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RB LeipzigSo verhalf Thomas Tuchel RB Leipzigs Trainer Julian Nagelsmann zum Karrierestart

Von Ullrich Kroemer 28.04.2020, 11:25
Zweites Aufeinandertreffen in der Bundesliga: Julian Nagelsmann und Thomas Tuchel im Dezember 2016.
Zweites Aufeinandertreffen in der Bundesliga: Julian Nagelsmann und Thomas Tuchel im Dezember 2016. imago/Sven Simon

Dass Thomas Tuchel die Karriere seines früheren Spielers Julian Nagelsmann maßgeblich mit geprägt hat, ist bekannt. Doch wie konkret der aktuelle Trainer von Paris St. Germain dem heutigen Chefcoach von RB Leipzig den Weg in den Trainerberuf geebnet und wie maßgeblich er Nagelsmann gefördert hat, beschreibt die kürzlich erschienene Biografie über Tuchel (Werkstatt-Verlag).

Die Autoren Daniel Meuren und Tobias Schächter haben dazu ausführlich mit Nagelsmann gesprochen. Der erinnert sich an seinen allerersten Job für Tuchel. Als 20-Jähriger musste Nagelsmann für seinen damaligen Trainer bei Augsburg II die Gegner in der Landesliga beobachten. Seinen ersten Einsatz hatte er in Gersthofen nödlich von Augsburg. „Das war witzig, am Anfang bin ich mit meiner heutigen Frau zu den Spielen der Gegner gefahren. Sie hat mit der Handkamera gefilmt, und ich habe parallel dazu Notizen gemacht. Zettel, Stift und Handkamera – mehr gab es nicht“, erinnert sich Nagelsmann. „Das hatte nichts mit heutiger Videoanalyse zu tun.“

Nagelsmann: „Thomas Tuchel sagte zu mir, ich solle doch Trainer werden”

Zwei Tage lang bereitete sich Nagelsmann darauf vor, Tuchel seine Analyse zu präsentieren. „Beim ersten Mal habe ich zu Thomas gesagt, ich weiß jetzt nicht, ob es das ist, was du dir erhofft hast. Es war ja auch sehr ausführlich. Das war echt spannend für mich, weil ich mir bis dahin überhaupt keine Gedanken gemacht habe, wie ein Trainer denkt: Plötzlich war wichtig: Was machen die mit Ball? Wie machen sie es defensiv?” Nagelsmann beschränkte sich darauf, nur seine Erkenntnisse zu zeigen und Videoausschnitte wegzulassen.

Tuchel war angetan von der Präsentation. Seitdem hatte der häufig verletzte Nagelsmann den „Job” als Landesliga-Scout. Nagelsmann habe völlig frei arbeiten können. „Er sagte nur, es sei wichtig, einen Überblick über den Gegner zu bekommen”, so der heutige RB-Trainer.

Bereits nach einigen Vorträgen erkannte Tuchel Nagelsmann Trainertalent. „Thomas sagte zu mir, ich solle doch Trainer werden, wenn ich nicht mehr spielen könne. Er glaube, dass ich talentiert sei dafür durch die Art und Weise, wie ich ticke und wie ich spreche. Ich solle das auf jeden Fall probieren”, berichtet Nagelsmann.

Und auch ganz konkret half Tuchel seinem Musterschüler beim Einstieg in den ersten Trainerjob. So gab er dem 14 Jahre jüngeren Kollegen 2008 den Tipp, dass dass bei 1860 München ein U17-Co-Trainer gesucht werde. Nagelsmann bekam den Posten und avancierte in nur acht Jahren zum Bundesligatrainer.

Es gibt wenige Menschen, die ihn neutral sehen. Er polarisiert!

Julian Nagelsmann über Thomas Tuchel

Vieles in seiner Arbeitsweise hat sich Nagelsmann von seinem prägendsten Lehrmeister Tuchel abgeschaut. Auch da gehen die Autoren anschaulich ins Detail. Spannend zu lesen ist auch Nagelsmanns Einschätzung über den Typen Tuchel. Nagelsmann befindet, dass Tuchel entweder „supergut” oder „gar nicht” ankomme. „Es gibt wenige Menschen, die ihn neutral sehen. Er polarisiert! Ich und meine Frau sind immer super mit ihm klargekommen, hatten ein super Verhältnis. Er hat sich oft mit meiner späteren Frau und mit meinen Eltern unterhalten. Er war immer sehr freundlich. Es war auffällig, dass er da einen Bezug aufbauen wollte, das war schon besonders”, berichtet der 32-Jährige über seinen heutigen Kollegen. Doch es habe auch schon bei der zweiten Mannschaft in Augsburg Spieler gegeben, mit denen Tuchel anders umsprang. 

„Nicht mehr so studentisch”

Nach einigen Jahren ohne Kontakt trafen sich Nagelsmann und Tuchel wieder, als der aufstrebende Jungtrainer als Coach der Hoffenheimer U-19 das Training von Mainz 05 besuchte, wo Tuchel inzwischen Bundesliga-Trainer. „Es war spannend für mich, wie er reagieren würde, weil wir ja in Augsburg auch ein paar Mal aneinandergeraten waren. Aber das Wiedersehen verlief sehr herzlich und vertraut”, erzählt Nagelsmann. „Thomas wirkte deutlich älter, nicht mehr so studentisch. Er hat auf dem Platz zwar noch rumgeplärrt, aber trotzdem hatte ich den Eindruck, er sei ruhiger geworden.”

Schlagen konnte Nagelsmann seinen Lehrmeister bislang nicht. Bei den drei Aufeinandertreffen mit Hoffenheim beziehungsweise Borussia Dortmund 2016 und 2017 erreichte Nagelsmann ein 2:2, Tuchel gewann die beiden anderen Duelle 3:1 und 2:1. Falls die Champions League fortgesetzt wird, wäre ein Aufeinandertreffen der beiden deutschen Trainerstars in diesem Sommer möglich. (RBlive/ukr) 

„Thomas Tuchel – Die Biografie.”
„Thomas Tuchel – Die Biografie.”
Werkstatt Verlag

Seiten: 192
Format: 13,9 × 21,2 cm
Paperback
ISBN: 9783730704660
Erscheinung: 1. Auflage 2020
Verlag: Die Werkstatt