 Meter präzise Schnittstellenpässe in kleine Räume spielen. „Seit ich angefangen habe, Fußball zu spielen, wusste ich, dass mein linker Fuß etwas Besonderes ist. Aber es ist tägliche Arbeit, dass ich die Pässe und Diagonalbälle spielen kann”, so Bitshiabu.
Bitshiabu verzichtete für Position bei RB auf U20-Nationalteam
Auf seine Schwächen – insbesondere Zweikampf-Verhalten und Stellungsspiel – mag er nicht näher eingehen. Nur soviel: „Es gibt auf dieser Welt keinen kompletten Spieler, jeder hat seine Stärken und Schwächen. Ich arbeite täglich mit den Trainern daran, um nach vorn zu kommen.”
Um seine Position bei RB nicht zu gefährden, verzichtete er sogar auf die Länderspiele mit der französischen U20-Nationalelf. Das war mit Nationalcoach Bernard Diomède abgestimmt. „Wir haben vor der Nominierung telefoniert und waren beide der Meinung, dass ich besser in Leipzig bleibe, weiter trainiere und meine Spielzeit weiter erhöhe”, berichtet Bitshiabu. Natürlich zieht es ihn eines Tages auch zur A-Nationalmannschaft, so wie Dayot Upamecano und Konaté, die es auch vom Cottaweg zur „Equipe Tricolore” geschafft haben.
„Das ist der Traum jedes Fußballers, wenn der eines Tages wahr würde, würde ich mich unfassbar freuen. Aber das braucht seine Zeit, jetzt muss ich hier weiter Fuß fassen und täglich dafür arbeiten”, sagt Bitshiabu ruhig und überzeugend. Man hat das Gefühl, dass er verstanden hat, worauf es ankommt, um eines Tages ganz oben anzukommen.