Mintzlaffs Generalkritik „Ganz andere Erwartungen”: Red-Bull-Chef teilt auch gegen den Nachwuchs aus
RB-Aufsichtsratschef Oliver Mintzlaff ist nicht nur mit der Titelausbeute der Profis unzufrieden, sondern auch mit dem Nachwuchs. Knapp zehn Jahre nach Eröffnung der Akademie ist bislang kein Spieler langfristig für RB selbst entwickelt worden.
Leipzig – Red-Bull-Chef Oliver Mintzlaff nahm im Interview mit dem Kicker kein Blatt vor den Mund und zählte vor allem die Mannschaft für den schwachen Saisonstart an und erhöhte den Titeldruck auch auf Trainer Marco Rose. Und auch die Nachwuchsabteilung bekam ihr Fett weg.
„Erfüllen nur die Auflagen für die Lizenz”
Mintzlaff bezeichnete die mangelnde Ausbildungsquote „als wunden Punkt”. Der 49-Jährige gab zu: „Wir müssen da auch ganz ehrlich zu uns sein, dass wir ganz andere Erwartungen hatten.” Der mächtige Aufsichtsratsvorsitzende erwarte, „dass wir nicht jedes Jahr Millionen in den Nachwuchs investieren und am Ende gar keine wirkliche Durchlässigkeit haben, sondern im Grunde genommen nur die Auflagen für die Lizenz erfüllen.”
Das sei hart formuliert, „aber das ist nicht unser Anspruch, und man hat in anderen Klubs, in denen wir uns engagieren, auch gesehen, dass es anders geht”, so Mintzlaff. In Lieferung und Salzburg etwa reifen regelmäßig Talente für die Bundesliga und andere europäische Topligen heran.
Immerhin befand Mintzlaff: Unter dem neuen Akademieleiter Manuel Baum gehe die Entwicklung in die richtige Richtung. „Aber wir müssen konsequent dranbleiben”, forderte der Boss. Etwa zwölf Millionen Euro jährlich kostet die Nachwuchsarbeit den Klub. Bislang ohne dauerhaften Ertrag für die Profimannschaft. Aktuell ist der 16-Jährige Viggo Gebel regelmäßig bei der ersten Männermannschaft dabei. Doch das Eigengewächs erwähnte Mintzlaff nicht.
Investitionen in die Red-Bull-Klubs in New York und Brasilien
Übrigens: Auch mit den Standorten New York und Braganca ist der Chef bislang nicht zufrieden. „Die MLS entwickelt sich, aber sie entwickelt sich viel zu langsam und ist noch weit entfernt von dem Standard, den wir uns vorstellen würden für ein Land wie die USA”, kritisierte Mintzlaff. Durch eine 200-Millionen-Dollar-Investition in die neue Akademie, die in zwei Jahren fertig sein wird, erhofft sich der Red-Bull-CEO, „künftig viel mehr Talente zu produzieren, als es in all den Jahren bis jetzt passiert ist”.
In Brasilien ist die neue Akademie bereits eröffnet. „Wir haben mittel- und langfristig natürlich das Ziel, brasilianische Top-Talente zu Bragantino zu bringen” und für den Schritt nach Europa zu entwickeln, so der gebürtige Rheinländer.