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RB LeipzigDer Kader von RB Leipzig: Wo besteht Nachbesserungsbedarf?

Von Martin Henkel, Matthias Kießling 12.07.2019, 12:39

Das Wort „grundsätzlich“ war im Dauereinsatz am Montagmorgen, als sich die Neuen bei RB Leipzig vorstellten, denn die Erstkontaktaufnahme mit Sportdirektor Markus Krösche und Trainer Julian Nagelsmann fiel ja mit dem offiziellen Beginn der Saisonvorbereitung statt, was bedeutete, dass natürlich auch die klassischen Sommerfragen mit anwesend waren: Welche Spieler kommen vielleicht noch – und welche gehen?

„Grundsätzlich“, sagte der neue Sportchef, „haben wir einen extrem interessanten, spannenden Kader mit vielen Spielern, die ein hohes Niveau haben und dazu ein extrem hohes Potenzial.“ Nagelsmann ergänzte: „Grundsätzlich haben uns nur zwei Spieler verlassen und die Mannschaft ist so, wie sie ist, Dritter geworden. Wir haben also keinen Riesen Bedarf. Aber es gehört zu einer guten Professionalität dazu, dass man den Markt sondiert.“

Wonach aber schauen die beiden „grundsätzlich“ – und ist das so, dass bei RB Leipzig kein konkreter Nachbesserungsbedarf besteht?

Tor

Wer mit einem wie Peter Gulacsi in die neue Spielzeit geht, muss sich nach einem Neuen eigentlich nicht umschauen. Der Ungar wurde unlängst von seinen Liga-Kollegen zum besten Schlussmann der Saison gewählt. Doch was ist mit Reihe zwei und drei? Die drei gibt es nicht mehr, seit Julian Krahl (Köln) und Marius Müller (Luzern) den Verein verlassen haben. Und auch bei seinem ersten Stellvertreter ist nicht klar, ob der mit RB Leipzig in die neue Saison geht. Yvon Mvogo, der in Augsburg im Gespräch ist, will mehr Spielzeit, das moniert der Schweizer National-Goalie seit zwei Jahren.

Aus seinem Vertrag bis 2021 kommt der 25-Jährige freilich nicht heraus. Es sei denn, RB findet eine neue Nummer zwei und dazu gleich auch noch eine drei. Ganz konkret.

Abwehr

Leipzigs Prunkstück ist die Abwehr. Nagelsmann sagte am Montag: „Wir haben genügend Halb und Zentral-Verteidiger und auch genügend klassische Außenverteidiger.“ Akut braucht es also keinen weiteren Spieler. Doch es geht immer noch ein bisschen besser. Das gilt vor allem für die Linksverteidiger-Position in der von Nagelsmann hin und wieder praktizierten Dreierkette. Die zwei einzigen Linksfüße sind Marcel Halstenberg und Marcelo Saracchi, beide sind aber eher in der Viererkette zu Hause bzw. am besten auf der Außenbahn aufgehoben. Das trifft auch auf den brasilianischen Zugang Luan Candido zu. Ein Linksfuß für Innen wäre also eine sinnvolle Verstärkung. Herthas Jordan Torunarigha wurde für diese Position einmal als möglicher Zugang gehandelt, konkret wurde das Gerücht nie.

Defensives Mittelfeld

Der Bereich mit dem wenigsten Nachbesserungsbedarf ist die Position zentral vor der Abwehr. Nagelsmann bevorzugt von zwei möglichen Sechsern einen, der das Spiel lenken kann. Den hat er mit Kevin Kampl. Doch auch Diego Demme kann seine Mitspieler bedienen – und mit Tyler Adams hat er einen dritten Spieler zu Verfügung, der die Vorderleute in Szene zu setzen vermag.

Offensives Mittelfeld

Die Anzahl von Topleuten für die Vorbereitung der RB-typischen Überfallangriffe ist groß. Sie reicht von Marcel Sabitzer, über Amadou Haidara und Konrad Laimer bis zu Emil Forsberg, Zugang Hannes Wolf und Multifunktionsspieler Candido. Aber ein zweiter Blick auf dieses Mittelfeld offenbart seine Schwachstellen. Candido ist ein Perspektivspieler, Wolf fällt nach seinem Knöchelbruch wahrscheinlich bis Ende des Jahres aus, Laimer hat eher seine Qualität als aggressiv anlaufender Zehner, weniger als Spielgestalter, Haidara verpasst durch seinen Einsatz beim Afrika Cup wesentliche Teile der Vorbereitung – und ob Forsberg bleibt, ist noch nicht geklärt. Sein Berater Hasan Cetinkaya hat kürzlich wie jeden Sommer ein Wechsel-Szenario in Gang gesetzt. Christopher Nkunku (21, Paris St. Germain) und Ex-RB-Leihspieler Ademola Lookman (21, FC Everton) sind deshalb nicht nur grundsätzlich zwei aus der Gerüchteküche, sondern ganz konkret Kandidaten für einen Wechsel an den Cottaweg.

Sturm

Die Frage nach dem Verbleib von Nationalspieler Timo Werner hat Auswirkungen auf den gesamten Sturm. Geht der kommenden Sommer vertraglose Angreifer noch in diesem Jahr, dann hat RB Leipzig keinen adäquaten Ersatz. Nagelsmann müsste in diesem Fall ein System entwerfen, das auf die eher hängenden oder zentraleren Spitzen Yussuf  Poulsen, Matheus Cunha und Jean-Kévin Augustin zugeschnitten ist. Allerdings bestehen bei Augustin weiterhin Zweifel, ob der  RB-Fußball ihm großen Spaß bereitet. Ein Stürmer mit Werner-Zuschnitt dürfte in den so allgemein gehaltenen Transferüberlegungen deshalb eine zentrale Rolle spielen.

Sofern sich einer finden lässt oder bezahlbar ist. Das nämlich ist die größte Herausforderung für das neue Duo in Leipzig. So wie es Nagelsmann selbst beschrieben hat: „Viele Spieler sind auf dem Mark, viele machen Sinn, viele aber kann man sich nicht leisten und viele will man sich auch nicht leisten.“