Spektakelspiel von RB Poulsen vertagt Bayerns Meisterparty
Dieser Punkt könnte noch enorm wichtig werden für RB Leipzig: Mit seinem Treffer in der Nachspielzeit hat Yussuf Poulsen Bayern Münchens Meisterparty vertagt und RB im Kampf um die Champions League aufgerichtet. RB hatte bereits 2:0 geführt, doch dann schienen die Leipziger alles zu verspielen.

Leipzig/sid/ukr – Bayern Münchens große Meister-Sause ist vertagt – und trotzdem hat der Rekordmeister die Schale so gut wie sicher. Ohne den gesperrten Torjäger Harry Kane verspielte der Rekordchampion im Bundesliga-Endspurt am Samstag bei RB Leipzig in der Nachspielzeit eine Führung und musste sich mit einem 3:3 (0:2) begnügen. Damit ist es nur noch höchst theoretisch möglich, dass die Münchner ihre 34. Meisterschaft noch verspielen.
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Mindestens ebenso wichtig ist der Punktgewinn aus RB-Sicht im Kampf um die Champions-League-Qualifikation. Die Leipziger schienen nach starker erster Hälfte und 2:0-Führung durch die drei Gegentore in gut 20 Minuten bereits am Boden, doch Poulsen richtete RB wieder auf.
Doppelschlag der Bayern
Ein Doppelschlag von Eric Dier (62.) und Michael Olise (63.) sowie Leroy Sané (83.) ließen die Bayern im zweiten Durchgang jubeln. Benjamin Sesko (11.), Lukas Klostermann (39.) und ganz spät Yussuf Poulsen (90.+5) waren für RB erfolgreich. Das Team von Trainer Vincent Kompany kann schon am Sonntag (17.30 Uhr) auf der Couch den Titel feiern, falls Verfolger Bayer Leverkusen beim SC Freiburg nicht gewinnt.
Doch auch bei einem Bayer-Sieg würde es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit reichen, da die Münchner dann bei zwei verbleibenden Spielen sechs Punkte Vorsprung hätten - und aktuell ein um 30 Treffer besseres Torverhältnis aufweisen. Die Meisterschale dürfte es dann am kommenden Samstag (18.30 Uhr) nach dem Heimspiel in der Allianz Arena gegen Borussia Mönchengladbach geben.
Leipzig machte Druck
In Leipzig richteten sich zu Beginn überdurchschnittlich viele Augenpaare auf zwei Bayern-Stars, die gar nicht auf dem Rasen standen. Torwart Manuel Neuer kehrte nach seinem Muskelfaserriss zwar wieder in den Kader zurück, saß aber nur auf der Bank. Kane hockte wegen seiner Gelbsperre in Bayern-Jacke auf der Tribüne, knipste hier und da ein Selfie - und beobachtete, wie sich die Münchner durchaus schwertaten.
So waren es nicht die Gäste mit Kane-Ersatz Müller in der Sturmspitze, die zu Anfang Druck machten. Vielmehr hatte Leipzigs Amadou Haidara (2.) die Führung auf dem Fuß, als der Ball nach einer Ecke von Diers Körper vor seine Füße fiel, doch Neuer-Vertreter Jonas Urbig parierte glänzend. Erst danach näherten sich die Bayern in Person von Serge Gnabry (9.) und Sané (10.) erstmals dem Leipziger Tor an.
Sesko-Tor aus 35 Metern
Und plötzlich, als die die Münchner gerade gefährlicher zu werden schienen, patzte Urbig. Nach einem Fehlpass von Michael Olise bediente RB-Spielmacher Xavi den durchgestarteten Sesko, dem auffiel, dass Bayerns aus dem Tor geeilter Keeper weggerutscht war. Aus rund 35 Metern hob Sesko den Ball über den verdutzten Schlussmann ins Netz. Der Favorit versuchte in der Folge zwar zurückzuschlagen, wurde jedoch viel zu selten zwingend.
Vielmehr leistete sich der FCB, der kurzfristig auf Abwehrspieler Min-Jae Kim (Achillessehnenprobleme) verzichten musste, ärgerliche Mängel in der Rückwärtsbewegung. Nach eigener Ecke ließen sich die Bayern überlaufen, Xavi fand erneut Sesko (20.), der aber mit einem schwachen Schuss an Urbig scheiterte. Das 2:0, das Klostermann per Kopf nach toller Freistoß-Flanke von David Raum völlig unbehelligt einköpfte, war mehr als verdient.
RB crasht die Party
Nach der Pause lagen die Dinge vorerst unverändert. Die Bayern mühten sich um Ballkontrolle, RB verteidigte die Angriffe stramm weg. Es brauchte das, was im Fußball-Deutsch als "Dosenöffner" verschrien ist - und Dier lieferte. Der Engländer, der München im Sommer verlassen wird, köpfte nach Eckball von Olise wuchtig ein. Nur Sekunden danach vollstreckte Olise selbst von der Strafraumgrenze eiskalt.
In der Folge drückten die Bayern und erspielten sich zahlreiche Hochkaräter. Sané (64.) und Leon Goretzka (66.) scheiterten an RB-Torwart Maarten Vandevoordt, Konrad Laimer (69.) köpfte aus fünf Metern über das Tor, Olise traf den Pfosten (79.). Erst Sané erlöste die Bayern-Profis, die Raketen im Gästeblock flogen schon, doch Leipzig schlug in den Schlusssekunden zurück - und crashte die Party.