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Interview mit castello lukeba "Du darfst von Spielern wie Messi oder Harry Kane nicht beeindruckt sein"

Von Martin Henkel Aktualisiert: 26.10.2023, 22:55
RB-Neuzugang und -entdeckung der vergangenen Wochen: Castello Lukeba
RB-Neuzugang und -entdeckung der vergangenen Wochen: Castello Lukeba (Foto: imago/picture point le)

Donnerstagmittag in der RB-Akademie: Der Club hat zu einer Medienrunde mit Castello Lukeba geladen. Der 20 Jahre junge Franzose kam im Sommer von Olympique Lyon. Die Ablösesumme hatte es mit 30 Millionen Euro in sich. Allemal für einen Spieler, den außerhalb der Ligue 1 niemand kannte.

Lukeba: das nächste RB-Juwel?

Der Linksfuß, 1,84 Meter groß, zu Hause in der Innenverteidigung, früh in der Saison seinen Wert unter Beweis stellen. Seit sich Kapitän Willi Orban am Knie verletzt hat, ist Lukeba gesetzt – und deutet in jedem Spiel an, dass die Scouts von RB offenbar das nächste Abwehrspieler-Juwel gefunden haben.

Sein Trainer schwärmt, die Mitspieler schwärmen, mittlerweile auch Frankreichs Nationaltrainer Didier Deschamps, der den Youngster neulich im A-Team debütieren ließ – und Lukeba selbst: schwärmt auch. Von seinem neuen Arbeitgeber, der Stadt, den Bedingungen, der Atmosphäre im Team.

"Wir sind wie eine Familie"

Zum Treffen erscheint er in Begleitung von Teammanager und Übersetzer Baba N’Diaye, aber den braucht es gar nicht. Denn Lukeba ist nicht nur ein Schnellperformer, dazu bescheiden, freundlich und von fröhlichem Gemüt. Sondern er führt das Gespräch auf Englisch. Auch das ist nicht alltäglich.

Monsieur Lukeba, nach den paar Wochen in Leipzig, wie fällt ihre Entscheidung aus: super oder nichts wie weg?
Dableiben!  RB ist ein junger Club, hat aber große Ambitionen und Erwartungen. Das passt gut zu uns Spielern, wir können gemeinsam wachsen. Ich mag das sehr, wir sind hier eine große Familie, es gibt junge, es gibt ältere Spieler. Das ist die perfekte Kombination.

Einer der Altvorderen ist Willi Orban. Sie haben seinen Platz in der linken Innenvertdieigung eingenommen, nachdem er sich am Knie verletzt hat. Im Team ist er bekannt als Mann der Hanteln, der Fitnessgeräte - und der Kniebeugen. Wie nehmen Sie seine Statur wahr?
O, Willi ist sehr, sehr stark. Sehr beeindruckend. Ich ist mein Kapitän, Nationalspieler, schon ewig im Club. Er hat unglaublich viel Erfahrung. Ich höre jedes Wort sehr genau, das er sagt. Ich habe sehr großen Respekt vor ihm.

Geben Sie ihm den Job zurück, wenn er wieder fit ist?
(lacht) Ich hoffe, er kommt schnell zurück. Ich kann mich gut an ihn anlehnen, sagt man das so? Er macht uns besser, wenn er wieder spielen kann.

´Die vielleicht wichtigste Person im Club ist Mo Simakan. Sie kennen sich aus der U-21-Nationalmannschaft. Können Sie beschreiben, was Sie so an ihm schätzen?
Wir kennen uns schon sehr lange, stimmt. Er hat mir von RB erzählt, er hat geschwärmt. Er ist wie ein Ratgeber für mich, er hilft mir, ist für mich da. Er ist mein Freund.

Haben Sie Idole im Fußball?
Ja, klar.

