RB LeipzigSportökonom über Finanzen von RB Leipzig: „Erstaunlich viele Parallelen zu Schalke”
11Freunde und die LVZ/Sportbuzzer beschäftigen sich noch einmal mit der 100-Millionen-Euro-Frage bei RB Leipzig. Am Samstag hatten Mitteldeutsche Zeitung/RBlive über die Umschuldung von 100 Millionen Euro zur Kapitalrücklage bei RB Leipzig berichtet.
Wirtschaftsprofessor Henning Zülch von der Leipziger Management-Hochschule HHL hat ausgerechnet, dass die Eigenkapitalquote durch den Vorgang von vier auf 44 Prozent gestiegen ist. „Dies ist ein massiver Anstieg, welcher positive Wirkung entfaltet”, bewertet Zülch, der die Umwidmung als „rechtskonformen Bilanzoptimierung” bezeichnet. „Dies ist kein ungewöhnlicher Vorgang in der Unternehmenspraxis, unter anderem um die Liquiditätssituation zu verbessern und strategisch planen zu können”, so der Wirtschaftswissenschaftler. Die Umwandlung sei „nicht zu bemängeln”.
Sportökonom Breuer: „Frage der Chancengleichheit”
Für den Kölner Sportökonomen Christoph Breuer von der Deutschen Sport-Hochschule Köln „stellt sich natürlich auch die Frage der Chancengleichheit innerhalb der Liga. Solche Finanzierungsmöglichkeiten hat, abgesehen von Wolfsburg und Leverkusen, kein anderer Bundesligist zur Verfügung”, betont der Professor.
Breuer gibt zu Bedenken, dass RB Leipzig ohne die Umwandlung nicht 124 Millionen Euro, sondern 224 Millionen Euro Schulden gehabt hätte und damit den kriselnden FC Schalke 04 (198 Millionen Euro Verbindlichkeiten) übertroffen hätte. „Man kann bei RB Leipzig tatsächlich erstaunlich viele Parallelen zu Schalke ausmachen“, so der Experte.
„Natürlich befände sich ein Klub mit einer Verschuldung in Höhe von 224 Millionen Euro und Leipzigs sonstigen Kennzahlen zumindest nahe dran an einer bilanziellen Überschuldung.” Breuer spekuliert, dass Rasenballsport „veritable Liquiditäts-Engpässe” gedroht hätten, „sonst hätte der Red-Bull-Konzern einem solchen Schritt vielleicht gar nicht zugestimmt”.
Mintzlaff: „Bilanzielle Überschuldung drohte zu keinem Zeitpunkt”
RB Leipzigs Klubboss Oliver Mintzlaff hatte am Montag auf der Klub-Webseite mitgeteilt: „Eine bilanzielle Überschuldung hat und hätte zu keinem Zeitpunkt gedroht. Seit Bestehen von RB Leipzig wurde jedes Jahr ein Gewinn erwirtschaftet.” Es gehe vielmehr darum, „den Klub nach zehn erfolgreichen Jahren auch für die kommenden Jahre und Ziele handlungsfähig und krisenfest zu machen. Vor dem Hintergrund der aktuellen Herausforderungen im Fußball auf Grund der Corona-Krise hat sich unsere Entscheidung – unerwartet kurzfristig – als absolut richtig herausgestellt.”
Bilanzexperte Prof. Ludwig Hierl hatte im Gespräch mit RBlive.de/Mitteldeutscher Zeitung eingeschätzt: „Hier wurden Schulden gegenüber Red Bull sehr elegant und rechtskonform von Fremd- in Eigenkapital gewandelt.” Investor Red Bull habe „auf die ausstehenden Forderungen verzichtet und die Summe vereinfacht ausgedrückt nachträglich auf den Kaufpreis für den Klub draufgelegt.”