RB LeipzigBreite Bruste bei Transfers: RB Leipzig verspürt weiter keinen Druck
RB Leipzig bewahrt in Sachen Transfers weiter die Ruhe. Das birgt ein Risiko, sollte das Pokern der Sachsen nicht aufgehen. Eine Einschätzung von Moritz Schefers.
RB zeigt langen Atem
Seitdem der Wechsel von Hee-chan Hwang vollzogen wurde, gab es an keiner der offenen Baustellen Bewegung. Angelino und Schick warten noch immer auf ihre Freigabe, bei RB bleiben zu dürfen, Milot Rashica auf grünes Licht für einen Wechsel. Das Interesse der Spieler ist also grundsätzlich vorhanden, nur das Geschäftliche nicht vollzogen. Häppchenweise gibt es von allen Seiten Wasserstandmeldungen wie die von Sportdirektor Markus Krösche gegenüber dem Kicker (Montag): "Zumindest sind wir mit Manchester City näher an einer Lösung, als wir es mit AS Rom sind", bestätigte er. Heißt: Angelino ist näher dran, wie auch Julian Nagelsmann jüngst vermutete. Schick noch nicht ganz so weit, die Bild-Zeitung sieht ihn tendenziell in Leverkusen. Und Rashica zuletzt von schwindender Bedeutung.
Dass es bei all dem rein ums Geld geht, wird nirgends bestritten. Deswegen darf man auch schwer annehmen, dass ein ordentlicher Anteil der ungewöhnlich zahlreichen Aussagen zu Transferaktivitäten mit Pokerspiel zu tun hat. RB setzt auf den Willen der Spieler, die bereits von Leipzig als neuem Arbeitgeber überzeugt worden sind und behält dabei einen langen Atem, den sich der diesjährige Halbfinalist der Champions League durch die konsequenten "wirtschaftlichen Leitplanken" der vergangenen Jahre (und einen mehr als potenten Geldgeber in der Hinterhand) auch leisten kann.
Das Selbstbewusstsein von RB Leipzig bei Neuverpflichtungen birgt ein Risiko
Ein Risiko birgt die Strategie: Markus Krösche bedeutet gegenüber dem Kicker, dass Leipzig im Falle einer Verpflichtung von Schick und Angelino maximal noch "feinjustieren" würde, aber sogar ohne die ausstehenden Deals über einen Kader verfüge, mit dem er Julian Nagelsmann in das nächste Rennen um die Meisterschaft und die Krone Europas schicken könnte. "Ich hätte keine Bauchschmerzen", kommentiert er beim Kicker ein solches Szenario.
Das allerdings ist schwer vorstellbar. Leipzig hätte, sollten am Ende Barcelona, Bayer und Bremen auf die Dienste von Angelino, Schick und Rashica setzen dürfen, die Abgänge von Timo Werner, Patrik Schick und Angelino mit Hee-chan Hwang und Benjamin Henrichs kompensiert. Angesichts der gestiegenen Erwartungen im und um den Verein ist das zu wenig. Vorauszusetzen, dass die Neuzugänge genau so unmittelbar und hervorragend ins Team passen wie die letzten, würde sich spätestens rächen, wenn es mal nicht so läuft wie erhofft.
Zum Einen erhöht das Zögern der kaufmännisch Verantwortlichen den Druck der Öffentlichkeit. In der Vergangenheit gehörte das Ende der Transferphase unter Fans von RB Leipzig regelmäßig zu den bangen Tagen, Verpflichtungen kurz vor knapp sind keine Seltenheit: Bei Bernardo klärte man die finanziellen Details erst im Nachhinein, Angelino kam wie Kyriakos Papadopoulos erst am am Deadline Day, Ademola Lookmans Leihe verkündete RB sogar erst Stunden nach Schließen des Zeitfensters. Immerhin war es im Anschluss meist so, dass die Befürchtungen in Begeisterung umschlugen, weil es kluge Deals waren.
Auf dem Spiel steht aber auch, intern die Ansprüche zu erfüllen. Oliver Mintzlaff äußerte öffentlich, dass der Kader komplett sein wird, bis der Ball rollte. Und Julian Nagelsmann wird nicht zufrieden sein, wenn das Team, dass es trotz Verkaufs von Timo Werner ins Halbfinale der Champions League schaffte, aufgrund finanzieller Engpässe keinen Ersatz bekommt.
Reihenfolge bei Mvogo umgekehrt
Den sicheren Weg ging RB auf der Torhüterposition: Josep Martinez kam von UD Las Palmas, der Deal dazu wurde bereits im Winter fixiert. Und trotzdem ist die bisherige etatmäßige Nummer zwei Yvon Mvogo immer noch bei RB, obwohl der Schweizer seit Jahren mit einem Bein bei einem Verein ist, wo er dauerhaft das Tor hüten darf. Immerhin soll das mit dem Wechsel in naher Zukunft der Fall sein, laut Kicker steht die Einigung mit PSV Eindhoven kurz bevor.
(RBlive/msc)