Wen?
Carles Puyol (ehemaliger Verteidiger beim FC Barcelona, Anm. Red.) ist einer davon. Bei ihm hat mich seine Führungsstärke fasziniert. Ein anderer ist Thiago Silva (brasilianischer Verteidiger, FC Chelsea, Anm. Red.). Bei ihm ist es seine Ruhe am Ball, sein vorausschauendes Spiel, und dass er seit so vielen Jahren konstant auf Toplevel spielt.

Thiago Silva war wie Sie jetzt 20, als er das erste Mal gewechselt ist, damals aus Brasilien zum FC Porto. Wie kommen Sie in der Fremde zurecht?
Es ist herausfordernd. Ich muss mich schnell an viel Neues gewöhnen – auf dem Feld und im Privatleben.

Sie scheinen es bestens zu meistern?
Ich habe Mo, und ich habe meine Schwester bei mir, die mit mir zusammenwohnt. Meine Mutter kommt mich zudem sehr oft besuchen. Ich darf nicht schüchtern sein, das fordert mich am meisten heraus. Ich muss mich auf dem Feld zeigen, muss meinen Job erledigen. Als Verteidiger muss man sehr viel reden, ich muss auch die Älteren ansprechen, das ist eine Herausforderung. Und wir Abwehrspieler dürfen uns eigentlich keine Fehler erlauben, sonst fallen Tore gegen uns. Wir müssen sehr, sehr konzentriert sein.

Medienrunde mit Castello Lukeba
Medienrunde mit Castello Lukeba
imago picture point le

Ihr Trainer Marco Rose meinte nach dem 3:1 gegen Belgrad, dass die Geschwindigkeit, mit der Sie sich im Team und bei RB zurechtgefunden haben, unglaublich sei. Vor allem für Ihr Alter. Was meinen Sie dazu?
Ich bin sehr glücklich darüber, wie es gerade läuft. Dass ich so schnell Leistung abrufen kann, liegt vielleicht daran, dass ich die Situation aus Lyon kenne. Dort musste ich auch sofort da sein. Das ist ja mein Job. So sehe ich das. Ich mache das mit Ruhe, ich fühle keinen Druck und ich weiß, was zu tun ist.

Beim Torjubel ist es mit der Ruhe vorbei. Sie entwickeln sich zum Choreo-Tänzer, so wie gegen Belgrad mit Mo Simakan und Xavi.
(lacht) Ja, das stimmt. Xavi hat Mo und mich unter der Woche beiseite genommen und den Tanz mit uns einstudiert.

Wie gefällt es Ihnen in der Bundesliga?
Richtig gut. Viele Teams sind sehr offensiv, mögen schnellen Konterfußball von Strafraum zu Strafraum. Für meine Entwicklung ist das super.

Wie gefallen Ihnen die Stadien?
Großartig! Alle sind voll und laut. Ich kann bei unseren Heimspielen die Fans richtig spüren. So wie beim Bayern-Spiel, dem 2:2. Unsere Fans waren so laut, das hat uns gepusht und uns stark gemacht. Ich habe in dem Spiel ja auch mein erstes Tor geschossen, das war riesig. Es macht richtig Spaß.

Ihr Gegenspieler in der Partie war u.a. Harry Kane, Kapitän der englischen Nationalmannschaft, eine Ikone. Spüren Sie noch besonderen Respekt oder sind solche Spiele bereits business as usual?
Wenn du auf dem Platz stehst, darfst du nicht beeindruckt sein. Davor ja, danach auch, aber während des Spiels geht das nicht. Das war auch so gegen Kylian Mbappé oder Lionel Messi vergangene Saison. Das sind Stars, absolute Topspieler, die ich bewundere. Aber in einer Partie sind sie Spieler so wie ich.

Wer ist der coolste Spieler in der Kabine?
Das ist eine harte Entscheidung, aber ich würde sagen: Benny Henrichs.

Das Gespräch fand statt im Beisein von Kolleginnen und Kollegen der LVZ, BILD, dpa, und MDR