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RB LeipzigNeue Verträge: RB Leipzig arbeitet mit Corona-Klausel

Von (dpa/RBlive) 01.09.2020, 08:01
Möglicherweise hat Benjamin Henrichs bereits eine Klausel über Auswirkungen der Pandemie in seinem Vertrag bei RB.
Möglicherweise hat Benjamin Henrichs bereits eine Klausel über Auswirkungen der Pandemie in seinem Vertrag bei RB. imago/Poolfoto

Die Corona-Krise bedeutet für die Bundesligaklubs noch immer Einnahmenverluste in Millionenhöhe - zumindest solange ohne Zuschauer gespielt wird. Einige reagieren darauf mit Pandemie-Klauseln in den Verträgen neuer Spieler. Doch sind die juristisch auch haltbar?

Bei der Unterzeichnung seines neuen Dreijahresvertrages bei Werder Bremen musste etwa Parick Erras einen ungewohnten Passus akzeptieren: Er ist einer der ersten Bundesligaspieler, der eine Pandemie-Klausel unterschrieb. So nannte das Werders Sportchef Frank Baumann jedenfalls während des Trainingslagers der Bremer im österreichischen Zillertal. Denn in Corona-Zeiten besteht der Klub bei neu abzuschließenden Verträgen darauf, „dass auch die Spieler ihren Teil zu der Bewältigung der finanziellen Probleme beitragen”, wie Baumann sagte.

Klubs müssen nicht mehr auf freiwilligen Gehaltsverzicht hoffen

Bei dieser Klausel bedeutet das konkret: Wie viel Gehalt eines Profis bei coronabedingten Einnahmeausfällen seines Vereins einbehalten wird, ist nun bereits vorab geregelt. Ein Anteil von X Prozent, wenn weiter ohne Zuschauer gespielt werden muss. Ein Anteil von Y Prozent, falls die Saison erneut unterbrochen wird. So muss der Klub im Fall der Fälle nicht mehr auf einen freiwilligen Gehaltsverzicht hoffen. „Wir wollen und müssen uns für die finanziellen Ausfälle absichern, die entstehen können”, sagte der Bremer Sport-Geschäftsführer dazu.

Die Corona-Klauseln sind ein Diskussionsthema in der Liga - gerade seit die Klubs davon ausgehen müssen, noch mindestens bis zum Ende des Jahres keine Zuschauereinnahmen zu haben. Es gibt Vereine wie Schalke 04, RB Leipzig oder Arminia Bielefeld, die genauso mit diesen Klauseln arbeiten wie Werder. Mit Hee-chan Hwang und Benjamin Henrichs wechselten zwei Spieler seit Corona zu RB. Upamecano und Mvogo verlängerten noch im August. „Es ist etwas ganz Normales, dass man sagt: Wenn wesentliche Einnahmen wegbrechen, kann das Auswirkungen auf die Vergütung haben. Das ist kaufmännisch sinnvoll", sagte der Schalker Sportvorstand Jochen Schneider der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Wolfsburgs Manager Schmadtke hat Bedenken

Es gibt aber auch Vereine wie den VfL Wolfsburg, die dabei juristische Bedenken haben. „Kann ein Arbeitnehmer für das Ausbrechen einer Pandemie verantwortlich gemacht werden?”, sagte Sport-Geschäftsführer Jörg Schmadtke dem Internetportal Deichstube.

Nach Auffassung des Arbeitsrechtlers und Sportrechtsexperten Daniel Hennig stellt Schmadtke damit die entscheidende Frage. „Die diskutierten Gehaltskürzungsklauseln sind nicht ohne Risiko für die Vereine", sagte der Experte von der internationalen Anwaltskanzlei CMS. „Abschließende Rechtssprechung hierzu besteht nicht. Und das Betriebs- und Wirtschaftsrisiko trägt immer der Arbeitgeber."

Haltbar seien solche Corona-Klauseln nur dann, wenn es eine abweichende vertragliche Vereinbarung zwischen dem Verein und dem Spieler gibt und die dann auch noch mehrere Voraussetzungen erfüllt: „Sie muss klar und verständlich formuliert sein", erklärte Hennig. „Insbesondere muss sich ergeben: Wann erfolgt eine Gehaltskürzung? Wie hoch ist die Gehaltskürzung? Auf welche Gehaltsbestandteile bezieht sie sich? Im Übrigen darf die Klausel die Interessen des Spielers nicht unangemessen benachteiligen."

Alles andere, etwa eine „pauschalierte prozentuale Gehaltskürzung", hält der Arbeitsrechtler für nicht tragfähig. Und nebenbei auch noch für "abschreckend bei Vertragsverhandlungen."

RB Leipzigs Spieler verzichten auf zehn Prozent Gehalt

Natürlich sieht auch Hennig das Problem, dass die Personalkosten für Spieler und Trainer der mit Abstand größte Ausgabeposten der Bundesligaklubs sind. In der Saison 2018/19 machten sie laut Wirtschaftsreport der Deutschen Fußball Liga mit rund 1,43 Milliarden Euro genau 36,79 Prozent des Gesamtaufwands aller 18 Vereine aus.

„Ich empfehle Vereinen daher eine Prämienlösung", sagte der Experte. „Die Grundgehälter sollten angepasst und kreative Lösungen bei der Ausgestaltung von Prämien gefunden beziehungsweise gestärkt werden. Bonus statt Gehaltskürzung im Profifußball - dies ist für die Spieler verständlicher, stärkt die wirtschaftliche Einheit zwischen Verein und Spieler und ist rechtlich sehr gut umsetzbar."

Als Alternativen bleiben immer noch: Spieler verzichten in der Krise freiwillig auf einen Teil ihres Gehalts. Das haben auch bei RB Leipzig die Spieler so gemacht und arbeiten seitdem für zehn Prozent weniger. Oder der Markt regelt diese Frage. Zumindest dann, wenn ein Spieler neben einem Vertrag mit "Corona-Klausel" eventuell noch das Angebot eines anderen Clubs vorliegen hat. "Wenn eine Partei das nicht für sinnvoll erachtet, dann wird sie nicht unterschrieben", sagte Jochen Schneider lapidar. "Es wird doch niemand zur Unterschrift gezwungen."