RB LeipzigFünf Kilo zugelegt: Warum Christopher Nkunku bei RB Leipzig gerade nicht zu stoppen ist
Christopher Nkunku trabte am Dienstagvormittag im Leipziger Dauerregen auf den Trainingsplatz, ein paar Fans applaudierten. Zwölf RB-Profis sind auf Länderspielreisen, nur ein Grüppchen von neun Verbliebenen übte am Cottaweg. Kurioserweise muss auch „Christo” in Leipzig bleiben, der Beste der vergangenen Wochen, der RB mit seinen Toren gerade durch die Krise trägt. Der Franzose ist zu einer der heißesten Aktien der Bundesliga avanciert; 50 Interviewanfragen aus der ganzen Welt liegen für ihn vor. Doch für Frankreichs Auswahl ist er nicht nominiert.
Dass Nationaltrainer Didier Deschamps stattdessen lieber auf andere wie Leverkusens Moussa Diaby setzt, erstaunte auch Jesse Marsch. „Ich war ein bisschen überrascht, dass Nkunku nicht bei Frankreich dabei ist, weil er zuletzt so gut gespielt hat”, sagte der RB-Trainer. Doch wenn der RB-Star weiter so glänzt wie seit Beginn dieser Spielzeit, ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis auch er berufen wird.
Doppelter Doppelpack: Nkunku macht auch aus Halbchancen Tore für RB Leipzig
Neun Tore in zehn Saisonspielen hat der 23-Jährige bereits erzielt. In den beiden vergangenen Saison waren es zwölf Treffer insgesamt – eine Marke, die der Mann mit den Rasta-Zöpfen 2021/22 mühelos übertreffen wird. Denn Nkunku schießt wie jüngst beim 3:0 am Samstag gegen Bochum mit dem Außenrist auch Tore aus Situationen, die gar keine klaren Topchancen sind. Binnen einer Woche traf er gleich zwei Mal hintereinander doppelt, nachdem er in den 65 Bundesliga-Spielen zuvor keinen Doppelpack schaffte. Weltweit beachtet wurde seine drei Tore beim 3:6 gegen Manchester City, als er in der Champions League reüssierte.
Die Leistungsexplosion hat vor allem drei Gründe. Erstens: Der feingliedrige Edeltechniker ist robuster geworden. Während seine Kollegen bei Europameisterschaft und Olympia unterwegs waren, regenerierte er nicht nur, sondern arbeitete vor allem an seiner Muskulatur. Mit 73 Kilogramm wiegt er aktuell. Als er 2019 zu RB kam, waren es noch 68 gewesen. Das macht ihn durchsetzungsfähiger gegen die Bundesliga-Verteidiger. Nkunku setzt nach, gewinnt mehr Zweikämpfe und erobert schon verloren geglaubte Bälle zurück.
Jesse Marsch über Christopher Nkunku: „Dieser Junge hat keine Schwächen”
Zweitens: Die neue Rolle unter Trainer Jesse Marsch samt mehr Vertrauen bekommen ihm gute, weil er so seine Schnelligkeit besser ausspielen kann. Unter Nagelsmann war Nkunku oft auf die linke Außenbahn festgelegt, bisweilen spielte er sogar Linksverteidiger als „Joker” in der Fünferkette. Jetzt hat er als hängender Stürmer oder Zehner bei Kontern oft viel Raum vor sich. Marsch unterhielt sich in der Vorbereitung viel mit ihm über vertikales Spiel und Umschaltfußball, wodurch Nkunku auch defensiv und im Spielaufbau stärker geworden ist. „Ich war schon immer recht schnell. Durch unsere veränderte Spielweise kommt das jetzt mehr zur Geltung”, sagte er der Bild-Zeitung. Zwischen Marsch und Nkunku passt es, nicht nur, weil sie mit ihren Familien im gleichen Haus in Leipzig wohnen. „Dieser Junge hat keine Schwächen”, schwärmt Marsch von seinem gelehrigen Torgaranten. „Er ist noch jung, er will noch viel mehr und hat noch viel Luft nach oben.”
Und drittens ist der Franzose in seinem dritten Bundesligajahr gereift, dadurch erfahrener, selbst- und verantwortungsbewusster. Das hat auch damit zu tun, dass er Ende vergangenen Jahres Vater geworden ist. Nun sagt der zuvor bisweilen etwas einsam und schwermütig wirkende Fußballkünstler: „Jetzt sehe ich alles viel positiver, kann mir gar nicht erlauben, Ärger oder schlechte Stimmung nach Hause zu tragen.”
Dieses Gesamtpaket ruft nun freilich Interessenten auf den Plan. In spanischen Medien heißt es, dass sein prominenter Berater Pini Zahavi seinen Klienten bereits drei Topklubs angeboten habe: darunter auch Real Madrid. Doch soweit bekannt, hat Nkunku keine Ausstiegsklausel im bis 2024 datierten Vertrag. Wenn er wechseln wollte, würde es also teuer für die potenziellen Käufer.
(RBlive/ukr)