Starker Eindruck beim TrainingsComeback Voll im Soll: Wie RB mit Nkunku plant
Er kam als letzter Spieler auf den Trainingsplatz, hielt kurz inne und schaute gen Himmel, winkte den Fans zu und bedankte sich für den warmen Applaus. Nach zwölf Wochen Pause war Christopher Nkunku am Dienstagnachmittag zum ersten Mal wieder im Teamtraining von RB Leipzig dabei. 400 Fans waren bei eisigen Temperaturen auch deswegen gekommen, um den Star nach überstandener Außenbandverletzung im Knie zurück auf dem Rasen zu begrüßen. Bereits am Montag waren alle Plätze auf der kleinen Tribüne am Cottaweg ausgebucht gewesen. Mit dem Torjäger und Vorlagengeber Nkunku kehrt schließlich Leipzigs Ausnahme- und Unterschiedsspieler zurück, auf dem die Hoffnungen der Fans für die Rückrunde ruhen.
Nkunku wendig, spritzig, leichtfüßig
Nach der Erwärmung absolvierte der 25-Jährige leichte Spielformen ohne Gegnereinwirkung mit Ball bereits so wendig, spritzig und leichtfüßig, als wäre er nie weggewesen. Die Leipziger Ärzte betonen zwar, dass sich der Genius erst langsam an die Komplexität und Geschwindigkeit des regelmäßigen Teamtrainings gewöhnen müsse. Ebenso wie das Gewebe an die Belastung. Doch Nkunku liegt voll im medizinischen Zeitplan. Klubinternes Ziel ist es, dass er am 22. Februar im Hinspiel des Achtelfinales der Champions League erste Spielminuten bekommt. Nicht ausgeschlossen, dass er in der Partie davor gegen Wolfsburg bereits wieder im Kader mit dabei ist.
Wie aus der medizinischen Abteilung zu hören ist, habe Nkunku mit ausgesprochenem Ehrgeiz und großer Professionalität daran gearbeitet, möglichst schnell wieder zurück zu sein. Die Enttäuschung über die verpasste WM mit Frankreich hat er gut weggesteckt, ging äußerst positiv mit der Verletzung um. Das hängt sicher auch damit zusammen, dass Trainer Marco Rose und Sportchef Max Eberl gemeinsam mit den Medizinern die Auffassung teilen, dass bei längeren Verletzungen auch die psychische Verfassung eine entscheidende Rolle spielt. Statt allein in Österreich oder Leipzig zu trainieren, arbeitete Nkunku in den ersten Wochen in seiner Heimat in Paris am Comeback und konnte sich dort mit seinem gewohnten Umfeld umgeben. Erst Mitte Januar kehrte er nach Leipzig zurück.
Noch 15 + X Matches von Nkunku für RB Leipzig?
Zwar soll sein Abschied aus Leipzig in Richtung FC Chelsea bereits beschlossene Sache sein, doch nach vier Jahren bei RB brennt der ehrgeizige Ausnahmespieler, bei seiner Abschiedstournee durch die Bundesligastadien darauf, gebührend Adieu zu sagen. Am liebsten mit einem weiteren Titel gemeinsam mit der Mannschaft. Doch auch individuelle Weihen wie der Titel des besten Torjägers der Saison hat Nkunku im Auge. Die Chancen dafür stehen gut. Der Bremer Niclas Füllkrug liegt mit 13 Toren nur einen Treffer vor dem schweigsamen Franzosen. Etwa 15 Partien plus weitere Pokalpartien und mögliche weitere Champions-League-Matches dürfte Nkunku noch im RB-Dress absolvieren.
Ohne seine Kreativität und Genialität hatte sich RB in den vergangenen Spielen schwerer als zuvor getan, Tore zu schießen. Schließlich ist Nkunku längst nicht mehr nur Vorbereiter, sondern auch Zielspieler von RB bei Kontern und vor dem Tor. „Wenn ich aufhöre, will ich mir sagen können: Okay, nichts zu bedauern, ich habe all meine Grenzen verschoben”, sagte er mal der L’Equipe. Genau das ist ihm in dreieinhalb Jahren in Leipzig in jedem Bereich gelungen. Und genau das will er in den kommenden Monaten in der Messestadt noch einmal beweisen.
Während die Kollegen vor dem Spitzenspiel gegen Union Berlin (Sa., 18.30 Uhr) scharf trainierten, ließ Nkunku mit vier Kollegen im Rondo den Ball laufen. Danach ist er sogar in einer komplexeren Einheit schon wieder mit eingebunden. Angesichts des guten Eindrucks, den Nkunku hinterließ, dürfte der Star dieser Bundesliga-Saison schon bald wieder Spiele für RB entscheiden.