Drei-Sekunden-Regel im Gegenpressing Was Domenico Tedesco mit dem RB-Spiel vorhat
Die Ergebnisse stimmen wieder. Domenico Tedesco hat RB Leipzig mit drei Siegen ins neue Jahr geführt. Doch die erste Hälfte gegen Mainz sowie die Spiele in Stuttgart und gegen Hansa im Pokal waren teils schwere Kost. Tedesco räumte nach dem Viertelfinaleinzug gegen Hansa gleich aus freien Stücken ein, dass die Ballbesitz-Orgie möglicherweise für die 1000 Fans im Stadion und jene an den Bildschirmen etwas „langweilig” gewesen sein könnte. Wo also will Tedesco mit dem RB-Spiel mittelfristig hin?
Zugunsten der Sicherheit hat RB sichtbar Tempo aus dem Spiel genommen. Statt riskanterem Ein-Kontakt-Spiel will Tedesco lieber zwei, drei Ballkontakte sehen. Bisweilen kam der Spielfluss jedoch komplett zum Erliegen, weil zu wenig Bewegung, Tempowechsel und zu viel Sicherheitsdenken im Spiel waren. Um mehr Lücken zu reißen, agierten die Leipziger zu statisch.
RB Leipzig von Tedescos Vorstellungen „noch ganz, ganz weit weg”
Tedesco warb um Verständnis, dass sein neues Team nach nur zwei richtigen Trainingswochen und durch viele verletzte Kreativspieler wie Emil Forsberg und Dani Olmo, zuletzt auch Dominik Szoboszlai, noch gar nicht so weit sein kann, dass Tedescos Spielphilosophie zum Vorschein kommt. „Wir sind davon noch ganz, ganz weit weg, und trotzdem haben wir Elemente drin, die schon gut funktionieren”, sagte der 36-Jährige.
In der aktuellen Phase gehe es mehr darum, für jedes Spiel passende Matchpläne zu vermitteln, als um die eigene Spielphilosophie. „Stuttgart wollten wir den Ball mehr überlassen, weil sie konteranfälig sind. Gegen Rostock wollten wir am besten 100 Prozent Ballbesitz haben, um den Gegner extrem weit von unserem Tor zu halten. So geht es weiter von Spiel zu Spiel, und die Idee kommt dann irgendwann mal in den nächsten Spielen oder nach den Sommerferien”, so Tedesco am Mittwoch im Sportschau-Interview.
Was Leipzigs neuem Fußballlehrer generell vorschwebt, will er nicht im Detail verraten. Vor der Partie gegen Wolfsburg ging er immerhin auf einige konkrete Themen näher ein. „Ich mag es, wenn Gegner tief stehen, du hast die Kontrolle und bist weit weg vom eigenen Sechzehner”, berichtete Tedesco. Die Ballbesitz- und Passquoten sind unter ihm rasant in die Höhe geschossen.
„Wir müssen noch mehr gegenpressen”
Doch wie lassen sich so mehr Torchancen kreieren? „Dass wir mehr in die Box dringen müssen ist klar, ebenso tiefe Laufwege, spielen-gehen”, erklärte der gebürtige Italiener und forderte: „Wir müssen noch mehr gegenpressen, wenn du den Ball verlierst und innerhalb von drei Sekunden zurückeroberst, sind auf einmal Lücken da.” Zudem arbeite er mit den Profis an der Art und Weise der Flanken sowie der Boxbesetzung, gab er preis.
Gegen angeschlagene Wolfsburger am Sonntag (15.30 Uhr) könnte die Partie jedoch ähnlich verlaufen wie zuletzt auch: als Geduldsspiel. Doch Stabilität hat als Gegenentwurf zum zu hektischen Spiel unter Marsch eben auch seinen Preis.