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RB Leipzig„Das Tor mit dem Leben verteidigen”: Nagelsmann verlangt „Haltung” von seinen Spielern

Von Ullrich Kroemer 28.10.2019, 14:26
„Das darf uns nicht passieren!”: RB-Trainer Julian Nagelsmann in Freiburg.
„Das darf uns nicht passieren!”: RB-Trainer Julian Nagelsmann in Freiburg. imago/Jan Huebner

Ein Wort waberte in den vergangenen Tagen zuverlässig durch die Aussagen von RB Leipzigs Trainer Julian Nagelsmann: „Haltung”. Nach dem vierten Bundesligaspiel ohne Sieg und vor der K.o.-Partie im DFB-Pokal gegen den VfL Wolfsburg (Mittwoch, 18.30 Uhr) erklärte Nagelsmann in einem fünfminütigen Monolog, was er damit meint und wieso es dem RB-Team derzeit grundsätzlich an Charakter fehle.

Nagelsmann: „Nicht so halbgar verteidigen”

Keineswegs laut und missmutig, sondern aufgeräumt und bestimmt widmete sich der Fußballlehrer, der sich lieber mit Halbräumen und ballfernen Spielern beschäftigen würde, am Montagvormittag Grundsätzlichem: der Einstellung seiner Spieler. Denn, das ergab seine Analyse, sein Team habe sich in den vergangenen vier Spielen gegen Leverkusen, Wolfsburg, Zenit und nun Freiburg jedesmal Gegentore eingehandelt, die zu verteidigen gewesen wären. Nicht durch besseres taktisches Verhalten oder einen anderen Matchplan, sondern schlicht und einfach durch bedingungslosen Einsatz.

„Wir müssen versuchen, das Tor mit unserem Leben zu verteidigen und nicht so halbgar. Alles dafür zu tun, zu Null zu spielen, Ballkontakte, Flanken zu unterbinden, mehr als nur zehn defensive Sprints zu machen. Dafür bedarf es Haltung und Charakter”, forderte Nagelsmann. „Wie wir in die Zweikampfsituationen gehen, wie wir in die Box verteidigen, das darf uns nicht passieren!”

Da kann man auch einen Bezirksligaspieler hinstellen

Julian Nagelsmann referiert über Haltung

Das habe wenig mit Talent, vielmehr mit genereller Attitüde zu tun. „Da kann man auch einen Bezirksligaspieler hinstellen und ihm sagen, du rennst deinem Gegenspieler bis aufs Klo hinterher”, so der 32-Jährige. „Aber wenn der Gegner Ballkontakte hat ohne wirklich Druck zu verspüren, ist das ein Haltungsthema.”

Konkret ging der begabteste Trainer seiner Generation auf das 1:0 der Freiburger am Samstag ein. 17, 18 Kontakte der Hausherren habe sein Team zugelassen, mehrere Flanken, sogar einen Doppel- und einen Flachpass in die „rote Zone”. Und schließlich, und das regte Nagelsmann am meisten auf, ließ Emil Forsberg seinen Gegenspieler Nicolas Höfler nach einem kurz angetäuschten Antritt ziehen und reklamierte nach dem Freiburger Führungstreffer auf Abseits.

Nagelsmann: „Spieler bekommen mehr Freiräume in den falschen Hals”

Das habe nichts mit seinen neuen Spielideen zu tun, so Nagelsmann, oder der Transformation zu mehr Ballbesitzspiel. Der 32-Jährige erklärte das laxe Abwehrverhalten vielmehr damit, dass einige Spieler nicht mit den neuen Freiheiten umgehen könnten, die er ihnen auf dem Platz gewährt. „Aber wenn das die Spieler in den falschen Hals bekommen, dass sie mehr spielerische Freiräume genießen, dann muss man das zurückdrehen”, um die geforderten Grundtugenden wieder zu stärken. „Da bin ich absolut nicht zufrieden. Wenn wir weiterhin Probleme haben, werden wir die Neuerungen nur im Training erarbeiten und deutlich weniger im Spiel darauf eingehen”, kündige Nagelsmann an. „Wir sind gerade dabei, dass man sich ausprobiert, aber müssen wieder unseren Weg finden.”

So stellte der Trainer erstmals auch in Aussicht, die spielerische Weiterentwicklung des Teams zugunsten der Ergebnisse hintenanzustellen. Für die Pokalpartie in Wolfsburg heißt das, dass Nagelsmann überlegt, mehr Mentalität aufzubieten. „Krieger” Stefan Ilsanker ist erstmals in dieser Saison eine Option.

Nagelsmann: „Noch sind wir kein Spitzenteam”

Generell jedoch seien die von ihm eingebrachten Ballbesitzelemente alternativlos. „Wenn wir die Inhalte so umsetzen, wie ich es mir wünsche, werden wir irgendwann Tore schießen. Und wir werden auch keins kriegen, wenn wir das umsetzen, was hier in den vergangenen vier, fünf Jahre geprägt wurde. Diese Symbiose ist das Ziel.”

Mit dieser Strategie, umriss der Trainer trotz der gegenwärtigen Flaute, wolle sein Team „irgendwann dahinkommen, Spitzenspiele gegen Bayern München und Borussia Dortmund für uns zu entscheiden. Genau wie Spiele gegen Teams wie Augsburg oder jetzt Freiburg, die sehr tief stehen.” Mit anderen Worten: ein Spitzenteam sein. Das Potenzial dazu hat RB Leipzig. Noch aber sei seine Mannschaft kein „Spitzenteam, sonst hätten wir diese Probleme nicht. Wir müssen aus unserem Talent, das Maximale herausholen”, forderte Nagelsmann. Alles eine Frage der Haltung eben. (RBlive)