RB in San Sebastian Mit Mut ins Baskenland: Was Leipzig nach dem 2:2 optimistisch stimmt
Früher hätten zwei Gegentore daheim ein klares Handicap für ein Rückspiel im Europapokal bedeutet. Das ist seit dieser Saison vorbei, was die Sichtweise von RB Leipzig auf das Remis entscheidend beeinflusst hat.
Früher hätten zwei Gegentore daheim ein klares Handicap für ein Rückspiel im Europapokal bedeutet. Das ist seit dieser Saison vorbei, was die Sichtweise von RB Leipzig auf das Remis entscheidend beeinflusst hat.
Nicht mal einer wie Domenico Tedesco war darauf gefasst. Der Fußballlehrer-Einser-Absolvent musste nach dem irgendwie doch mühsamen 2:2 (1:1) in seinem ersten internationalen Spiel mit RB Leipzig zugeben: "Wir waren überrascht, dass der Gegner so tief verteidigt hat." So tief hieß: mit einer Fünfer-Abwehrkette, die sich manchmal in eine Reihe aus sechs defensiven Basken plus teilweise drei, vier weiteren Bollwerkspielern davor verwandelte. Nicht einmal der FC Augsburg stand in der Vergangenheit bei Besuchen in der Messetadt derart tief im eigenen Hinterhof.
Zermürbender Gegner
RB biss sich an diesem Beton fast die Zähne aus. Ein Blick auf die Heimbilanz von Real Sociedad in der spanischen Liga lässt aber vermuten, dass dem Tabellenvierten der Bundesliga im Rückspiel der Zwischenrunde in der Europa League am kommenden Donnerstag in San Sebastian erst recht ein erneut zermürbender Gegner droht.
Nicht einmal der derzeit souveräne Tabellenführer der Primera Division, Real Madrid, verteidigte im eigenen Stadion das eigene Tor dermaßen gut. Acht Gegentore ließ der Spitzenreiter in zwölf Spielen daheim zu, San Sebastian gerade mal sechs. Hoffnungen dürfte den Leipzigern auf dem Weg ins Achtelfinale aber machen, dass das Team von Trainer Imanol Alguacil selbst nur neun Tore im Estadio Anoeta erzielte. Und irgendwer muss gewinnen, kommenden Donnerstag.
Auswärtstore zählen ab dieser Saison im Europapokal nicht mehr. Heißt, das Spiel geht bei 2:2 los. Es muss einen Sieger geben, um den Achtlfinalisten dieses Duells zu ermitteln. "Dann müssen sie sich öffnen und aktiver werden", sagte RB-Keeper Peter Gulacsi später. "Real hat jedenfalls keinen Vorteil."
"Wir haben eine gute Chance"
Die Tatsachen, die RB Mut geben: Dass die Sachsen zweimal einen Rückstand aufholten, sich spät das Remis durch den verwandelten Elfmeter des eingewechselten Emil Forsberg sicherten. Dass die Mannschaft 69 Angriffe Richtung Tor von San Sebastian initiierte, 20 Abschlüsse und 64 Prozent Ballbesitz hatte. In der statistischen Summer stimmte das die Leipziger am Ende optimistisch für die Reise nach Spanien in der kommenden Woche.
"Die erste Halbzeit ist gespielt und ich bin sehr zuversichtlich, dass wir nächsten Donnerstag weiterkommen", betonte etwa Konrad Laimer. "Wir werden dort alles geben und in die nächste Runde kommen", prophezeite Kevin Kampl. Und Torwart Peter Gulacsi wusste auch schon wie. "Wir haben gesehen, dass wir eine gute Chance haben, wenn wir aggressiv und intensiv spielen", sagte der RB-Kapitän.
Eines freute Tedesco ganz besonders. Die eingewechselten Spieler erwiesen sich als Spielaufheller und Teamantreiber. Allen voran Emil Forsberg. Der Schwede wird nach seiner Oberschenkelverletzung immer stärker. "Ich komme langsam wieder besser rein", sagte der 30-Jährige selbst, nachdem er beim wichtigen Elfmeter in der 82. Minute cool geblieben war und sicher verwandelt hatte. Und nicht nur das. "Er treibt an, er treibt die Mannschaft nach vorn", betonte Tedesco.
Es fängt bei Null an
Der Coach hatte zwei Halbzeiten gesehen. Eine, die ihn und sein Team durch die Taktik des Gegners kalt erwischte - und lähmte. "Da waren wir in vielen Bereichen zu langsam". Wenn Gegner so tief stehen, muss man schnell im Kopf und in den Beinen sein, um jede noch so unscheinbare Chance zum Durchbruch nutzen zu können.
Die zweite Hälfte spielte sein Personal nach Wunsch: gedankenschnell, aggressiv, selbstsicher. Dass trotzdem wieder ein Gegentreffer fiel, war kein systemisches Problem, sondern entsprang dem Handspiel von Josko Gvardiol. "Wichtig war, das zweite Tor zu machen und nicht mit einem 1:2 ins Rückspiel zu gehen", sagte Tedesco. Es fängt wieder bei Null an.