RB Leipzig„Schwerer Moment für die Gruppe”: Vier Gründe für den Fehlstart von RB Leipzig
RB Leipzigs Akteure waren nach dem 0:1 (0:1) bei Mainz 05 um Fassung bemüht, doch dieses Ergebnis ist ein unerwartet früher Tiefschlag für den Vize-Meister. Vor allem wenn man bedenkt, dass Mainz' Trainer Bo Svensson nur elf Feldspieler zur Verfügung hatte und den Rest mit U23-Kickern auffüllen musste und nur zweimal trainieren konnte. Die Aufbruchstimmung, die der neue Trainer Jesse Marsch in der Vorbereitung entfacht hat, ist fürs Erste dahin. Zu eklatant waren die Mängel in diversen Bereichen.
1. Erste halbe Stunde verschenkt: RB Leipzig kennt die euphorische Mainzer Atmosphäre und wurde darauf auch vorbereitet. Dennoch verschlief das Team den Start ins Spiel und leistete sich eine wilde Anfangsphase mit vielen Ballverlusten und wenig kompaktem Pressingnetz. „Wir waren nicht scharf genug von Anfang an, nicht spritzig genug, haben mit zu wenig Tempo und nicht fordernd genug gespielt, zu viele Bälle verloren und Mainz zu viele Umschaltmomente erlaubt”, kritisierte Marsch.
Kapitän Willi Orban räumte ein: „Wir spielen hier nicht zum ersten Mal, da hätten wir schon bisschen cleverer spielen müssen.” Emil Forsberg übte völlig zu Recht Selbstkritik am Gegenpressing: Forsberg: „Wir hatten kein gutes Gegenpressing, das war heute nicht gut genug”, sagte der Schwede. In der Tat pressten die Mainzer aggressiver und spielten leidenschaftlicher und intensiver. Vielleicht die größte Enttäuschung, weil Marsch genau diese Tugenden wieder stärken wollte. Doch die Leipziger ließen sich von der Mainzer Hitze von 30 Grad im Schatten und dem Feuer im Spiel der Gastgeber lähmen.
2. Keine taktischen Offensivlösungen: Nach 25 Minuten stellte Jesse Marsch um. Mit der Taktiktafel in der Hand beorderte er seine Mannen während einer Trinkpause von der 4-2-3-1-Grundordnung in ein 4-2-2-2-System. Das klappte dann zwar vor allem in der zweiten Hälfte besser, brachte aber auch keinen Torerfolg. Es war vor allem in den ersten 45 Minuten nicht zu erkennen, wie Marsch den Mainzer Riegel knacken wollte. Vor allem über die rechte Angriffsseite fehlten Struktur und Ideen.
Jesse Marsch: „Hatten nicht genug taktische Lösungen”
Ein System, wie Neuzugang André Silva in Szene gesetzt werden kann, exisierte noch nicht. Spielverlagerungen oder Flanken waren leichte Beute für die großen Mainzer Innenverteidiger und Keeper Robin Zentner. „Wir hatten nicht genug taktische Lösungen für dieses Spiel”, bekannte Marsch und führte aus: „Es war nicht so einfach, Raum auf den Halbspuren zu finden und durch die Mitte zu spielen. Wir haben uns mehr dynamische Bewegungen und Tempo mit dem Ball vorgestellt. In der zweiten Halbzeit hatten wir bisschen Pech, dass wir das Tor nicht getroffen haben.” Orban forderte: „Wir müssen noch mehr Lösungen kreieren und uns mehr einfallen lassen, Power, Geradlinigkeit und Durchschlagskraft im letzten Drittel haben gefehlt.”
3. Individueller Patzer: Der Fauxpas von Nordi Mukiele war selten kurios. Wie man einen Ball im eigenen Strafraum so treffen kann, dass er nach hinten abrutscht, ist nicht nachvollziehbar. „Das war Pech, normalerweise klärt er diese Situation in einer Million Fälle eine Million mal. Das ist ein schwerer Moment für die Gruppe. Wir geben ihm keine Schuld für dieses Ergebnis, aber wir müssen daran arbeiten”, sagte Marsch. Orban wurde deutlicher. „Das ist auch eine Konzentrationssache, das müssen wir ansprechen, das ist zu einfach”, monierte der Routinier.
Marsch: „Müssen und werden besser spielen”
4. Chancenverwertung: Zwar spielte sich RB zu wenige Chancen heraus, doch bei 13 Torschüssen sollte auch ein Ball drin sein. Christopher Nkunku hätte nach einer halben Stunde treffen beziehungsweise abspielen müssen; Orban und Silva hatten ebenso Gelegenheiten; Simakan zog im Strafraum ab. Es ist das alte Lied der Vorsaison, dass RBL effizienter und kaltschnäuziger werden muss – auch wenn mal weniger Chancen gibt.
Auswirkungen für den Ligastart: Niederlagen wie die in Mainz sind Gift für den neuen Teamgeist, den RB unter Marsch entwickeln will. „Ich habe der Gruppe nur gesagt: Wir hatten sehr gute sechs Wochen, heute zwar nicht das ideale Ergebnis, aber wir bleiben zusammen und werden aus dieser Situation lernen und bereit sein für die nächste Prüfung am Freitag. Wir müssen und werden besser spielen”, versprach der Motivator aus Wisconsin. Das ist in der Tat dringend nötig, sonst droht gegen den VfB Stuttgart zum Heimauftakt die nächste böse Überraschung. (RBlive/ukr)