Lange verletztenliste Ein Hauch von Nostalgie: Leipzigs Altvordere müssen Kaderlücken schließen
Leipzigs fehlen momentan viele junge Topspieler. Es müssen die Routiniers in der Kabine einspringen. Ein Hauch von Nostalgie umweht deshalb die Partie gegen Gladbach.
Willi Orban ist der Fachmann für Körperertüchtigung im Kader von RB Leipzig, und so hatte der Kapitän gute Ratschläge parat, als er unter der Woche auf die lange Absenzliste angesprochen wurde. Durch die Verletzungsausfälle von Keeper Peter Gulacsi, Abdou Diallo, Xaver Schlager und Christopher Nkunku plus Dani Olmo (im Aufbau) sowie weitere angeschlagene Profis trainierten am Dienstag nur 13 Feldspieler.
RB: nur kein Unmut in der Kabine
„Noch kriegen wir elf Jungs zusammen“, sagte Orban halb im Scherz vor dem anstehenden Heimspiel gegen Mönchengladbach am Samstag (15.30 Uhr) und bog dann zu dem gerade alles überragenden Thema ab. „Als Leistungssportler musst du die Basics perfekt machen: Schlaf, Ernährung, Regeneration. Jeder Spieler muss alles dafür tun, um gesund zu bleiben.“
Die Kadergröße des aktuell Vierten der Meisterschaft ist ein heikles Thema. Ex-Trainer Domenico Tedesco hatte sich für eine kleine Gruppe entschieden, um keinen Unmut in der Kabine moderieren zu müssen. Sein Nachfolger Marco Rose hat das Erbe übernommen, das sich momentan als Gefahr für das Minimalziel des Pokalsiegers erweist, im Juni auf einem Champions-League-Platz zu stehen. Zumindest für die kommenden drei Partien gilt das gegen Gladbach, nächsten Dienstag gegen Manchester City (21 Uhr) und am folgenden Sonnabend beim VfL Bochum (15.30 Uhr). Danach sind zwei Wochen Länderspielpause.
Bis dahin müssen vor allem die Altvorderen ran, was aus der Ferne betrachtet eine schöne Geschichte ergibt. Kein Bundesligist hat so viele langgediente Spieler in seinen Reihen. Bei RB sind das neben Orban die Aufstiegshelden von 2016 Lukas Klostermann, Marcel Halstenberg, Emil Forsberg, Yussuf Poulsen sowie Timo Werner, der im ersten Bundesligajahr zum Kader stieß, und Kevin Kampl, der Sommer 2017 an den Cottaweg kam. Alle sechs sind einsatzfähig und dürften in den kommenden Tagen jede Menge Spielzeit bekommen.
Werner: Fußverletzung ausgestanden
Ein Hauch von Nostalgie umgab die Rose-Elf bereits in der Partie gegen Frankfurt vor knapp zwei Wochen. Den ersten Treffer des späteren 2:1 legte Forsberg Werner auf, den zweiten Werner Forsberg. Später sagte der deutsche Nationalstürmer: „Emil und ich kennen uns schon so lange. Wir verstehen uns blind.“
Rose kann sich also glücklich schätzen, denn seine Routiniers stehen nicht nur parat, sondern das auch in exzellenter Verfassung. Halstenberg, 31, hat sich auf einen Stammplatz in der Abwehr zurückgekämpft. Forsberg, ebenfalls 31, schoss in den jüngsten drei Ligaspielen drei Tore, eines legte er auf. Und Werner, 27, meinte zuletzt, er habe eine Fußverletzung ausgestanden, jetzt sei er auf dem Weg zu hundertprozentiger Fitness.
Doch auch die, deren Karrieren zuletzt einen Abstecher in die Reservistenriege genommen haben, sind ohne Abstriche einsatzfähig. Kampl etwa fand sich gegen Frankfurt das erste Mal seit November in der Startelf wieder; der Auftritt des 32-Jährigen war mehr als gediegen. „Kevko ist gut drauf“, hatte Rose bereits vor der Partie geschwärmt. „Ich weiß, wenn ich ihn bringe, kann ich mich auf ihn verlassen.“
Poulsen: zweites Kind im August
Selbst Poulsen kommt zur rechten Zeit in Schwung. Zwei Muskelfaserrisse und weitere Blessuren hatten den dienstältesten RB-Profi vergangenes Kalenderjahr um seine Form gebracht. Mittlerweile hat sich der 28-Jährige buchstäblich an Orbans Prinzipien entlang gesundet. Sogar seine Weisheitszähne mussten dafür dran glauben.
„Es gibt kein Limit, wenn der Körper mitspielt“, sagte er vorgestern der „Sportbild“ nach seinem ersten Startelfeinsatz in diesem Jahr beim 1:2 gegen Dortmund vorigen Samstag und zählte auf, wie viele Gewohnheiten er umgestellt hat. Nur seinen Schlafrhythmus ließ er en detail unerwähnt. Vielleicht ja, um seinem Kapitän keinen Anlass zur Sorge zu geben. Vergangenen August wurde Poulsen zum zweiten Mal Vater.