Mit Stimme und Paraden gegen Bayern „Elvis” bringt RB in Schwung
Elvira Herzog ist nicht zu überhören. Mit der Kraft einer Rockröhre dröhnt ihre Stimme über das Testfeld, der Platz der sportwissenschaftlichen Fakultät, wo die Frauen von RB Leipzig trainieren. „Wenn wir defensiv gut stehen, kompakt an den Gegenspielerinnen dran sind, guten Druck ausüben und alle Passwege zu sind, ist das die halbe Miete, um kein Gegentor zu kriegen”, sagte die 23-jährige Torhüterin von Bundesliga-Aufsteiger RB. „Das zu organisieren, ist auch Teil meiner Aufgabe.”
An diesem Sonntagabend, wenn Rasenballsport gegen Meister FC Bayern München antritt (18.30 Uhr), wird sie besonders gefragt sein – stimmlich und mit Paraden. „Ich verspüre große Vorfreude auf dieses Spiel. Man kann sich in dieser Partie gut auszeichnen. Gegen Bayern München zu spielen, ist einfach etwas Besonderes”, sagt sie begeistert. Nach dem Ausflug ins große Stadion findet die Flutlichtpartie wieder im kleinen, wohl ausverkauften „Hexenkessel“ vor gut 2000 Fans am Cottaweg statt.
Uzun über Herzog: „Kann sich zu den Top-Bundesliga-Spielerinnen entwickeln”
Bereits nach vier Bundesliga-Partien besteht kein Zweifel daran, dass die 1,79 Meter große Schweizerin zu den Führungsspielerinnen und Stützen der Mannschaft zählt. Den Wechsel aus Köln zu Rasenballsport im Vorjahr bezeichnet sie als „absolut perfekt für mich. Ich konnte mit dem Team etwas aufbauen und in der 2. Liga Routine und Selbstvertrauen sammeln, um in der 1. Liga bestehen zu können.” Das gelingt ihr mit Bravour. „Ich arbeite in erster Linie daran, dass ich mich selbst ruhig und sicher fühle im Tor. Es freut mich, dass ich das jetzt auch ausstrahle und dem Team mitgeben kann”, sagt sie.
Trainer Saban Uzun bezeichnet seine Nummer eins als „Torspielerin“ und erklärt: „Sie kann gut mitspielen und möchte das auch. Sie ist in der Eröffnung sehr wichtig für uns, strahlt Ruhe aus, hat Präsenz auf dem Platz.“ Herzog habe noch großes Entwicklungspotenzial, „hier die nächste Stufe zu erreichen. Sie kann sich zu den Top-Bundesliga-Spielerinnen weiterentwickeln“, lobt der Aufstiegscoach.
Seit dieser Saison Vollprofi: „Volle Konzentration tut mir gut”
Dafür investiert Herzog eine Menge. Ihr Studium als Heilpädagogin hat sie im Sommer unterbrochen, um sich als Vollprofi voll auf die Herausforderungen mit RB einzustellen. Analysen, spezielle Trainingsformen für die Torhüterinnen, Arbeit im Kraftraum, Regeneration – „die volle Konzentration auf den Fußball tut mir gut”, sagt sie.
Zum Beispiel fordert das Training des neuen Torwarttrainers Michael Gurski viel Zeit und Fokus: „Es war am Anfang sehr viel, weil er das Torwartspiel bei den Frauen anders anschaut und fast schon revolutionieren möchte. Aber wir sind da mittlerweile gut reingekommen”, sagt Herzog und erklärt: „Bisher wurde oft so trainiert wie im Männertraining, wir haben aber rein physisch andere Voraussetzungen. Das Ziel ist, unsere Philosophie zu entwickeln, die auf unser Torwartteam am besten passt.”
Musizieren bringt „Elvis” Entspannung
Abwechslung findet sie beim Kochen und Musizieren – Stichwort Stimme. „Ich singe sehr gern, spiele Gitarre und Klavier. Das tut mir gut, um runterzukommen und den Kopf frei zu kriegen”, berichtet die Keeperin. Demnächst will sie sich mit einer Mitspielerin mal in einem Chor versuchen. Dazu passt auch ihr Spitzname ganz gut, den sie nach einem gelungenen Ständchen für die Mitspielerinnen bereits von ihrem Ex-Klub Freiburg mitgebracht hat: „Elvis“.