RB Leipzig"Weil mich das ein Stück weit ankotzt" - RB Leipzigs Oliver Mintzlaff: So lief der Nagelsmann-Transfer zum FC Bayern wirklich ab
Was hatten Fans und Experten in den vergangenen Wochen und Monaten auf die sportliche Führung von RB Leipzig eingeprügelt. Dysfunktionale Strukturen und inkompetente Personalentscheidungen, so hieß, hätte das Team um Geschäftsführer Oliver Mintzlaff, den Kaufmännischer Leiter Sport Florian Scholz und den Technischen Direktor Christopher Vivell zu verantworten.
Erst habe RB nicht alles versucht, um Startrainer Julian Nagelsmann am Wechsel zum FC Bayern zu hindern. Man habe dem 34-Jährigen sogar den roten Teppich zum größten Konkurrenten ausgerollt. Auch der Ex-RB-Trainer und -sportdirektor Ralf Rangnick äußerte sich zur Verärgerung der Leipziger Verantwortlichen dementsprechend. Dann musste der Klub auch noch Trainer Jesse Marsch entlassen, weil das Team mit seiner Spielidee zu wenig anfangen konnte.
Hat Oliver Mintzlaff Julian Nagelsmann den roten Teppich zum FC Bayern ausgerollt?
Mintzlaff wollte die - vor allem ihn treffende - Kritik inhaltlich so nicht stehen lassen. Auf einer Fankonferenz am Mittwoch rückte der RB-Boss, weil es ihn "auch ein Stück weit ankotzt", einige Dinge gerade und räumte unter anderem mit der "Legendenbildung" beim Transfer von Julian Nagelsmann auf.
Laut Mintzlaff gab er Nagelsmann und dessen früheren Agenten Marc Kosicke vor Nagelsmann Verpflichtun bei RB im Sommer 2019 die mündliche Zusage, einem Wechsel zum Rekordmeister zuzustimmen, sollten die Bayern anfragen. Dafür verzichtete Nagelsmann nach Mintzlaffs Drängen auf eine Ausstiegsklausel in Höhe von zehn Millionen Euro in seinem Vertrag. "Worauf wir uns die Hand gegeben haben", erklärte Mintzlaff. "Wenn der FC Bayern kommt, dass wir dann reden und eine Lösung finden. Wir haben uns ein klares Commitment abgegeben."
Hätte RB Leipzig Nagelsmann zum Bleiben zwingen können?
Gut zwei Jahre später klopfte der FCB tatsächlich an. RB verhandelte mit den Bayern, pokerte sehr hoch und hoffte insgeheim, der deutsche Serienmeister würden die Trainer-Rekordablösesumme in Höhe von 25 Millionen Euro nicht bezahlen. Tat er aber. Mintzlaff hatte sich demnach lediglich an die mündliche Vereinbarung bei Vertragsabschluss gehalten. Dies könne im Übrigen auch Nagelsmanns Ex-Agent genau so bestätigen, so der RB-Boss.
Er erinnert alle Kritiker und Nörgler auch an die möglichen Konsequenzen, hätte RB den Coach entgegen der Absprachen nicht vorzeitig aus seinem Vertrag entlassen. "Natürlich hätte man sagen können: Wir einigen uns nicht", so Mintzlaff weiter. "Ich würde aber gerne mal die Reaktionen hören, wenn wir 18 Punkte aus 14 Spielen mit dem Trainer Julian Nagelsmann gehabt hätten, weil er mit den Gedanken woanders ist, weil es ihn ankotzt, dass wir uns nicht an das gesprochene Wort erinnern konnten." Letztlich traf Mintzlaff die aus seiner Sicht einzig seriöse Entscheidung - und hielt sich an sein Versprechen.