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RB LeipzigX-Faktoren: Darauf kommt es für RB Leipzig in der Rückrunde an

Von Martin Henkel, Ullrich Kroemer 17.01.2020, 13:33
Der Auftakt zählt: „Wir wollen kein schnödes Ergebnis, sondern etwas ausstrahlen, damit die anderen Mannschaften wissen: Wir sind bereit!“, fordert Trainer Julian Nagelsmann.
Der Auftakt zählt: „Wir wollen kein schnödes Ergebnis, sondern etwas ausstrahlen, damit die anderen Mannschaften wissen: Wir sind bereit!“, fordert Trainer Julian Nagelsmann. Jan Woitas/zb/dpa

Auftakt: Ein guter Start in die Rückrunde ist die halbe Miete auf dem Weg zur Meisterschaft. Nagelsmann hat selbst darauf hingewiesen, dass beim Samstagabendspiel gegen Union die Konkurrenz zuschauen wird. Entweder, weil sie wie Dortmund (in Augsburg), Schalke und Gladbach (gegeneinander) schon gespielt haben wird, oder wie die Bayern erst einen Tag später bei der Hertha in Berlin ran muss. „Wir wollen kein schnödes Ergebnis“, sagte Nagelsmann, „sondern etwas ausstrahlen, damit die anderen Mannschaften wissen: Wir sind bereit!“ Das gilt aber nicht nur für die Begegnung mit dem Aufsteiger, sondern wird entscheidend sein für Partie drei und vier der Rückrunde. Dann kommt Gladbach vorbei, eine Woche später muss RB nach München.

Ruhe bewahren: Vor allem für den Trainer ist das die größte Herausforderung. Ungeduld zählt er zu den weniger prächtigen Nunancen seines Naturell. Alles halb so wild, so lange Nagelsmann das nicht nur an seinen Spielern auslässt. Wie er in einem Interview mit dem Focus offenbarte, habe er am Tag fünf Minuten, in denen er aus der Haut fahren müsse, um seine Seele wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Tut dies aber auch mal am Steuer seines Autos. Vor allem wenn es wieder mal eine Ergebnisdelle wie in der Hinrunde geben sollte, gilt: tief einatmen! Die Konkurrenz ist auch nicht fehlerfrei.

Timo Werner in Watte packen

Titeldruck abperlen lassen: Seit Wochen werden die Spieler und Nagelmann mit Titelambitionen konfrontiert. Das kann schon mal Druck erzeugen, der die Füße lähmt. Handball-Nationalkeeper Andreas Wolff berichtete jüngst anschaulich, dass er im EM-Katastrophenspiel gegen Spanien das Gefühl hatte, seine Beine seien am Boden festgeklebt. Dazu sollte es bei RB nicht kommen. Der furchtlose Nagelsmann spürt selbst bisher keinen Druck und will das gemeinsam mit seinen Sinnesverwandten im Team auf die gesamte Mannschaft übertragen. „Wir haben einige Typen wie Nordi Mukiele oder Christopher Nkunku in der Mannschaft, die machen sich nicht allzuviele Gedanken darüber, ob wir Erster oder Dritter sind – die wollen halt gewinnen. Das sollten wir einfach auch so machen”, gab der Chefcoach aus.

Timo Werner: Den Stürmer in Watte zu packen, hat oberste Priorität. 18 Liga-Tore hat der 23-Jährige in der Hinrunde erzielt, damit ist er nur drei von seinem bisherigen Saisonrekord aus der ersten Spielzeit entfernt. Dafür sollte ihm Nagelsmann weiterhin alle Freiheiten einräumen, seiner Faulheit in manchen Trainingseinheiten und wie vor den zwei Treffern beim 3:3 gegen Dortmund nachzugeben. Wenn er sich dazu auch noch frei auf dem Feld bewegen darf wie in der Hinrunde, dürfte weiteren 18 Treffern in der Rückrunde wenig im Wege stehen. Es sei denn, die Bayern eröffnen im Frühjahr ein weiteres Wechsel-Störfeuer. Das aber hat ja Münchens Sportchef Hasan Salhiamdizic diese Woche selbst ausgeschlossen, als er Werner attestierte, der bräuchte mehr Raum als ihm der FCB zur Verfügung stellen könne. Gut für RB, dass die Bayern auch nicht mehr sind, was sie mal waren.

Abwehr: Die Defensive hat sich zum neuralgischen Punkt im RB-Kader entwickelt. Aktuell stehen nur zwei etatmäßige Innenverteidiger im Aufgebot, dazu die Aushilfen Lukas Klostermann und Nordi Mukiele, die dann aber rechtsaußen fehlen. Falls RB keinen hochklassigen Spieler mehr verpflichtet, darf sich bis zum Frühjahr kein Verteidiger verletzten, sonst ist die Abwehrkette in drei Wettbewerben nicht mehr konkurrenzfähig.

Die Sechs: Bis vor einer Woche galt: Keine Position im RB-Gebilde ist besser besetzt, als die zentral vor der Abwehr. Es standen zur Verfügung Diego Demme und Konrad Laimer. Ein Paar wie aus dem Lehrbuch – immer am Anschlag, das Herz am rechten Fleck, zweikampfstark und deutlich verbessert im Aufbauspiel. Nicht umsonst fiel nur eines der 20 Gegentore über Vorstöße der Gegner durchs Zentrum. Aber: passé. Demme hat sich nach Neapel locken lassen, der Verein hat dem stattgegeben und muss nun darauf hoffen, dass Laimer sich schnell mit Tyler Adams anfreundet beziehungsweise Kevin Kampl nach seiner Fuß-OP nicht bis zum Frühjahr braucht, um wieder in Schwung zu kommen.

Brandherd Jungstars

Jungstars bändigen: Leipzigs junge Stars sind aus Metropolen wie New York, London und Paris nach Sachsen gewechselt, um regelmäßig zu spielen und zu Topstars zu reifen. Wenn das gerade mal nicht der Fall ist, ist die Unzufriedenheit insbesondere bei Franzosen und Spielern von der Insel schnell groß. Nagelsmann & Co. sind gefordert, diesen potenziellen Brandherd so gut unter Kontrolle zu halten, dass sich die Unzufriedenheit in Trainingsehrgeiz und Brillanz bei den Einsatzchancen wandelt.

Topspiele gewinnen: Um tatsächlich Deutscher Meister zu werden, braucht RB eine Leistungssteigerung und ein anderes Selbstverständnis in den Topspielen. Schwache erste Hälften wie gegen Bayern und Dortmund kann sich ein Titelträger nicht leisten, da weder Bayern, noch Dortmund so gnädig sein werden, die Leipziger erneut am Leben zu lassen. „Um Meister zu werden, muss unsere Performance besser sein als die 37 Punkte aus der Hinrunde”, forderte Nagelsmann. Und natürlich muss auch die Konkurrenz mitspielen. Leisten sich Bayern, Gladbach oder Dortmund in der Rückrunde keine Patzer mehr, wird RB dem nicht standhalten können. „Glück und Können müssen wieder zusammenkommen”, weiß Nagelsmann.

Spielidee: Für die geforderte Leistungssteigerung muss die Nagelsmann-Elf weiter versierter und zielstrebiger im Ballbesitzspiel werden und darf dennoch ihre Grundtugend Pressing-Gegenpressing kein Stück vernachlässigen. Unter anderem durch eine vierte, neu einstudierte Grundordnung will Nagelsmann für die Gegner weiter wenig ausrechenbar und variabel bleiben. (RBlive/mhe/ukr)