RB LeipzigWechselhafte Sturmböen RB Leipzig trotzt dem FC Bayern einen Punkt ab
Der Orkan Sabine war am Sonntagabend noch nicht in München angekommen. Dafür war das Spitzensiel der Fußball-Bundesliga zwischen dem FC Bayern München und RB Leipzig in der Fröttmaninger Arena von wechselhaften Sturmböen geprägt. In der ersten Hälfte stürmte Tabellenführer FC Bayern, in der zweiten entfachte Verfolger RB ordentlich Wind. Zwar endete das Spiel letztlich torlos, doch ein laues Lüftchen war das Gipfeltreffen keineswegs.
Gulacsi muss sich strecken
Für RB Leipzig dürfte sich der erste Punktgewinn – wenn auch im vierten Spiel ohne Torerfolg – in München anfühlen wie ein Sieg. Unter den Augen von Bundestrainer Jogi Löw und Tottenham-Chefcoach José Mourinho – die Champions League wirft ihre Schatten voraus – blies den Gästen der Wind anfangs wie erwartet von vorn ins Gesicht. Bayern drückte und schnürte RB nach fünf Minuten in der eigenen Hälfte ein. Immer wieder kamen die Münchner vor allem über die rechte Abwehrseite von RB. Leipzigs Keeper Peter Gulacsi musste sich mächtig nach einem Schlenzer von Thiago strecken (5.), danach kam Leon Goretzka wenige Meter vor dem Tor gefährlich an den Ball (11.).
Die Leipziger verteidigten ihren Strafraum energisch mit Haut und Haar und bekamen in diversen brenzligen Situationen in der gefährlichen Zone immer ein Bein an den Ball. Doch die Nagelsmann-Elf stand enorm tief, musste immer wieder defensiv mit einer Fünferkette abwehren, in die sich der US-Amerikaner Tyler Adams und Neuzugang Angelino fallen ließen.
Offensiv jedoch fand RB in der ersten Hälfte kaum statt. Viel zu schnell waren die vom giftigen Konrad Laimer, einer der Besten bei RBL, eroberten Bälle wieder verloren. Auch deswegen, weil RB ohne echten Stürmer spielte. Timo Werner klebte auf den Flügeln fest, wurde aber wie schon in den vergangenen Spielen kaum in Szene gesetzt. Der Spanier Dani Olmo, Leipzigs Rekord-Zugang, spielte zentral als eine Art falscher Neuner. Doch der schmächtige 21-Jährige wusste sich gegen seine pfeilschnellen Gegenspieler Alphonso Davies und David Alaba nicht durchzusetzen, ließ sich abdrängen und war zu langsam.
Werner frei vor Werner
Den ersten Torschuss gab Kapitän Marcel Sabitzer ab, zielte aber über das Tor (15.). Die Bayern demonstrierten ihre Überlegenheit, hatten über 70 Prozent Ballbesitz, ließen die Leipziger laufen und zeigten selbstbewusst ihre individuelle Überlegenheit. Davies nahm Olmo an der Seitenlinie aus, Manuel Neuer überlupfte Christopher Nkunku. Doch weil Verfolger RB vor 5500 Gästefans unter den 75.000 im Stadion eben aufopferungsvoll verteidigte, kam der Rekordmeister trotz der Dominanz zu vergleichsweise wenigen klaren Chancen. Robert Lewandowski scheiterte zweimal an einem Leipziger Abwehrbein (26., 39.).
In der zweiten Hälfte begannen die Leipziger deutlich mutiger nach vorn, spielten zielstrebiger, bewegten sich geschickter in den Halbräumen und hatten plötzlich die besseren Chancen. Leipzig traute sich nun auch offensiv mehr zu. Timo Werner spielte zentraler, und kam plötzlich besser in die gefährlichen Situationen. Kurz nach dem Wiederanpfiff stieß der Torjäger über Rechts durch und der Ball trudelte via Adams zu Sabitzer, der im Strafraum freie Schussbahn hatte, den Ball aber unbedrängt über den Kasten setzte (46.). Und auch über ihre rechte Seite zeigte sich die Bayern defensiv anfällig, als Laimer Nkunku schickte, der allein gelassen von der Münchner Abwehr auf Werner passte, der den Ball im Strafraum volley links neben den Kasten von Neuer setzte (63.). Die klarste Gelegenheit der Partie.
Bayern indes kam lange nicht mehr so gefährlich vors Leipziger Tor. Mit einer Ausnahme: Als Upamecano Lewandowski im Strafraum von den Beinen holte und Fifa-Referee Marco Fritz auf Strafstoß entschied, standen nicht nur die Zuschauer im Stadion schon jubelnd auf, sondern auch Lewandowski stand am Punkt bereit. Doch der Videoschiedsrichter nahm den Elfmeter zurück (55.), Lewandowski hatte im Abseits gestanden. Eine Szene, die die Münchner eher aus dem Konzept brachte. Von dem Selbstvertrauen und der Souveränität der ersten Hälfte war in den Aktionen der Hausherren nicht mehr viel zu sehen. Bis zur 80. Minute, als Goretzka freigespielt vor Gulacsi auftauchte, doch der Ungar mit einer Glanzparade noch die Fingerspitzen an den Schuss des Nationalspielers bekam. Auf der anderen Seite geriet die Flanke des eingewechselten Ademola Lookman auf Werner zu ungenau (90.+2). „Auf geht’s Leipziger Jungs”, sangen die jubelnden Leipziger Fans und verabschiedeten sich guter Dinge in die stürmische Nacht.