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RB Leipzig„Rivalitäten spielen gerade keine Rolle”: RB spricht mit Lok, Chemie und Dynamo

Von Ullrich Kroemer 12.04.2020, 10:15
DHfK-Manager Karsten Günther ist Initiator der Initiative Teamsport Sachsen.
DHfK-Manager Karsten Günther ist Initiator der Initiative Teamsport Sachsen. imago/Picture Point LE

Diese Verbindung wäre unter normalen Umständen nie zustande gekommen. Dass sich RB Leipzig und Dynamo Dresden, Lokomotive und Chemie Leipzig sowie Erzgebirge Aue und Chemnitzer FC mal unter einem Dach mit einem gemeinsamen Ziel zusammenfinden, ist ein Novum. In der Initiative Teamsport Sachsen haben sich in der Corona-Krise 21 sächsische Profi-Mannschaften zusammengeschlossen, um Know-how auszutauschen und gemeinsam als starker Ansprechpartner im Gespräch mit dem sächsischen Innenministerium aufzutreten.

Zusammengeführt wurden die Klubs in dieser bislang einmaligen Konstellation durch Karsten Günther, Geschäftsführer von Handball-Bundesligist DHfK Leipzig. „Ich habe drei, vier SMS' losgeschickt und Manager-Kollegen vorgeschlagen, die Kräfte zu bündeln. Das stieß auf super Resonanz, sodass alle, die ich angeschrieben hatte, neue Teams ins Spiel gebracht haben, von denen ich die Nummern teilweise gar nicht hatte”, berichtet Günther im Gespräch mit MZ/RBlive.

So entstand eine Whats-App-Gruppe und drei Tage später eine erste Videokonferenz. „Wir haben sofort gemerkt, dass der Austausch zielführend ist und es bei der Politik sehr wohlwollend zur Kenntnis genommen wird, dass nicht jeder einzelne sein Leid klagt, sondern man konstruktiv und gut abgestimmt miteinander spricht”, berichtet der DHfK-Geschäftsführer, der den Männer-Handball-Standort Leipzig wiederbelebt hat. Das Ziel umreißt er so: „Als Teamsport Sachsen sind wir die Interessenvertretung aller sächsischen Profiteams in relevanten Ligen und versuchen im Dialog mit der Landesregierung dafür zu sorgen, dass diese gute Rahmenbedingungen für eine stabile Zukunft bekommen."

Schwarmwissen und Nachtschichten

1700 Angestellte arbeiten bei den 21 sächsischen Topklubs, deren Arbeitsplätze es zu sichern und die Vereine durch die existenzgefährdende Phase zu manövrieren gilt. 20 Millionen Euro stellte die sächsische Landesregierung für den Sport im Freistaat bereits bereit. Zehn Millionen davon sind für den Spitzensport gedacht. Die Initiative ist einer der Ansprechpartner für die Verteilung der Gelder. Ein erster Erfolg für Teamsport Sachsen. Ein Maßnahmenkatalog, den die Gruppe erarbeitete und der Politik übermittelte, beinhaltet Lösungen zur kurzfristigen Sicherung der Liquidität sowie mittelfristig Erleichterungen bei Steuern und Berufsgenossenschaft.

RB Leipzig ist durch Ulrich Wolter, Direktor für das operative Geschäft, in der Gruppe vertreten. „Wir haben einen sehr guten Draht zueinander”, sagt Günther. „Ich habe aber auch viele Kollegen kennengelernt, die ich noch nicht persönlich kannte. In dieser Gruppe ist so viel Kreativität und Know-how drin, ,Schwarmwissen' sozusagen, durch das die Zusammenarbeit richtig Spaß macht, auch wenn viele Nachtschichten dabei sind.”

Dass sich nun Klubs gegenseitig unterstützen – und das auch öffentlich kommunizieren –, die sich sonst bestenfalls ignorieren, weil das unter normalen Umständen von den Fans niemals gebilligt worden wäre, ist ein positiver Nebeneffekt der Initiative. „Diese Emotionen sind für den Fan wichtig”, sagt Günther. „Die Leute, die sich um ihre Vereine kümmern, gehen konstruktiv miteinander um. Das ist auch im Eishockey und im Fußball sichtbar – jetzt erst recht. Das sind keine Rivalen, sondern Kollegen, denen wichtig ist, dass es funktionierende, stabile Vereine gibt. Rivalitäten gerade gar keine Rolle, da geht es darum, dass im Dialog miteinander gute Lösungen findet.”

Handball-Manager Günther über Druck der TV-Sender: Fußballklubs „müssen Dinge tun, die moralischem Kompass widersprechen”

Im Handball plädiert Günther übrigens klar und deutlich für einen sofortigen Abbruch der Saison. Um erstens Haltung zu zeigen, dass gerade anderes wichtiger ist, als eine Spielzeit vor leeren Hallen zu Ende zu bringen. Zweitens, weil es für die Handballer mit sehr geringen Fernsehgeldern wirtschaftlich sinnvoller wäre. Und drittens, um sich mit voller Konzantration der schwierigen Planung der kommenden Saison widmen zu können.

Dass die Fußball-Bundesliga ihre Spielzeit auf Biegen und Brechen fortsetzen will, kann Günther nur bedingt verstehen. „Die Kollegen vom Fußball tun alles, um ihre Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu schützen. Das respektiere ich”, sagt er. „Was ich im Fußball nicht verstehe, ist, dass die Fernsehsender als größter Geldgeber so eine Macht haben, dass die Klubs Dinge tun müssen, die vielleicht auch ihrem moralischen Kompass widersprechen. Dass die Sender gerade aktuell, wo die Rechte neu ausgeschrieben werden, nicht in der Lage sind, gemeinsam mit der Liga und den Klubs Wege zu finden, dass kein Verein bei einem Saisonabbruch auf der Strecke bleibt, ist für mich unverständlich”, so der Handball-Funktionär. (RBlive/ukr)