RB LeipzigNur Atlético verteidigt besser: Wiederentdeckte Abwehrstärke bringt RB Leipzig in Balance
Das Fundament für das erfolgreiche RB-Spiel in dieser Saison ist die neue Balance zwischen Defensive und Offensive, die das Team in dieser Saison in der Bundesliga gefunden hat. Nur neun Gegentore – davon allein drei in München – kassierten die Leipziger. So wenig wie aktuell kein anderes Team im deutschen Oberhaus. Sogar europaweit ist in den Topligen nur Atlético Madrid abwehrstärker (fünf Gegentore).
Abwehrstärkste Teams in Europa (Topligen):
- Atlético Madrid: 5 Gegentore in 13 Spielen
- RB Leipzig: 9 Gegentore in 13 Spielen
- FC Sevilla: 10 Gegentore in 14 Spielen
- Manchester City: 12 Gegentore in 14 Spielen
- SSC Neapel: 12 Gegentore in 13 Spielen
Und auch klubintern bei RB ist die geringe Zahl an Gegentoren ein neuer Rekord. Selbst vor zwei Jahren unter Ralf Rangnick hatte Rasenballsport zu diesem Zeitpunkt der Saison bereits einen Treffer mehr kassiert. Sechs Mal spielten die RB-Abwehr und Keeper Peter Gulacsi zu Null. „Die vielen Spiel zu Null sind am Interessantesten für uns”, bilanzierte Nagelsmann zum Abschluss des Kalenderjahres 2020.
Nagelsmann über die Balance bei RB Leipzig: „Jetzt haben wir eine gute Mischung gefunden”
In seinem ersten Amtsjahr hatte das Team noch mit zu häufigen Gegentreffern zu tun gehabt. Am Saisonende hatte RBL 37 Gegentore kassiert, im Schnitt 1,09 pro Spiel. Aktuell liegt der Durschnitt bei 0,69. „Wenn du etwas Neues lernst, ist das erstmal ein Problem für andere Strukturen, dann kommst du in schwierigere Situationen”, erklärte der Coach. „Jetzt haben wir eine gute Mischung gefunden.” Ausnahme war die Champions-League-Gruppenphase mit sieben Gegentreffern gegen Manchester United und dreien in Istanbul.
Auffällig: RB kassierte nur einen Treffer in den ersten 15 Minuten und keinen einzigen in der Schluss-Viertelstunde sowie nur ein einziges Gegentor nach Standards (siehe Tabellen).
Generell schießt RB zwar etwas weniger Tore als in der Vorsaison mit Timo Werner (2019/20 durchschnittlich 2,38, 2020/21: 1,85), ist aber defensiv viel griffiger. Laut den Daten der Statistik-Plattform Sofascore hat sich vor allem die Zahl der intensiven Läufe im Vergleich zur Vorsaison erhöht (knapp 100 pro Spiel mehr). Das übertrifft sogar das Niveau des Rangnick-Jahres.
RB Leipzig hat deutlich mehr Ballbesitz
Zugleich ist der Ballbesitz von RB auf 58 Prozent im Schnitt gestiegen. Unter Rangnick lag der Wert noch bei 49 Prozent. RB hat unter Nagelsmann im Schnitt 100 Ballkontakte mehr und spielt 100 Pässe mehr als noch 2018/19. Es ist nicht nur in den Datenbanken, sondern auch auf dem Platz für jeden sichtbar, wie viel ballsicherer sich die RB-Kicker selbst aus schwierigen Situation unter Druck teilweise mit One-Touch-Fußball befreien.
Die Kombination aus beidem – giftigem Gegenpressig und sicherem Kombinationsspiel auf Topniveau – machen in dieser Saison das neue Stabilitätslevel bei RBL aus.
Dazu fallen die meisten Tore nach einstudiertem Schema: Über die rechte, ballsichere Seite mit Marcel Sabitzer, Nordi Mukiele, Dani Olmo und Amadou Haidara zieht RB viel Personal auf sich, um dann das Spiel nach Links zu Topscorer Angeliño (14 Torbeteiligungen) zu verlagern – Leipzigs Mann der bisher gespielten Hinrunde –, der entweder selbst einnetzt oder die Kollegen in Szene setzt. Zwölf Spieler trafen in den 13 Spielen dieser Bundesliga-Hinrunde – ebenfalls der beste Wert der Liga. Nach anderthalb Jahren in Leipzig nimmt Nagelsmanns Fußballidee immer mehr Gestalt auf dem Platz an.
Rezept bei RB Leipzig für 2021: „Spiele früher entscheiden, simpler gewinnen”
Noch ausbaufähig ist vor allem die Trefferquote, Nagelsmanns Trainings-Schwerpunkt zu Beginn des neuen Jahres. Zwar hat sich RB hinter Bayern München die meisten Großchancen und hinter Borussia Dortmund die meisten Torschüsse erspielt. Doch nur gute jeder zehnte Schuss aus dem Spiel heraus (144 Versuche, 14 Treffer) führt zum Erfolg. Von den Teams an der Spitze ist nur der VfL Wolfsburg schlechter beim Verwerten von großen Chancen. Stürmer Yussuf Poulsen etwa vergab allein in der Bundesliga fünf hundertprozentige Torgelegenheiten.
RB müsse „Spiele früher entscheiden, wir vergeben schlichtweg zu viele Chancen!”, betonte Nagelsmann. „Wir können viele Körner sparen und mehr Punkte holen, wenn wir simpler gewinnen.” Nagelsmanns nächstes Lernziel, um den Titelkampf in der Bundesliga so spannend wie möglich zu machen. „Wenn wir das hinbekommen, wird vieles noch leichter für uns”, prophezeite der Trainer. (RBlive/ukr)