Leipzig – Giovanna Hoffmann wusste sofort, was Sache ist. Bitterlich weinend und mit schmerzverzerrtem Gesicht humpelte sie gestützt von Teamärzten und Betreuern vom Feld, ehe sie ins Krankenhaus gebracht wurde. Am Tag nach dem mühsam erkämpften und teuer bezahlten 2:1-Erfolg der Bundesliga-Frauen von RB Leipzig gegen den Tabellenletzten SGS Essen war klar: Die Kapitänin hat sich das vordere Kreuzband im linken Knie gerissen und wird den RB monatelang fehlen. Nach RBlive-Informationen wird sie an diesem Mittwoch in München operiert. „Für Gio ist das als Mensch und Spielerin ein schwerer Rückschlag. Die kommenden Monate werden hart für sie, aber sie wird gestärkt zurückkommen – dafür hat sie unsere maximale Unterstützung”, versicherte die Sportliche Leiterin Viola Odebrecht.

Hoffmann hatte in diesem Sommer bei der Europameisterschaft ihren Durchbruch im Nationalteam gefeiert und war zu Beginn dieser Bundesliga-Saison in aller Munde. Für die Leipzigerinnen ist die 27-Jährige Galionsfigur und Aushängeschild – als groß gewachsener Spielertyp im Sturmzentrum ebenso unersetzbar wie als Leaderin mit außergewöhnlicher Einstellung auf dem Platz und in der Kabine. Es passt ins Bild der eifrigen Arbeiterin, dass ihr das Malheur bei einem Zweikampf nahe der Mittellinie in der eigenen Hälfte unterlief, als sie unglücklich aufkam und im Rasen hängen blieb.

Doch leider ist die Karriere der Angreiferin von Verletzungen geprägt. 2018/19 konnte die gebürtige Bremerhavenerin wegen Hüft- und Leistenproblemen fast ein Jahr lang kein Pflichtspiel bestreiten. Vor fünf Jahren hatte sie bereits einen ersten Kreuzbandriss – damals im rechten Knie – und kämpfte sich mühsam zurück.

Eine schwere Zeit für sie, in der sie streng gläubige Christin wurde. Auch aktuell brachte sie den erneuten Rückschlag in religiösen Zusammenhang. „Da ist sie wieder zurück, diese Lektion, von der ich dachte, ich hätte sie schon gelernt”, postete „Gio” bei Instagram. Es sei nicht etwa so gewesen, dass sie an den vergangenen Aufgaben nicht gewachsen wäre – im Gegenteil. „Doch Gott wusste einfach, dass nun auch mein Innerstes bereit war, es zu lernen.”

Das mit zwei Siegen und einem Unentschieden schwach gestartete, runderneuerte Team von Trainer Jonas Stephan muss nun auf seine Zielspielerin verzichten, die auch am Freitag das frühe 1:0 erzielt hatte (4.). „Für uns ist ihr Ausfall natürlich ein großer Verlust, auf und neben dem Platz”, bekennt Managerin Odebrecht. Eins zu eins lasse sich Hoffmann nicht ersetzen, doch „wir haben den Kader im Sommer bewusst breiter aufgestellt und Qualität hinzugewonnen. Jetzt bekommen andere Spielerinnen die Chance auf mehr Spielzeit – und darauf, die Tore zu schießen.” Gemeint sind etwa Delice Boboy, Mai Kadowaki und Persis Oteng. Die Spielführerinnenbinde wird nun Sandra Starke tragen, die gemeinsam mit Hoffmann Kapitänin ist. 

Die österreichische Offensivspielerin Annabel Schasching, die als Erste bei der verletzten Teamkollegin war, sagte nach dem zweiten Saisonsieg: „Das war ein Sieg für Gio, aber auch für jede einzelne. Wir sind eine neue Truppe, das braucht Zeit. Aber ich sehe jeden Tag ganz viel Qualität auf dem Trainingsplatz, das gilt es, jetzt in Tore und Punkte umzuwandeln.”