RB LeipzigJulian Nagelsmann: Erfolgstrainer auf der Überholspur
Es ist ein echter Coup, den RB Leipzig mit der Verpflichtung von Julian Nagelsmann gelandet hat. Der 30-Jährige feierte in seiner bisherigen, kurzen Karriere viele Erfolge, stand bei verschiedenen Spitzenvereinen auf dem Zettel und steht für ein flexibles taktisches Auftreten seiner Mannschaften.
Julian Nagelsmann erlebt auch noch das Rangnick-Hoffenheim
Seit 2010 arbeitet Nagelsmann bei der TSG 1899 Hoffenheim. Dabei hatte er auch noch die Endphase von Ralf Rangnick bei der TSG miterlebt. „Natürlich sind die Anfänge (unter ihm) hier noch zu spüren. Der Name wird hier nie gelöscht, dafür sind seine Verdienste zu groß“, erklärte Nagelsmann einst in Bezug auf Rangnick.
Als Nachwuchstrainer feierte Nagelsmann mit der U19 der TSG Erfolge. 2014 wurde er mit dem Team deutscher Meister. 2015 schaltete er im Halbfinale den Nachwuchs von RB Leipzig mit zwei 3:2-Siegen aus.
Jüngster Bundesliga-Trainer aller Zeiten mit sofortigem Erfolg
Steil nach oben ging die Karriere dann als Nagelsmann als jüngster Bundesliga-Trainer aller Zeiten die Hoffenheimer Profis in schwieriger Lage im Winter 2016 übernahm. In den mehr als zwei Jahren seitdem sammelten nur Bayern München und Borussia Dortmund in der Bundesliga mehr Punkte als Hoffenheim.
Nagelsmann hat es geschafft, aus einem am Boden liegenden Team mit fehlender Identität, eine Mannschaft zu formen, die 2017 in die Qualifikation zur Champions League einzog und sich in der abgelaufenen Saison direkt für die Champions League qualifizierte. Kein TSG-Coach vor ihm, auch nicht Ralf Rangnick, arbeitete erfolgreicher als Nagelsmann. Und das trotzdem der Trainer mit Süle, Rudy und Wagner in der abgelaufenen Spielzeit einige Stammkräfte an die Bayern verlor.
Taktische Flexibilität als Stärke
Dabei steht der Trainer Nagelsmann vor allem für eine große taktische Flexibilität. Durch ein sehr anspruchsvolles und abwechslungsreiches Training hat er ein Team geformt, das sowohl über gute Lösungen im Ballbesitz, als auch über Lösungen in der Balleroberung und im schnellen Umschalten verfügt. Gerade diese Mischung macht ihn für RB Leipzig interessant, weil bei RB der Schritt hin zu einem Team, das auch im Ballbesitz gute Qualitäten auf den Platz bringt, in der Vergangenheit nicht wie gewünscht funktionierte.
In der abgelaufenen Spielzeit hatte die TSG 1899 Hoffenheim mit 50,6% deutlich weniger Ballbesitz als RB Leipzig (53,8%). Dabei hatte man aber die wesentlich bessere Passquote von 81,5% angekommener Pässe (Leipzig: 79,3%), während RB vor allem über erfolgreiche Dribblings das Spiel gestaltete (10,7 pro Spiel vs. 6,9 bei Hoffenheim). Die TSG stand für Passsicherheit und gelungene Strukturen im Spiel mit dem Ball. Mit 66 Toren war man dabei gleichzeitig das zweitstärkste Offensivteam der Bundesliga.
Problemfeld Dreifachbelastung
Ähnliche Erfahrungen wie Ralph Hasenhüttl im Umgang mit der Dreifachbelastung sammelte auch Julian Nagelsmann in seinem ersten internationalen Jahr. Unter der Woche nicht mehr regelmäßig an Abläufen arbeiten und sein Team auf den nächsten Gegner vorbereiten zu können, kostete in der Hinrunde der Saison 2017/2018 einige Punkte.
Nach der Winterpause startete Hoffenheim dann eine Aufholjagd, die das Team noch von Platz neun nach 24 Spielen auf Platz drei führte. Neun Punkte holte man in dieser Zeit auf den BVB auf. Julian Nagelsmann betonte dabei, dass ein Faktor der Aufholjagd gewesen sei, dass man wieder Zeit zum trainieren gehabt habe und entsprechend die Abläufe besser gepasst hätten. Künftig wird er aber nachweisen müssen, dass er ein Team in drei Wettbewerben gleichzeitig erfolgreich trainieren kann. In der kommenden Saison hat er dabei in Hoffenheim aufgrund der Champions-League-Qualifikation erneut die Chance.
Julian Nagelsmann steht für Pragmatismus
Julian Nagelsmann hat in der letzten Spielzeit auch nachgewiesen, dass er ein pragmatischer Coach ist. Trotz seiner Vorliebe für gute Spielstrukturen mit dem Ball, stellte er seine Mannschaft während einer Misserfolgsphase auf Verteidigen und Umschalten um. RB Leipzig wurde davon in der Hinrunde beim 0:4 in Hoffenheim komplett überrascht und fand gegen die schnellen Gastgeber gar kein Mittel.
Trotzdem steht Nagelsmann weiterhin dafür, seine Mannschaft flexibel aufzustellen und auch immer wieder innerhalb des Spiels auf Situationen zu reagieren und Änderungen an der Formation vorzunehmen. Von Ballbesitz über tiefes Verteidigen bis hin zu aggressivem Anlaufen ist innerhalb eines Spiels unter Nagelsmann alles möglich.
Julian Nagelsmann setzt auf junge Spieler
Dabei trifft er auch immer wieder überraschende Personalentscheidungen, wenn er beispielsweise einen Stürmer wie Andrej Kramaric plötzlich im zentralen Mittelfeld auflaufen lässt. Auch mit dem Einbau von Talenten wie Dennis Geiger oder Stefan Posch hat Nagelsmann kein Problem, wenn es erforderlich ist. Gerade der erst 20-jährige Geiger konnte in der abgelaufenen Spielzeit im zentralen Mittelfeld viel Erfahrung sammeln.
Mit Julian Nagelsmann bekommt RB Leipzig einen sehr ehrgeizigen Coach, der in Hoffenheim gezeigt hat, dass er eine Mannschaft besser machen kann, als man ihr von der Qualität der Einzelspieler her zutrauen würde. Dazu ist er taktisch flexibel, pflegt eine offensiv orientierte Spielweise und scheut sich nicht, junge Spieler einzusetzen. Mit diesen Qualitäten ist er bei der Trainersuche bei RB Leipzig zur absoluten Wunschlösung geworden. Wenn man die bisherige Karriere des immer noch sehr jungen Coaches nimmt, dann ist dieser Wirklichkeit gewordene Wunsch absolut nachvollziehbar.