kaputte Mikros, glücklicher Trainer Wie im Bierzelt früh um sechs: So lief die PK mit dem Pokalsieger-Coach
Es war den unterschiedlichen Umständen geschuldet, dass die Trainer beider Teams des gestrigen Endspiels um den DFB-Pokal ihre Pressekonferenzen nicht zusammen bestritten. Gut für Frankfurts Oliver Glasner, dass er viele Minuten vor Leipzigs Marco Rose auf dem riesigen Podium saß und davon erzählte, dass er "jetzt" nach seinem letzten Spiel für die SGE, einer 0:2-Niederlage, ein paar Mistreiter suche, "die mit mir bis Montag durchfeiern". Vielleicht wäre dieser wunderbare letzte Satz als Frankfurt-Coach nicht gefallen.
Bewegung hinter der Kulisse
Rose nämlich kam nicht sehr weit mit der Schilderung und Analyse dieses Pokalabends in Berlin. Im Stakkato begann er zu sprechen: "Besonderer Moment, Titel verteidigt. Eine Saison darauf hingearbeitet, heute die Kirsche obendrauf gepackt. Macht total Sinn, haben die Jungs sich verdient, ich bin sehr dankbar. für die Mitarbeiter die Fans, den Verein." Plötzlich kam Bewegung hinter die Kulisse.
Ein Pulk halbnackter, verschwitzer Fußballer stürmt auf die PK-Bühne und kippte fünf riesige Biergläser über dem Coach aus. Mit dem Lied "Deutscher Pokalsieger", zog er wieder da ab, Rose vom Scheitel bis zur Sohle biernass.
Geruch wie ein Bierzelt früh um sechs
Der Strom für die Mikrophone fiel daraufhin aus, der DFB musste improvisieren und formierte eine Medienrunde um den klitschnassen gebürtigen Leipziger, der roch wie ein Bierzelt früh sechs Uhr. Leipzigs Trainer bat lachend, ihm nicht zu nahe zu kommen und setzte seine PK fort.
"Das Tor ist ein bißchen glücklich gefallen, das ist die Geschichte des Spiels. Es hat ein bißchen Glück gebraucht, weil beide Teams gleich gut waren. Am Ende aber ist der Sieg mega verdient. Die Einwechslung von Yussuf Poulsen für Timo Werner hat die Partie ein bißchen zu unseren Gunsten gedreht."
RB-Coach Rose: "Bißchen Fluktuation im Kader"
Der Pokalsieg ist der zweite in Folge für RB, der erste für sie in der Bundesliga, und das als gebürtiger Leipziger. Wie fühlt sich das an für Sie? "Es geht nicht um mich, aber klar, Ich bin sehr, sehr gerne Leipziger. In meiner Heimat, für meine Heimat einen Titel zu gewinnen, ist top, aber das haben wir alle zusammen erreicht. Ich habe im Herbst eine tolle Mannschaft übernommen und mich vom ersten Tag an wohlgefühlt. Absolute Profis im Staff, ein gut geführter Verein, ein volles Stadion, eine Menge Leute auswärts, in München, in Manchester, da hat dieses Jahr eine Menge zusammengepasst. Es geht immer nur zusammen, das ist das Entscheidende. Ich empfinde große Dankbarkeit an mein Team für meinen ersten Titel in Deutschland."
Christopher Nkunku war an beiden Toren beteiligt. Wie haben Sie ihn wahrgenommen? "Es war so ein Finale, wo nicht jeder ins letzte Risiko gegangen ist. Aber das zeigt seine Qualität, auch wenn der Ball ein oder zwei Mal abgefälscht war, Christo ist immer für was Besonderes gut. Auch für so ein Tor."
Nach zwei Pokalsiegen geht das der Fokus jetzt Richtung Meisterschaft? "Wir wollen jetzt erstmal den Titel feiern, weil er was Besonderes ist. Danach haben wir ein paar Hausaufgaben zu erledigen. Wir werden ein bißen Fluktuation im Kader haben und werden uns ein Stück weit neu aufstellen müssen, da brauchen wir gute und kreative Entscheidungen. Wenn dann irgendwann die Transferperiode endet, dann können wir gern über Saisonziele reden."
Wie sehr werden Sie ihn vermissen? "Ist sein Wechsel schon offiziell? Spieler mit seiner Qualität gibt es nicht oft in Europa."
Titel wie dieser machen Transfers leichter, wie sehr sind sie aiuch vor diesem Hintergrund froh über den Sieg? "Der Titel ist in erster Linie toll, er ist ganz wichtig, gibt ein gutes Gefühl unserer Stadt, unseren Fans, unserem Verein. Wir sind ein junger Verein. Es waren heute ein paar weniger im Stadion, aber ich bin mega stolz, was wir, was die Fans auf die Beine gestellt haben. Und was uns in erster Linie bei Transfers hilft, ist die Champions League, die Spieler nach Leipzig bringt."
Sie haben mit Salzburg, Dortmund, Gladbach bereits Spitzenteams trainiert. Was macht RB besonders? "Auch meine Dortmunder, Salzburger oder Gladbacher Jungs waren cool. Manchmal entscheiden Moment in der Saison. Mit Dortmund hatten wir letztes Jahr zwei Punkte weniger als in dieser, mit Gladbach bin ich einmal im Pokal-Viertelfinale knapp am BVB. Die Mannschaft will ich alle nicht missen, und meine jetzt natürlich auch nicht. Toller Charakter, sehr ehrgeizig, ambitioniert und sie standen, auch wenn nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen ist zusammen.
Konrad Laimer verlässt den Verein, wie sehr werden Sie ihn vermissen? "Außergwöhnlicher Spieler. Qualitäten, die man im europäischen Fußball nicht oft findet. Unfassbare Dynamik im Ballgewinnen und im Umschalten. Schafft dadurch Umschaltsituationen, guter Typ noch dazu. Konny gibt einem Team, was viele nicht haben und alle suchen."
Die Kulisse war deutlich pro Frankfurt, wie haben Sie das wahrgenommen? "Tolle Fans, die Frankfurter. Waren heute ein paar mehr, aber nochmal: wir sind als Verein auch ein paar Jahre jünger. Das ist kein Problem. Aber selbst Barcelona hatte vergangene Saison daheim ein Auswärtsspiel. Ich finde, das sind tolle Fans, es war insgesamt eine Pokalatmosphäre, würde ich sagen, und zwischendrin ein bißchen Silvester."
Das Gespräch wurde in einer Medienrunde aufgezeichnet.