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RB LeipzigFinaltraum geplatzt: Neymar & Co. zerlegen RB Leipzig

Von Ullrich Kroemer, Martin Henkel 18.08.2020, 22:55
Auch zu dritt nicht zu stoppen: Neymar.
Auch zu dritt nicht zu stoppen: Neymar. Julian Finney/Getty Images via UEFA/dpa

Das größte Spiel der Leipziger Klubgeschichte ist für die Sachsen zu einem bitteren Abend mutiert. Im Halbfinale der Champions League spielte Paris St. Germain RB Leipzig über 90 Minuten hinweg an die Wand und gewann gegen überforderte Leipziger mit 3:0 (2:0). Die Leipziger schlichen geknickt vom Lissaboner Rasen, während die Franzosen Final-Freudentänze auf dem Rasen veranstalteten. Bis bei RB der Stolz über das in den vergangenen Tagen Geleistete zurückkehrt, dauert es nach dieser Vorführung wohl eine Nacht.

RB-Trainer Julian Nagelsmann hatte einen offensiven, mutigen Matchplan angekündigt. Doch RB wirkte von Beginn an nur wie eine schlechte Kopie des Teams, das Atlético im Viertelfinale so furios bespielt hatte. Wie gelähmt ließ der Bundesliga-Dritte den Angriffswirbel der Pariser über sich ergehen. Das Zaubertrio von PSG – Kylian Mbappé und Angel di Maria kehrten neben Neymar in die Startelf zurück – zeigte RB bereits in der Startphase die Grenzen auf.

RB nervös und fehleranfällig

Neymars erster gefährlicher Schuss aus halblinker Position landete noch am Außenpfosten (6.). Und als Mbappé kurz darauf traf, pfiff Schiedsrichter Björn Kuipers noch wegen Handspiels von Neymar ab, weil der vom ungewohnt unsicheren Keeper Peter Gulacsi in höchster Bedrängnis angeschossen worden war (7.). Doch Paris erhöhte den Druck weiter, und Neymar holte clever Freistöße heraus. Aus halbrechter Position führte di Maria aus und die gesamte Leipziger Abwehrreihe ließ den wendigen Mittelfeldmann Marquinhos außer Acht, der unbedrängt in den Fünfmeterraum schwebte und gegen Gulacsi Laufrichtung zur frühen Führung einköpfte (13.).

Nagelsmann hatte sein schickes graues Karo-Sakko bereits ausgezogen und stand in seinen blauen Schnallenslippern hadernd am Außenrand, während sein Kollege Thomas Tuchel in sich ruhend mit Gipsfuß auf einer Eistruhe Platz genommen hatte. Beide Coaches sahen, dass Leipzig gegen die hoch pressenden Franzosen überhaupt keine Entlastung gelang. An Passstafetten war gar nicht zu denken. Bereits nach drei, vier Ballkontakten war der Ball wieder weg. RB agierte nervös und fehleranfällig, während PSG dominanten Ballbesitzfußball zeigte und seine Künstler suchte. Mbappé scheiterte freigespielt allein vor dem Tor an Gulacsi (17.).

Eine einzige Torchance hatten die Leipziger in den ersten 45 Minuten, als sich Konrad Laimer mal über die rechte Seite durchsetzte und Stürmer Yussuf Poulsen bediente, der jedoch wenige Meter vor dem Tor verstolperte (25.).

Galavorstellung von Neymar

PSG-Star Neymar hingegen erwischte einen Galaabend, war überall auf dem Spielfeld zu finden, holte sich tief Bälle, trat Freistöße direkt wie bei seinem nächsten Pfostentreffer (35.) und bereitete das 0:2 vor. Nach einem Patzer von Gulacsi, der ungenau auf Marcel Sabitzer spielte, bediente der Brasilianer di Maria zentral im Strafraum, der ohne Probleme einschob (42.). Kurz darauf hatte Neymar gegen nun völlig verunsicherte Leipziger sogar noch das mögliche 3:0 auf dem Fuß (44.).

In der Pause stellte Nagelsmann auf Dreierkette um und brachte Routinier Emil Forsberg und Sturmturm Patrik Schick für die wirkungslosen Dani Olmo und Christopher Nkunku. RB versuchte nun nach der verschlafenen ersten Hälfte ins Risiko zu gehen, presste höher und kam durch einen Distanzschuss von Forsberg zu einer Chance (52.). Doch es dauerte nicht lang, bis Paris RB im gespenstisch stillen Estadio da Luz endgültig das Licht ausknipste. Nordi Mukiele, den Nagelsmann für Marcel Halstenberg in die Startelf beordert hatte, rutschte an der Eckfahne aus und hob so bei der Flanke von di Maria auf den Ex-Münchener Juan Bernat das Abseits auf. Der kleine Spanier traf per Kopf zum 3:0 (56.).

Pariser Scheibenschießen mit Testcharakter

Im vergangenen September, als RB hier in der Gruppenphase 2:1 gegen Benfica gewonnen hatte, hatte es im 60.000 Zuschauer fassenden Tempel getost. Nun waren nur noch die aufgeregten Kommentare der französischen Radiokollegen zu hören – und die gelegentlichen verzweifelten Rufe von Nagelsmann. Das große Spiel war gelaufen und hatte in der letzten halben Stunde nur noch den Charakter einer Testpartie mit Pariser Scheibenschießen in Lissabon. PSG hatte noch diverse gute Chancen auf das 4:0, RB zog auch ein paar Mal ab, unter anderem durch Sabitzer (60., 65.), Angeliño (75.) und Schick (82.). Doch dem Neuling in diesen Sphären des europäischen Topfußballs wollte an diesem Abend nichts gelingen. (RBlive/ukr)