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RB Leipzig906 Pässe, 163 von Willi Orban: RB Leipzig stellt gegen Arminia Bielefeld neue Ballbesitz-Rekorde auf

Von Ullrich Kroemer 20.03.2021, 09:46
Ballmaschine: Willi Orban.
Ballmaschine: Willi Orban. dpa/Friso Gentsch

An so viel Ballbesitz konnte sich auch Julian Nagelsmann nicht erinnern. Zu 75 Prozent hatte RB Leipzig beim 1:0 (0:0) bei Arminia Bielefeld die Kugel am Fuß. Oder anders ausgedrückt: Willi Orban hatte mit seinen 177 Ballkontakten nur 30 weniger als die gesamte Bielefelder Mannschaft (206). Der Abwehrchef stellte damit einen neuen Bundesliga-Saisonrekord auf. Und auch sein Kollege Lukas Klostermann überbot den bisherigen Bestwert des Leverkuseners Edmond Tapsoba.

Den Bestwert seit detaillierter Datenerfassung hält Julian Weigl, der dem Datendienstleister Opta zufolge im Trikot von Borussia Dortmund im Mai 2016 im Spiel gegen den 1. FC Köln 210 Pässe gespielt hatte.

Orban: „Darauf war ich nicht ganz vorbereitet”

Orban selbst war überrascht ob der vielen Ballaktionen. „In der Bundesliga hast du meistens viel zu tun. Dass ich so viel Ballbesitz hatte, darauf war ich nicht ganz vorbereitet, das war außergewöhnlich”, sagte er. Insgesamt war der Abwehrroutinier zufrieden mit dem Spielverlauf. „Über die Außen haben wir die letzte Konsequenz in der ersten Hälfte noch vermissen lassen. Das haben wir gerade vor dem Tor besser umgesetzt. Ein perfekter Plan.”

Doch nicht nur Orban, auch RB stellte einen klubinternen Ballbesitzrekord auf. 906 Kontakte hatte das gesamte Team – so viel wie noch nie in einem Spiel (75 Prozent Ballbesitz gab es schon einmal, bei der 2:3-Niederlage gegen Hertha BSC 2017). Die einstige Gegenpressing-Kontermaschine RB, die den Ball lieber dem Gegner überließ, um dann rasant zuzuschlagen, ist zum Ballbesitzautomat geworden, der schwächere Gegner mit technisch überlegenem Kombinationsspiel und Verlagerungen zermürbt.

Doch ist so viel Ballbesitz überhaupt im Sinne von Trainer Julian Nagelsmann? „Wenn du viel den Ball hast, hat der Gegner wenig Chancen, Tore zu erzielen. Wichtig ist aber, dass du mit dem Ball das Richtige anfängst, Zielstrebigkeit Richtung Tor entwickelst, um den Ballbesitz auch zu nutzen”, sagte Nagelsmann. Einen dominanten Auftritt definiere er nicht nur über Ballbesitz, sondern auch über die „nötige Anzahl an Chancen, Drucksituationen, Gegenpressing, dass der Gegner sich nicht entfalten kann”.

Gegen Bielefeld kreierte RB deutlich mehr Chancen als etwa gegen Eintracht Frankfurt. Doch zufrieden war Nagelsmann in der Halbzeit nicht. „Es ging darum, dass wir die Eins-gegen-Eins-Situationen auf dem Flügel oft nicht angenommen, sondern wieder zurückgespielt haben.” Die Maßgabe war: „Häufiger hinterlaufen, Überzahl schaffen und mutiger ins Eins gegen Eins gehen”, berichtete der Coach. „Wenn der Gegner so tief mit zehn Mann verteidigt, musst du mit dem Ball am Fuß was kreieren. Wenn du nur Pässe spielst, ändert sich am Zahlenverhältnis nicht so viel.” So entstand dann auch das Tor des Abends, als Christopher Nkunku auf dem Flügel angespielt wurde, den Ball zwar verlor, aber Dani Olmo und Lukas Klostermann die Kugel sofort wiedereroberten.

Der langjährige RB-Vordenker Ralf Rangnick hatte das RB-Spiel einst ganz anders angelegt. „Meines Erachtens ist es der Fehler zu glauben, man könne das Spiel nur kontrollieren, wenn man den Ball hat. Dabei ist es oft genau andersherum“, sagte Rangnick etwa nach der WM 2018. „Unsere Untersuchungen haben ergeben, dass die Wahrscheinlichkeit, ein Tor zu erzielen, rapide sinkt, je länger eine Truppe im Ballbesitz ist. Diese Erkenntnis nutzen wir.”

Doch zugleich stieß RB mit dem Gegenpressing-Konterfußball gegen Topteams an seine Grenzen, sodass Nagelsmann den RB-Fußball ab 2019 umbaute und ein ganzheitliches Spielkonzept mit viel besserem Kombinationsspiel etablierte. Das Match in Bielefeld zeigte nun exemplarisch, wie stark sich das RB-Spiel im zweiten Nagelsmann-Jahr von dem der Rangnick-Jahre inzwischen entfernt hat. (RBlive/ukr)