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Stoiker, Gärtner, Spitzentrainer? Was Werner für den Erfolg bei RB leisten muss

Die Verkündung von Ole Werner als neuem Cheftrainer bei RB steht kurz bevor. Die Erwartungen an den 37-Jährigen sind hoch.

Von Ullrich Kroemer 22.06.2025, 17:27
„Es wurde zum Thema, als ich nach einem Spiel einmal ausdrücklich gut gelaunt war”: Ole Werner.
„Es wurde zum Thema, als ich nach einem Spiel einmal ausdrücklich gut gelaunt war”: Ole Werner. (Foto: imago/Nordphoto)

Leipzig – Seinen Urlaub hat sich Ole Werner durch den Ablösepoker nicht vermiesen lassen. Es passt zur Gelassenheit des Norddeutschen, dass er nach freien Tagen in Skandinavien auch in aller Seelenruhe in den wohlverdienten und sicher lange geplanten Urlaub nach Afrika gereist ist, während die Sportchefs Marcel Schäfer (RB) und Clemens Fritz (Werder) um seine Ablöse feilschten.

Die soll nun inklusive Boni bei maximal zwei Millionen Euro liegen. Am Freitag gelang nach vorheriger Funkstille der Durchbruch bei den Gesprächen. Mit dem Ergebnis, dass die offizielle Bekanntgabe des Wechsels von Werner von der Weser an die Pleiße kurz bevor steht. Einen Zwei-Jahres-Vertrag soll der 37-Jährige bei RB Leipzig unterschreiben und dafür wie sein Vorgänger Marco Rose etwa 2,5 Millionen Euro per anno beziehen. Seine Assistenten Tom Cichon und Patrick Kohlmann darf er mitbringen.

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Wenn Werner gut gelaunt ist, ist das eine Schlagzeile wert

In der Branche wird die Entscheidung pro Werner ein wenig ungläubig zur Kenntnis genommen. Der Mann mit dem geradlinigen, nüchternen Charakter und dem öffentlich meist gut versteckten, trockenen Humor galt als Trainer, der in Bremen hätte alt werden können und verkörperte eher gehobenes Mittelmaß, denn Spitzentrainerambitionen. Dass Werner erst nach einer Handvoll Absagen plötzlich in den Fokus rückte, macht den Start nicht einfacher, da ihm im Umfeld in Leipzig zunächst eher Skepsis entgegenschlagen dürfte. „Es wurde zum Thema, als ich nach einem Spiel einmal ausdrücklich gut gelaunt war”, erzählte er dem Bremen-Portal „Deichstube” nach Saisonende. Offenbar war das in Bremen eine Schlagzeile wert, wenn Werner mal nicht wie gewohnt sachlich und etwas grummelig analysierte …

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Doch trotz Geheimratsecken, sehr gefestigten Vorstellungen und der Aura eines gestandenen Coaches darf Werner nach gut dreieinhalb Jahren in der ersten Bundesliga irgendwie auch noch als Trainertalent gelten. Ein Fußballlehrer, der sich noch entwickeln kann durch all die Möglichkeiten, die ihm ein Klub wie RB bietet – hinsichtlich des Spielermaterials ebenso wie durch inhaltlichen Input des gewaltigen Staffs.

Von der Triebfeder zum Getriebenen

Um mehr zu werden als nur eine Übergangslösung zu werden und sich tatsächlich als Topklub-Trainer zu etablieren, hat Werner nun eine ganze Reihe an Aufgaben vor sich. Er sollte seine Fußballidee an die RB-Anforderungen anpassen wollen und sich – anders als Rose das tun wollte – komplett der Leipziger DNA verschreiben. Er sollte offen sein für Input aus dem Red-Bull-Fußballimperium und all die Möglichkeiten auch als Weiterbildungsmaßnahme ansehen, die ihm nun zur Verfügung stehen.

Der knorrig wirkende Werner, der auch an Spieltagen stets Trainingsanzug trägt, muss beweisen, dass er mit Stars umgehen kann und all die Begehrlichkeiten der Spieler, ihrer Berater und seiner Vorgesetzten zu managen vermag. Eine Kabine bei einem Klub wie RB hat einen anderen Drive als in Bremen. Und er muss mit Druck umgehen lernen, den er zwar auch in Bremen hatte, doch bei den Hanseaten galt Werner eher als Triebfeder. Bei Rasenballsport ist er der Getriebene, der an nichts anderem als der Champions-League-Qualifikation gemessen wird.

Werner behält die Ruhe

In Bremen bemängelte der in Preetz bei Kiel geborene Werner, der vor seiner Trainerkarriere ein Jahr als Gärtner in Australien arbeitete, die Diskrepanz, dass er einerseits Spieler entwickeln und andererseits möglichst die Europapokal-Qualifikation schaffen sollte. „Wenn du das Ziel hast, viele junge Spieler einzubauen, wird es wahrscheinlich nicht damit einhergehen, im Windschatten von Europa mitzuspielen. Du musst dich entscheiden, welchen Weg du gehen willst”, sagte er in Bezug auf Werder. Zwar hat er in Leipzig andere Möglichkeiten, aber das Ziel ist bei RB kein anders – im Gegenteil. Die vielleicht größte Aufgabe für Werner wird sein, Toptalente und unfertige Spieler einzubauen und gleichzeitig mitreißenden und erfolgreichen Fußball zu bieten.

Das soll nicht heißen, dass das nicht funktionieren könnte. Anders als Rose, der den Offensivspielern (zu) viele Freiheiten ließ, steht Werner auch für feste Offensivabläufe. Das kann RB nur guttun. Eine wichtige Qualität bringt Werner auf jeden Fall mit: Er lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Der Stoiker wird sich ganz sicher nicht so schnell verunsichern lassen, wenn es Gegenwind oder Phasen der Stagnation gibt.