RB Leipzig„Sehr, sehr ernste Situation”: RB Leipzig fürchtet ab Juni Liquiditäts-Probleme
RB Leipzigs Klubboss Oliver Mintzlaff reiste nach der Vollversammlung der Klubs der Deutschen Fußball-Liga (DFL) am Montagnachmittag mit Sorgenfalten auf der Stirn zurück in die Messestadt. RB Leipzig gehört zwar zu den potenten Klubs in der Fußball-Bundesliga. Doch auch beim Leipziger Red-Bull-Klub ist die Situation laut Geschäftsführer und Vereinsvorstand Mintzlaff alarmierend. In einer Telefonkonferenz am Mittwoch äußerte sich der Klubboss zu den gravierendsten Folgen der Corona-Pandemie für RB Leipzig:
Finanzielle Situation: Mintzlaff machte deutlich, dass sich auch RB keine monatelange Phase ohne Einnahmen leisten kann. „Wir können diesen, nächsten und sicher auch übernächsten Monat noch alle Gehälter pünktlich überweisen. Aber wir können ohne Einnahmen nicht ewig unsere Ausgaben begleichen”, warnte der 44-Jährige und betonte: „Wer noch immer glaubt, das Red Bull jedes Loch stopfen kann, hat unseren Weg immer noch nicht verstanden. Auch wir kommen irgendwann in eine Situation, dass wir das wirtschaftlich nicht mehr auffangen können.”
RB sei derzeit dabei, „verschiedene Szenarien durchzurechnen, wie lange wir liquide sind, was passiert, wenn der worst case eintritt und gar kein Fußballspiel mehr stattfindet, welche TV- und Sponsoringerlöse wegfallen. Mit Ticketingeinnahmen plant eh klein Manager mehr”, so der CEO. RB beschloss ein Maßnahmenpaket, welches „drastische Einsparungen” vorsieht: bei Investitionen, Kampagnen, geplanten strategischen Maßnahmen, die keine Dringlichkeit haben. Neueinstellungen wird es 2020 nicht geben; alle Projekte liegen vorerst auf Eis. „Die Einschnitte, die wir haben, sind vielseitig und betreffen die unterschiedlichsten Abteilungen. Es ist mehr, als dass nur der Schuh drückt. Wir haben eine sehr, sehr ernste Situation.”
Mintzlaff: „Spielergehälter spielen eine Rolle”
Geisterspiele: „Einen Spieltag mit Fans sehe ich in dieser Saison nicht mehr. Wir wären schon froh, wenn wir mit 100 Menschen in die Red-Bull-Arena könnten und zwei gesunde Teams gegeneinander spielen. Aber auch das sehe ich momentan noch nicht”, so der Bonner. „Wenn sich die Spirale weiter nach unten dreht, wird es nicht einmal Geisterspiele geben.” Mintzlaff rechnet möglicherweise auch in der kommenden Saison noch mit Matches ohne Fans.
Solidarfonds: Solidarische Hilfen für klamme Klubs könnten bei der nächsten DFL-Sitzung am 30. März besprochen werden. „Inwieweit Solidarfonds oder andere Hilfen, Thema werden, werden wir sehen. Für mich ist wichtig, dass die Bundesliga in ihrer Gesamtheit so auch in die nächste Saison gehen kann”, so Mintzlaff. „Keiner hat Interesse, dass Vereine den Spielbetrieb abmelden müssen. Dass wir da eng zusammenstehen müssen und werden”, sei ohne Frage.
Gehaltsverzicht der Profis: Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hatte die Profis dazu aufgefordert. Mintzlaff, ließ durchblicken, dass das bei RB diskutiert wird: „Spieler spielen mit ihren Gehältern natürlich eine Rolle. Aber Dinge, die wir intern noch nicht zu Ende besprochen haben, werden wir nicht medial kommentieren.”
Generelle Situation/Training: „Normal ist gerade gar nichts. Wir hatten vor acht Tagen noch ein Champions-League-Achtelfinale. Was sich seitdem entwickelt hat, ist sehr dramatisch”, sagt Mintzlaff. 90 Prozent der Mitarbeiter befänden sich in Heimarbeit. Ob und wie das ab Freitag wieder geplante Training stattfinden kann, sei noch offen. „Wir haben auch eine Verantwortung gegenüber den Spielern und ihren Familien und nehmen auch die Rolle, die wir als Fußballklub in der Gesellschaft einnehmen, ernst und wahr”, so Mintzlaff. „Wir gehen nicht leichtfertig mit der Situation um und überlegen uns, wie wir Risiken minimieren können.” So werde derzeit geprüft, ob man in Gruppen trainiere, wie viele Mitglieder des Trainerstabs notwendig seien, wer auf dem Trainingsgelände arbeiten müsse und wer von zu Hause aus arbeiten könne.
„Können nicht extern hier und da mit Geld um uns werfen”
EM-Verschiebung: „Dass die EM abgesagt wurde, ist folgerichtig, alles andere wäre völliger Wahnsinn gewesen”, sagt er. „Das bringt uns etwas mehr Flexibilität, die Liga bis 30. Juni irgendwie zu Ende zu bringen.”
Anpassung der Transferfenster durch die Fifa: „Es wird kein Transferfenster geben, wie wir es in der Vergangenheit hatten”, prophezeit Mintzlaff.
Hilfe für andere Betroffene: „Einschnitte bei uns bedeuten auch, dass wir nicht extern hier und da mit Geld um uns werfen können. Natürlich haben wir in dieser Stadt eine gesellschaftliche Verantwortung. Nur müssen wir momentan erst einmal unsere Hausaufgaben machen”, betont Mintzlaff. Das bedeute zuerst, dass keiner der über 400 Mitarbeiter entlassen werden müsse. Das habe oberste Priorität. „Wenn wir unsere Situation im Griff haben, werden wir uns Gedanken darüber machen, wie wir anderen helfen können.” (RBlive/ukr)