Nach Elf Auswärtsspielen Ohne Sieg „Wahnsinn”: Tedesco will Auswärtsfluch nicht mehr ansprechen
Wenn etwas allzu offensichtlich ist, dass es ohnehin jeder sieht, muss man nicht extra darauf hinweisen, dachte sich Domenico Tedesco vor dem Auswärtsspiel von RB Leipzig beim VfB Stuttgart (Sa., 15.30 Uhr). Der RB-Trainer will den Auswärtsfluch seines neuen Klubs nicht mehr thematisieren. „Um ehrlich zu sein, haben wir das Thema Auswärtsstatistik in Augsburg angesprochen vor der Mannschaft, um die Sinne zu schärfen und die Mannschaft heiß zu machen. Diesmal werde ich es nicht ansprechen”, sagte der Cheftrainer bei der Pressekonferenz am Donnerstag.
Der Fußballlehrer betonte: „Vergessen wir mal die Statistik, es ist ja in den Köpfen drin, da müssen wir nicht drumherum reden. Dass es die Spieler wurmt, ist auch klar, dass eine Mannschaft, wie wir es sind, seit April kein Auswärtsspiel gewinnt, ist ja eigentlich Wahnsinn.” Die letzte Partie auswärts hatte RBL am 10. April bei Absteiger Werder Bremen gewonnen (4:1).
RB Leipzig auswärts naiv und sorglos
Da kommt der Lieblingsgegner Stuttgart gerade recht. Gegen die Schwaben haben die Sachsen mit sechs Siegen aus sieben Spielen die beste Bundesliga-Bilanz. Doch die Stuttgarter stehen unter Druck, sind seit drei Spielen sieglos. Allerdings sind die Leipziger sogar seit elf Bundesliga-Spielen auswärts sieglos – Vereinsnegativrekord.
Bei Tedescos erstem Auswärtsspiel in Augsburg kurz vor Weihnachten sah RB lange aus wie der sichere Sieger, fing sich dann aber doch noch den Ausgleich. Dabei deutete sich klar an, dass die Dominanz bröckelt. Emil Forsberg hatte diese Naivität und Sorglosigkeit so beschrieben: „Augsburg schlägt die Bälle lang, sie kriegen einen Eckball, Handspiel, ups Elfmeter – 1:1.” Ups, schon wieder ein Auswärtsspiel nicht gewonnen.
Karlsruher gewann einst 35 Auswärtsspiele in Serie nicht
Die Mentalität und das Selbstverständnis, auswärts auch mal einen 1:0-Vorsprung clever und mit Körpereinsatz zu verwalten, geht RBL seit langem ab. Nach der jüngsten Enttäuschung in der Fremde hatte jeder Leipziger inklusive Tedesco davon gesprochen, das zweite Tor verpasst zu haben. Die Möglichkeit, ein 1:0 mit allen Mitteln zu halten, wurde gar nicht in Betracht gezogen.
Den Rekord in dieser zweifelhaften Statistik hält übrigens der Karlsruher SC, der zwischen 1976 und 1981 – zwischenzeitlich aus der Bundesliga ab- und wieder aufgestiegen – 35 Spiele am Stück kein Auswärtsspiel im Oberhaus gewinnen konnte.