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Reaktionen des Sports auf Russische Invasion Uefa entzieht St. Petersburg das Champions-League-Finale

Von ukr/dpa/sid Aktualisiert: 24.02.2022, 14:33
Bleibt am 28. Mai leer: Das St. Petersburger Stadion.
Bleibt am 28. Mai leer: Das St. Petersburger Stadion. (Tim Goode/PA Wire/dpa)

Die Europäische Fußball-Union (UEFA) wird dem russischen St. Petersburg am Freitag das Champions-League-Finale entziehen. Aufgrund des russischen Angriffs auf die Ukraine soll diese Entscheidung nach SID-Informationen bei einer Sondersitzung des Exekutivkomitees getroffen werden. Das Endspiel der Königsklasse ist derzeit am 28. Mai in St. Petersburg vorgesehen – der Heimatstadt von Wladimir Putin.

Bereits in den vergangenen beiden Spielzeiten musste aufgrund der Corona-Pandemie der Final-Austragungsort gewechselt werden. Im Gespräch ist derzeit ein Austragungsort in England, vor allem wenn es zwei Klubs aus der Premier League ins Finale schaffen sollten. Allerdings sind zwei Top-Arenen an diesem Tag bereits verplant. Im Wembley-Stadion soll das Playoff-Finale der Zweiten Liga ausgetragen werden und in der modernen Tottenham-Arena steht ein Rugby-Finale auf dem Programm. Im Gespräch ist daher auch das Olympiastadion, in dem West Ham United spielt.

Ob es eine Reaktion des europäischen Verbandes an diesem Europapokal-Abend geben wird, ist bislang nicht bekannt. Unter anderem spielt RB Leipzig spielt in San Sebastian (18.45 Uhr), bislang ist keine Gedenkminute etc. für die ersten Kriegsopfer geplant. Das kann sich bis Anpfiff jedoch noch ändern.

RB Leipzig verschickte wie diverse andere Bundesligisten eine Stellungnahme über die sozialen Netzwerke. „Wir sind fassungslos über die Ereignisse in der Ukraine”, heißt es dort. RB verurteilte Krieg als „inakzeptabel” und wies darauf hin, dass die ukrainische Hauptstadt Kiew Partnerstadt von Leipzig ist. „Unsere Gedanken sind bei allen Betroffenen und wir hoffen zutiefst auf Frieden.” Deutlicher wurde der Deutsche Fußball-Bund (DFB). „Der DFB verurteilt den offensichtlich völkerrechtswidrigen Angriff Russlands gegen die Ukraine auf das Schärfste. Die Welt darf dem nicht tatenlos zusehen, die Ukraine bedarf unser aller Solidarität”, hieß es in dem Statement.

Schalke nimmt Sponsor Gazprom von den Trikots

Ganz konkrete Auswirkungen hat der eskalierte Konflikt auf Zweitligist Schalke 04. Der Klub kündigte an, den Schriftzug Gazprom von den Trikots zu nehmen.

Zuvor hatte der von den USA mit Sanktionen belegte Geschäftsmann Matthias Warnig – enger Vertrauter von Wladimir Putin – sein Mandat im Aufsichtsrat von Schalke niedergelegt. Das teilte der Klub am Donnerstag mit. Warnig ist der Vorsitzende der Geschäftsleitung der Nord Stream 2 AG, die eine Tochterfirma des russischen Energiekonzerns Gazprom ist.

„Sobald alle formellen Prozesse, die eingehalten werden müssen, durchgeführt sind, wird er dann auch den Aufsichtsrat des FC Schalke 04 verlassen”, sagte Klub-Sprecher Marc Siekmann auf einer Pressekonferenz. Alle im Verein seien „schockiert gewesen von den Geschehnissen, die sich innerhalb Europas abspielen”. Siekmann bat um „Verständnis, dass auch wir ein bisschen Zeit brauchen, um viele Dinge zu prüfen und auch zu beraten”. Die Vereinsführung werde sich „zu gegebener Zeit selbstverständlich äußern”.

Russland verletzt – einmal mehr – den olympischen Frieden

In einer gemeinsamen schriftlichen Stellungnahme empfehlen DOSB-Präsident Thomas Weikert und DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher „unseren Mitgliedsorganisationen, die Teilnahme an Wettkämpfen und Trainingsmaßnahmen in Russland und den Kriegsgebieten auszusetzen”. Der Deutsche Boxsport-Verband bot kurzentschlossen Hilfe an. „Wenn die ukrainischen Athleten es wünschen, dann wird der DBV eine Möglichkeit finden, sie in Deutschland sicher unterzubringen und zu versorgen”, sagte Sportdirektor Michael Müller.

Auch das Internationale Olympische Komitee hat indes den Bruch des olympischen Friedens durch Russlands Angriff auf die Ukraine scharf verurteilt. Das IOC sei „zutiefst besorgt” über die Sicherheit der olympischen Gemeinschaft in der Ukraine, teilte der Dachverband mit. Daher habe man eine Arbeitsgruppe zur Beobachtung der Lage einberufen, die auch humanitäre Hilfe für Athletinnen, Athleten und Sportfunktionäre in der Ukraine koordinieren solle.

Der olympische Frieden begann am 28. Januar, sieben Tage vor der Eröffnungsfeier der Winterspiele in Peking, und endet am 20. März, eine Woche nach dem Abschluss der Paralympics in China. Alle 193 UN-Mitglieder hatten am 2. Dezember die Resolution zum olympischen Frieden verabschiedet. Der olympische Frieden geht auf eine rund 3000 Jahre alte Tradition des antiken Olympia zurück.

IOC-Chef Thomas Bach bekräftige seinen Ruf nach Frieden, hieß es in der Mitteilung. In seiner Rede zur Eröffnung der Peking-Spiele hatte er das John-Lennon-Zitat „Give Peace A Chance” (Gib dem Frieden eine Chance) verwendet. Zum Abschluss der Winterspiele hatte Bach die Spitzenpolitiker in aller Welt aufgefordert, sich ein Beispiel an der Solidarität und dem Frieden unter den Olympioniken zu nehmen.

Schon 2008 war es kurz vor der Eröffnung der Sommerspiele in Peking zum Krieg zwischen Georgien und Russland um die Südkaukasusregion Südossetien gekommen. 2014 hatte sich Russland in den letzten Tagen der Winterspiele von Sotschi die ukrainische Schwarzmeer-Halbinsel Krim einverleibt. Der organisierte Sport hat dabei jeweils nur zu- und weggesehen und bislang keine Konsequenzen hinsichtlich der Austragungen von Sport-Großereignissen in totalitären Staaten gezogen – siehe jüngst Olympia in China oder die Fußball-WM in Russland 2018.