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RB LeipzigSportphilosoph: „RB Leipzig ist ein seelenloses Unternehmen“

04.01.2017, 17:11
Bedroht die Kommerzialisierung das Fußballspiel? Spruchband der Bayern-Fans.
Bedroht die Kommerzialisierung das Fußballspiel? Spruchband der Bayern-Fans. imago/Jan Huebner

An die Grenzen zu gehen, gehört auch zur Selbstbeschreibung der Akteure bei RB Leipzig.  Damit polarisieren die Sachsen in Fußballdeutschland wie kaum ein anderer Verein. Rasenballsport Leipzig ruft mit seiner überspitzten Form des Fußballunternehmens auch Philosophen auf den Plan. So fragt sich auch Christoph Quarch in der Welt, wieviel Kommerz der Fußball verträgt.

Fußball verliert durch RB Leipzig nicht an Qualität

Ein zu großer Einfluss auf das Spiel durch äußere Faktoren sei gefährlich, darin ist sich Quarch sicher. Nur sieht er das Modell RB Leipzig nicht in jeder Hinsicht als Gefahr. „Die Frage ist doch: Nimmt das Fußballspiel als solches Schaden dadurch, dass der Verein wie ein Unternehmen aufgestellt ist? Das kann ich nicht erkennen, denn das Spiel verliert dadurch nicht an Qualität oder an spielerischer Leichtigkeit.“

Quarch sieht RB Leipzig als seelenloses Unternehmen

Damit trennt er das sportliche des Fußballspiels von seinem Spielbetrieb und meint damit den saisonübergreifenden Wettbewerb ebenso wie Vereinskultur und Fanszene. „Die Fans dieses Vereins haben keine Tradition, und ich vermute, dass sie nur so lange Fans sind, wie der Klub erfolgreich ist.

Sie ähneln Aktionären, die ihre Aktien so lange halten, wie sie Rendite abwerfen.“ Dem spielerischen Charakter der Bundesliga als Wettbewerb tue es dennoch nicht gut, wenn sich „der Geist des Ökonomismus nachhaltig ausbreitet.“

Dass sich RB Leipzig auch sozial engagiert sieht Quarch nicht vergleichbar mit zivilgesellschaftlichem Engagement anderer Sportvereine. Im Rahmen der wirtschaftlichen Logik seien Maßnahmen Teil der imagefördernden Unternehmenskommunikation, dennoch fehle einem kommerzialisierten Verein wie RB Leipzig Geist und Seele.

Programmierte Roboter auf dem Fußballplatz?

Schlimmer als die wirtschaftliche sei die technische Kontrolle durch Videobeweis oder Hintertorkamera. Durch solche Eingriffe befürchtet er eine Berechenbarkeit, die sich nicht „mit dem Geist des Spiels“ vertrage. Quarch plädiert für ein Erhalten der menschlichen Komponente auf dem Platz. Schiedsrichter sollten Fehler machen dürfen, Spieler mit Fouls davon kommen. Zufallsmomente, Psychologie und Drama des Fußbalspiels schützten das Spiel davor,“ seine spielerische Unschuld zu verlieren“.

Trotz aller Versuche, das Spiel berechenbarer zu machen, werde „die Unwägbarkeit des Fußballspiels den totalen Triumph der Ökonomisierung verhindern. Daran wird auch RB Leipzig nichts ändern. Solange noch nicht programmierte Roboter auf den Platz laufen, mache ich mir keine so großen Sorgen.“