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Zu viele Ausgebootete bei RB Eberl kritisiert Nicht-Nominierung von Henrichs

Von Ullrich Kroemer 22.03.2023, 05:00
Nicht erste Wahl im DFB-Team: Benjamin Henrichs.
Nicht erste Wahl im DFB-Team: Benjamin Henrichs. (Foto: imago/motivio)

Auf dem Trainingsplatz bei RB Leipzig war am Dienstagnachmittag trotz Länderspielpause viel Betrieb. Acht Feldspieler aus der Profiabteilung waren zum Training erschienen. Am Freitag noch hatte Trainer Marco Rose mit lediglich drei, vier Teilnehmern gerechnet. Doch es wurden deutlich weniger Akteure zu den Nationalmannschaften berufen, als zunächst angenommen. Zehn Spieler stellt RB ab, so wenige waren es seit 2021 nicht. Das liegt auch an den Verletzungen von Christopher Nkunku, Abdou Diallo, Xaver Schlager und Peter Gulacsi. Doch es hat auch damit zu tun, dass aktuell einige Akteure der Leipziger kein internationales Niveau haben und nach der Weltmeisterschaft in Katar nicht mehr berufen wurden.

Das betrifft etwa André Silva, Lukas Klostermann und Yussuf Poulsen. Andere wie Benjamin Henrichs konnten trotz guter Leistungen noch nicht so nachhaltig überzeugen, dass sie beim Neuanfang hätten dabei sein dürfen. Der Rechtsverteidiger beeindruckte zwar seine Oma, indem er ein Kaugummi ausspuckte, es mit dem Schuh in die Luft kickte und wieder im Mund auffing; das Video von der Aktion – samt staunender Großmutter – postete der 26-Jährige bei Instagram.

Eberl: „Benny hätte es verdient gehabt”

Doch Bundestrainer Hansi Flick zeigt sich weniger beeindruckt von Henrichs Leistungen, die auch abseits der Kaugummi-Tricks meist beachtlich waren in den vergangenen Wochen, und nominierte stattdessen Josha Vagnoman vom VfB Stuttgart. Für Max Eberl unverständlich. „Benny spielt bislang eine starke Rückrunde für uns und hätte es sicherlich verdient gehabt, nominiert zu werden”, kommentierte der RB-Sportchef auf MZ-/RBlive-Anfrage.

Bei anderen Akteuren hingegen ist die Nicht-Nominierung nachvollziehbar und symptomatisch für die schwere Phase die RB Leipzig gerade hat. Silva hat im Klub seit elf Spielen nicht getroffen und ist nun seit knapp 1000 Minuten torlos. Bei allen Qualitäten, die er bisweilen ins Spiel einbringt, ist das nicht akzeptabel für Leipzigs Stürmer Nummer eins. Der Mann aus dem Norden Portugals kommt laut Statistik auf 10,24 erwartete Tore, hat es in der Liga aber bislang nur viermal klingeln lassen. Sein Minus beträgt damit stattliche 6,24 Tore. Kein Wunder, dass der neue portugiesische Coach Roberto Martinez den 27-Jährigen nicht berücksichtigte.

Poulsen zu ungefährlich, Klostermann unsichtbar

Yussuf Poulsen arbeitete sich zwar nach schlechter Vorbereitung und Trainingsrückstand zurück zu mehr Einsätzen, hat in dieser Saison jedoch nur sieben Torschüsse und ein einziges Tor in der Liga vorzuweisen. „Am Ende verlange ich von meinen Stürmern auch, dass sie treffen”, kommentierte RB-Trainer Marco Rose nach dem 0:1 in Bochum angefressen. „In alles, was wir machen, müssen wir wieder mehr Schärfe hineinbringen.” Auch auf dem Trainingsplatz am Dienstag mahnte der Fußballlehrer bei einem Trainingsspiel auf Kleinfeld gut hörbar für jedermann: „Wenn wir ein Tor machen wollen, müssen wir das Tor auch attackieren und nicht darauf warten, dass der Ball irgendwann auf unseren Kopf fällt.“ Rose wies seine Stürmer an, mit Körpertäuschungen zu arbeiten.

Mehr Präsenz braucht auch Lukas Klostermann, wenn er seine Karriere nicht frühzeitig ausklingen lassen will. Der WM-Teilnehmer ist nach Verletzungen gerade nahezu unsichtbar im Leipziger Kader und hat hinter Poulsen die wenigsten Einsätze aller renommierten Leipziger Feldspieler in dieser Saison. In der Bundesliga spielte er zuletzt vier Mal in Serie keine Sekunde. Damit kann kein Nationalspieler zufrieden sein.

Eberl stellte sich in der aktuell schwierigen Phase vor seine Spieler. „Ich finde, dass man da differenzieren muss. Yussuf und Lukas sind nach Ihren Verletzungen letztes Jahr gerade noch so auf den WM-Zug aufgesprungen, ohne, wie auch André, im Turnier die großen Einsatzzeiten zu bekommen. Jetzt sind sie in einer Abstellungsphase, in der die Nationaltrainer auch ein bisschen was ausprobieren, mal nicht dabei”, sagte der 49-Jährige. „Wichtig ist, dass sie die Trainingszeit in Leipzig nutzen und gut trainieren.”

Eberl: „Sind auch jetzt von unserem Kader überzeugt”

Doch die Verträge von Klostermann, Poulsen, Kampl und auch Marcel Halstenberg laufen 2024 aus. Falls RB mit den Altvorderen noch Geld verdienen will, müsste der Klub im Sommer reagieren. Eberl hatte zuletzt nicht verhehlt, dass es sein Ziel ist, den Kader in den nächsten Transferperioden aufzuräumen: „Spieler werden nicht jünger. Dementsprechend ist es meine Aufgabe, in den nächsten Monaten und Jahren eben ein Stück weit ein neues Gesicht aufzubauen.“

Nun mochte der Manager keinen weiteren Druck aufbauen, sondern stärkte RB nach zwei bitteren Niederlagen und 0:8-Toren den Rücken: „Natürlich merken wir es, wenn zentrale Spieler wie Christopher Nkunku, Dani Olmo oder Xaver Schlager längerfristig ausfallen. Aber wir waren von unserem Kader überzeugt, als wir trotz namhafter Ausfälle 18 Spiele in Folge nicht verloren haben und sind auch jetzt von unserem Kader überzeugt“, betonte Eberl.

Im Falle von Leipzigs Vereinsheld Poulsen wäre ein Abschied rein emotional freilich besonders bitter, da er der letzte Verbliebene aus Drittliga-Tagen ist. Doch es muss Leipzigs Ziel sein, den Kader wieder zu verjüngen – mit Spielern, die auch in ihren Nationalteams nicht ausgebootet werden, sondern ihre internationalen Karrieren noch vor sich haben.

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