schmeichelhafter RB-Sieg gegen Dortmund Vollständiger Kontrollverlust: Was Sabitzers Auswechslung damit zu tun hatte
RB Leipzig gewinnt gegen Dortmund ein Spiel, das eigentlich hätte anders ausgehen müssen. Sieben hochkarätige Torchancen brachten die BVB-Profis aber nicht im Leipziger Tor unter. Wie es dazu kam, erklärte später der RB-Trainer.

Leipzig – Zum Feiern war Marco Rose offenbar nicht zumute, als sich seine Spieler vergangenen Samstagabend für das 2:0 im Krisengipfel-Duell mit Borussia Dortmund von den Fans feiern ließen. Der Trainer von RB Leipzig blieb im Rückraum stehen, bis David Raum angelaufen kam und ihn vor den Fanblock schob. Dort nahm er die Huldigungen dann doch mit Genuss entgegen.
Rose und RB: "Die Konstellation passt"
Sich zu zieren, war vielleicht Teil der Choreographie, um Kritikern und Skeptikern zu zeigen, dass die Kurve den gebürtigen Leipziger liebt. Trotz „keiner einfachen Saison“, wie der 48-Jährige später die gemeinsame Block-Feier ausdeutete. „Es freut mich als Leipziger, in Leipzig das Gefühl zu bekommen, dass die Konstellation für die Leute offenbar passt.“
Mit großer Wahrscheinlichkeit hatte der Trainer aber auch Hemmungen, sich für einen Sieg feiern zu lassen, der so vielleicht einmal in zehn Jahren zustande kommt. Dass Dortmund nicht mal ein Treffer gelang, war nämlich eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit.
Lediglich die ersten 33 Minuten spiegelten das Endergebnis wieder, in denen Roses Team den Gegner phasenweise an die Wand spielte und verdient durch einen Abstaubertreffer von Xavi Simons in Führung ging (18.). Das zweite Tor durch Lois Openda hingegen fiel nach einer Ecke zu einem Zeitpunkt, in der die Gäste aus dem Ruhrpott eigentlich bereits die Kontrolle über die Partie übernommen hatten, und zwar vollständig.
Gulacsi verhindert 3,5 Tore
Der Machtwechsel hatte sich nach der verletzungsbedingten Auswechslung von Ex-RB-Kapitän Marcel Sabitzer ereignet. BVB-Trainer Niko Kovac nahm Ramy Bensebaini aufs Feld, spiegelte die Grundformation des Gegners, stellte also auf eine defensive Dreierkette um und ließ mit Serhou Guirassy, Karim Adeyemi sowie Maximilian Beier drei gelernte Stürmer auf die Leipziger los.
Der Hinterhof der Gastgeber brannte fortan lichterloh. Von überall flogen Bälle auf das Tor von RB-Keeper Peter Gulacsi zu, der zum Leidwesen der Dortmunder allerdings einen Ausnahmetag erwischt hatte. Neun hochkarätige BVB-Chancen parierte der Ungar, sieben davon kamen aus dem Sechzehnmeter-Raum auf ihn zugeschossen. Umgerechnet auf die Tore, die unter diesen Umständen normalerweise fallen, verhinderte er 3,5 Treffer.
Lesen Sie hier: Die Noten zum Leipziger 2:0 gegen den BVB
Weitere große Tormöglichkeiten des BVB flogen an die Pfosten, die Latte oder gingen aus teilweise nur wenigen Metern neben das Leipziger Tor. 26 zu 14 Torschüsse standen am Ende zu Buche, darunter „sieben Hochkaräter“, wie später Dortmunds deutscher Nationalspieler Pascal Groß vorrechnete. „Das muss reichen, um in Leipzig zu gewinnen.“
Einsatz und Leidensfähigkeit
Rose wusste den Sieg deshalb einzuschätzen. „Nach dem 2:0 haben wir aufgehört, Fußball zu spielen. Wir brauchten heute einen guten Torhüter und auch ein bisschen Glück. Die zweite Halbzeit war sehr schwierig, das müssen wir ansprechen.“
Einmal mehr hatte ein Spiel die ganzen Schwächen des Rose-Kaders aufgedeckt. Es fehlt ihm an Druckresistenz, er verliert schnell die Linie, wenn der Gegner einen guten Plan hat. Er hat kein Gefühl dafür, was für einen Fußball welche Spielphase braucht. Er ist defensiv nicht gut organisiert. Dagegen steht eine hohe Einsatzbereitschaft und Leidensfähigkeit.
Lesen Sie hier: Gulacsi spricht über seine Zukunft
Der Trainer ging später ins Detail: „Es war ein Thema vor dem Spiel, dass wir erste und zweite Bälle unbedingt gewinnen müssen, weil sich dort Momentum entwickelt, weil sich so Dominanz entwickelt. Wir haben nach dem 2:0 erste Bälle nach vorn gespielt, aber waren auf dem zweiten Ball nicht mehr da. Wir haben uns nicht mehr freigelaufen und der, der den Ball hatte, hatte nicht mehr genug Optionen. An der Einstellung hat es nicht gemangelt. Aber die Bereitschaft und der Mut, weiter Fußball zu spielen, war nicht mehr da. So kam Dortmund auf und wir mussten leiden.“
Gleichwohl zog Rose ein positives Gesamtfazit. „Wir haben ein wichtiges Spiel gewonnen“, sagte der Trainer mit Blick von Rang fünf auf die Tabellenregion rund um die vier Champions-League-Plätze und fügte hinzu, „nicht mehr und nicht weniger.“ Das entsprach exakt seiner Gemütslage vor dem Fanblock, zu der eben auch gehörte, dass am Ende die Freude über die drei Punkte und die Zuneigung des Leipziger Publikums überwog.