Nach achtelfinaleinzug Rose bremst Euphorie: "Wir hatten heute wieder Pässe, die sind Scheiße"
Auf dem Papier scheint die Sonne über dem Kader von RB Leipzig. Roter Stern Belgrad bezwungen, das Achtelfinale der Champions League erreicht, und das sowohl in Schachspieler-Manier als auch als MMA-Käfigfighter. In der ersten Hälfte hatten die Sachsen ihre serbischen Gastgeber fest am Wickel und nach der frühen Führung durch Xavi (8.) auch kurz vorm Knockout, hätten Lois Openda und Emil Forsberg ihre hochkarätigen Chancen nur genutzt.
RB in der zweiten Hälfte: am Limit
Nach der Pause musste RB in den Nahkampf. Der Gegner packte sich die Messer zwischen die Zähne, sein Anhang wurde laut, es regnete in Strömen – und als Benny Henrichs nach dem 2:0 durch Openda (77.) das Spiel mit seinem Eigentor wieder öffnete (81.), musste die Leipziger Reisegruppe ans Limit gehen, um nicht noch auf die Bretter zu gehen.
Grundsätzlich herrschte deshalb gute Laune bei den Sachsen, doch ausgelassen freute sich das Personal nur kurz nach Spielschluss vor der Tribüne der 550 angereisten Fans. Später in der Kabine und vor den Mikrophonen war Einordnung angesagt.
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Es war nämlich bei weitem nicht alles so top gelaufen, wie der dritte Sieg im vierten Champions-League-Spiel suggerierte. Es gab wieder eine Handvoll Fehlpässe und Ballverluste in den roten Feldzonen, die den Gegner zu unnötigen Gegenstößen einluden, was vergangene Woche in Pokal und Liga noch zu zwei schmerzhaften Pleiten gegen Wolfsburg (0:1) und Mainz 05 (0:2) geführt hatte. „Wir können das total gut einordnen“, sagte deshalb Rose eher verhalten Dienstagabend. „Wir haben heute ein Ziel geschafft, vor einer Woche aber mit dem Pokal-Aus ein Ziel verpasst.“
Auf Blaswich ist Verlass
Der Trainer wollte aber grundsätzlich „nicht meckern“. Er fand gut: Dass sein Kader zwei Tore geschossen hatte in einem der lautesten Stadien des europäischen Fußballs. Dass er sich auf seinen Schlussmann Janis Blaswich verlassen kann, der zwei eigentlich sichere Tore verhinderte. Dass sein Team sich wehrte.
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„Es ist eine Qualität, in Belgrad so dominant und kontrolliert zu spielen mit vielen Chancen. In dem Bereich haben wir Schritte nach vorn gemacht, nämlich Chancen zu kreieren“, sagte er, schränkte aber ein: „Wohlwissend, dass der Gegner uns auch Sachen angeboten hat.“ Dass waren vor allem Räume und Bälle nach teils haarsträubenden Fehlern wie vor Opendas Tausendprozenter in der 45. Minute, als Milan Rodic bei einem Zuspiel in Letzter-Mann-Position ausgerutscht war.
Rose sieht Fehlpässe und Ballverluste
Rose mahnte trotzdem, denn andere Mannschaften, weniger verunsichert wie Roter Stern, die mit neuem Trainer gerade nur Zweiter der Liga sind und deshalb von Medien und Fans arg bedrängt werden, hätten RB mehr gefordert – und vermutlich die Fehler anders ausgenutzt. „Wir haben heute wieder viele Sachen gesehen, die wir besser machen können“, so der 47-Jährige. Thema Chancenverwertung: „Die Jungs merken es ja selber. Ich habe so ein paar Stimmen in der Kabine gehört, die sagen: ‚Warum schaffen wir es nicht, das Spiel früher und klarer zu Ende zu bringen?‘“
Und zweitens auch die Themen Fehlpässe und Ballverluste, die zuletzt zentral zu den zwei Niederlagen führten: „Wir hatten in der ersten Hälfte zwei, drei Pässe, die sind Scheiße. Weil der Gegner ins Umschalten kommt und wir eigene Angriffe nicht konsequent genug ausspielen. Es gibt auch aus diesem Spiel eine Menge Dinge, die wir besser machen wollen.“