Seskos Treffer zählte nicht Wirbel um van Boekel: VAR-Entscheidung gegen RB kein Einzelfall
RB Leipzig war über die umstrittene Entscheidung gegen das Tor von Benjamin Sesko fassungslos. So wie zahlreiche Klubs zuvor, die der niederländische Videoassistent an den Bildschirmen beaufsichtigte.
Leipzig – RB Leipzig verlor das Champions-League-Spiel gegen Real Madrid (0:1) nicht aufgrund der Fehlentscheidung des Schiedsrichtergespanns, das Benjamin Sesko ein frühes Kopfballtor aberkannte. Aber der Eingriff des niederländischen Videoassistenten van Boekel sorgte nicht zum ersten Mal auf allen Seiten für Kopfschütteln.
Kroos erkannte: Tor für RB hätte zählen müssen
Dass RB-Spieler und Verantwortliche nicht nachvollziehen konnten, warum Benjamin Henrichs durch seinen Kontakt mit dem Real-Keeper im strafbaren Abseits gestanden haben soll – klar. Aber auch der Madrilene Toni Kroos sah später deutlich ein: "Das Tor hätte man geben müssen, da habe ich keine Argumente dagegen." Und es reihten sich viele mit ein.
"Was für ein Skandal! Unerklärliches Tor für Leipzig gegen Real Madrid aberkannt", schrieb die spanische Tageszeitung Mundo Deportivo. Im spanischen Fernsehen kommentierte der Ex-Schiedsrichter Antonio Mateu Lahoz, mit dem RB ebenfalls durchwachsene Erfahrungen gemacht hatte: "Zum Glück hat es einer spanischen Mannschaft geholfen. Aber wir sollten ehrlich sein: Dieses Tor nicht zu geben, ist Irrsinn. Das ist kein Fußball."
Heynemann will VAR reduzieren
Auch der frühere Bundesligaschiedsrichter Bernd Heynemann sagte gegenüber der Leipziger Volkszeitung: "Wenn jeder Körperkontakt abgepfiffen wird, haben wir 200 Freistöße im Spiel." Und würde den Videoassistenten gerne "stark reduzieren", damit der Referee auf dem Platz der "Chef" bleibt.
Der Unmut von allen Seiten hat viel den Regularien zum Videobeweis zu tun und noch mehr mit deren Umsetzung. Ganz besonders häufig dabei ist der Mann beteiligt, der nun auch RB benachteiligte, wie der Spiegel zusammentrug: Pol van Boekel.
BVB, DFB, Barcelona, Eindhoven: Die lange Liste der Wütenden
Ob bei Dortmunds Ausscheiden gegen Chelsea, wo er zu Unrecht den ohnehin strittigen Handelfmeter nochmal wiederholen ließ. Im Finale der Frauen-EM, als er Deutschland einen Elfmeter verweigerte und zuvor im Halbfinale einen Ellbogeneinsatz der Engländerinnen übersah. Oder bei der eigenwillig widersprüchlichen Regelauslegung im Spiel zwischen FC Barcelona und Inter Mailand.
Sogar der niederländische Verband KVNB hatte erkannt, dass sein eigener Videoschiedsrichter PSV Eindhoven durch seine Untätigkeit bei einem Handelfmeter grob fahrlässig die Restchancen zunichte machte. "Der VAR hätten diesen Elfmeter zurücknehmen müssen", hieß es später. Warum von Boekel, der als erster Videoassistent in der Geschichte des VAR einen Eingriff in ein Fußballspiel vornahm, noch immer überall eingesetzt wird, bleibt ein Rätsel von KVNB und Uefa.