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Favorit auf den Trainerposten Ole Werner und RB Leipzig: Kann das passen?

Dass Bremens Ex-Trainer Ole Werner der neue Coach von RB Leipzig werden soll, überrascht viele in der Branche. Ist der 37-Jährige die von Sportchef Schäfer angekündigte „überzeugende Lösung”? Eine erste Einschätzung.

Von Ullrich Kroemer 10.06.2025, 16:31
Es wird konkret: Ole Werner dürfte neuer Trainer von RB Leipzig werden.
Es wird konkret: Ole Werner dürfte neuer Trainer von RB Leipzig werden. (Foto: imago/Sven Simon)

Leipzig – Die verschlungenen Wege der Trainersuche bei RB Leipzig haben Sportchef Marcel Schäfer nun über Stuttgart (Sebastian Hoeneß), Lissabon (Roger Schmidt), London (Oliver Glasner), Como (Cesc Fàbregas) und Kopenhagen (Jacob Neestrup) bis nach Bremen geführt. Zwar machten sich die Sachsen am Dienstag nach MZ-Informationen trotz schriftlich hinterlegter Absage des FC Kopenhagen noch immer Resthoffnungen auf den Dänen Neestrup, um noch eine weitere Option aufrechtzuerhalten.

Millionenablöse für Ole Werner

Doch gleichzeitig wurde der Kontakt mit Ole Werner, der seit Wochen bestehen soll, intensiviert. Aktuell laufen konkrete Gespräche; Verhandlungen mit Werder Bremen, wo dieser noch ein Jahr unter Vertrag steht, hatten am Dienstagnachmittag nach RBlive-Informationen noch nicht begonnen, dürfte es aber in Kürze geben. RB müsste für den Norddeutschen wohl eine Ablöse im einstelligen Millionenbereich zahlen. Die Bild-Zeitung berichtet von einer Ausstiegsklausel von neun Millionen Euro – das wäre teurer als zunächst angenommen.

Nach Saisonende hatten sich Werder und der bis dato dienstälteste Trainer der Liga nach dreieinhalb gemeinsamen Jahren, dem Wiederaufstieg in die Bundesliga sowie den Rängen 13, neun und acht überraschend getrennt. Es ging dabei vor allem um unterschiedliche Vorstellungen über die Perspektive des Klubs von der Weser.

„Überzeugende Lösung” oder Notlösung?

Nun hätte Werner bei RB Leipzig deutlich mehr Mittel zur Verfügung, einen qualitativ besseren Kader und ein professionelleres Umfeld. Doch würde Werner überhaupt nach Leipzig passen – hinsichtlich seiner Spielphilosophie ebenso wie als Trainertyp? Zur Erinnerung: Nach der Entlassung von Marco Rose vor zehn Wochen hatte Schäfer eine „überzeugende” Lösung angekündigt. „Wir suchen einen Trainer, der sich total mit dem Standort, dem Klub, mit der Art und Weise, wie wir arbeiten und unsere Mannschaft Fußball spielen sehen wollen, identifiziert. Es muss fachlich passen”, hatte der Sport-Geschäftsführer Ende Mai gesagt. Der neue Coach könne „Teil eines Aufbaus sein, eines Aufbruchs, eine neue erfolgreiche Ära einzuleiten”.

Dieser Mann soll nun als Ergebnis monatelanger Suche Werner sein, der trotz seines Status’ als Bremer Urgestein und seiner bedächtigen Aura erstaunlicherweise gerade erst 37 Jahre alt geworden ist.

Werner begann 2013 als Jugendtrainer bei Holstein Kiel, stieg rasch zum Cheftrainer in der 2. Liga auf und lieferte dann ab November 2021 bei Werder Bremen als Nachfolger von Karnevalsfan Markus Anfang zweifellos zuverlässige, seriöse und konstante Arbeit ab. Doch das Tandem Werner und Werder verkörperte bislang gehobenes Bundesliga-Mittelmaß. Ob der Fußballlehrer die Strahlkraft hätte, die es als Trainer eines Klubs braucht, der den Anspruch hat, in die „Königsklasse” zurückzukehren, weltweit begehrte Toptalente nach Leipzig zu locken und gegründet wurde, um in aller Munde zu sein, darf hinterfragt werden. Für Aufbruchstimmung sorgt die Diskussion um die Personalie in der Messestadt jedenfalls nicht; zumal Werner mit der Hypothek käme, nach all den Absagen anderer Klubs und Trainer eher eine Notlösung zu sein.

Bislang nicht als Talentförderer aufgefallen

Die Frage steht im Raum: Stünde die Entscheidung pro Werner exemplarisch für ein weiteres Abrutschen ins Mittelmaß, oder brächte Werner wieder genau jenen Arbeitsethos mit nach Sachsen, der seine Teams bislang ausgezeichnet hat und der Rasenballsport in der Vorsaison abging? Nach außen formuliert Werner klar, knapp und direkt, wirkt eher distanziert. Im familiären Bremer Umfeld passte das. Doch wie Werner sich in einem komplizierten Klubgeflecht wie dem bei Red Bull unterordnen und mit teuren Jungstars wie Xavi Simons umgehen könnte, sind unbekannte Variablen. Als mutiger Förderer von Talenten – eigentlich Kernkompetenz für einen RB-Trainer – ist Werner bislang nicht aufgefallen.

Fußballerisch steht er für ein 3-4-2-1-System mit hoch postierten Flügelverteidigern, die in seinen Matchplänen zentrale Rollen einnehmen – so wie beim jüngsten 0:0 gegen Leipzig, als die Bremer die Gäste phasenweise überrannten, aber nicht trafen. Er steht für systematischen Spielaufbau, indem er hochpressende Gegner anlockt und sich dann über die Sechser und Außen befreit und über die Halbspuren schnell in die Spitze vordringt. Dass er einem Underdog-Team wie Werder Punch und Struktur verleihen kann, hat Werner nachgewiesen. Wie sich das bei einem Spitzenteam mit RB-DNA als Markenzeichen verhielte, ist nicht absehbar, da Werner bislang über keinerlei Referenzen im Red-Bull-Reich verfügt.