RB LeipzigÄrger über Gegentore: Rangnick zählt Kapitän Demme an
Diego Demme gehörte beim 1:4 (1:3) gegen den BVB zu den besten Leipzigern. Dennoch bekam der Interimskapitän nach der Partie einen öffentlichen Tadel von Trainer Ralf Rangnick. Aus Dortmund berichtet Ullrich Kroemer.
Diego Demme: „Das Ergebnis ist einfach scheiße!”
Diego Demme stand nach Spielende konsterniert und ratlos in den Katakomben des Dortmunder Stadions. „So ein gutes Spiel haben wir noch nicht gemacht”, sagte der 26-Jährige. „Aber das Ergebnis ist einfach scheiße!” Der Ersatzkapitän, der die Spielführer-Binde trug, weil Kapitän Willi Orban auf der Bank saß, analysierte selbstkritisch: „Wir haben uns leider durch die Standardsituationen und die eine Hereingabe das Spiel wegnehmen lassen. Da haben wir gepennt.”
„Die eine Hereingabe”, die zum Ausgleich durch Mahmoud Dahoud führte, wurmte auch Trainer Ralf Rangnick mächtig – noch mehr als die Gegentore zwei und drei nach Standards. „Mich ärgert das erste Tor fast noch mehr, weil das nicht notwendig war”, sagte Rangnick.
Zum einen war Lukas Klostermann nicht gut postiert und konnte die Flanke von Marcel Schmelzer auf Dahoud nicht verhindern. Der Mittelfeldmann stand völlig unbewacht vor dem Tor und erzielte sein erstes Kopfballtor überhaupt, wie Dortmunds Trainer Lucien Favre korrekt bemerkte.
Ralf Rangnick: „Demme muss einfach mitgehen”
Demme, der Dahoud hätte stören sollen, bekam denn auch den Ärger seines Trainers zu spüren. „Diego Demme muss einfach mitgehen. Er kann Dahoud nicht laufen lassen und darauf setzen, dass er ähnlich torungefährlich in der Luft ist wie er selbst. Das geht nicht”, kritisierte Rangnick bei der Pressekonferenz. Eine Watsche für den Dauerläufer im Mittelfeld.
Was Rangnick nicht erwähnte: Demme absolvierte bis auf den Fehler ein starkes Spiel, hatte unter anderem die drittmeisten Ballkontakte der Leipziger (77), die zweitbeste Passquote (87) und spielte einen überragenden Schnittstellen-Pass auf Emil Forsberg in den Rücken der Dortmunder Viererkette.
Doch Thema waren am Sonntagabend die Gegentore, von denen zwei kurz vor der Pause nach Standards fielen. Ein Problem, das RB in der vergangenen Saison genervt hatte und das eigentlich gelöst schien. „Bisher hatten wir es gut gemacht, kein Tor nach Standards kassiert”, sagte Rangnick. Doch in Dortmund habe die Konzentration gefehlt. Etwa beim 1:3 durch Axel Witsel. „Die Ecke auf den langen Pfosten war nicht gut verteidigt”, monierte Rangnick. Gemeint war Dayot Upamecano, der unter dem Ball hindurch sprang.
Rangnick: Schlechte Verteidigung im eigenen Sechzehner
Und zu Marcel Sabitzers Eigentor, der einen Freistoß von Marco Reus abfälschte, sagte der Fußballlehrer: „Ich würde mir wünschen, dass wir vorne einen Ball so ins lange Eck verlängern und nicht hinten.” Und: „Wenn er da nicht hingeht, passiert in der Szene wahrscheinlich nichts.”
So lautete die Bilanz nach Rangnicks erster Bundesliga-Niederlage im ersten Spiel: „Wir haben sehr vieles richtig gemacht, wenn es ums vorwärts Verteidigen geht. Wenn es aber darum geht, im eigenen Sechzehner zu verteidigen, haben wir uns selbst um den Lohn der Arbeit gebracht.”
Dabei hatte Rangnick in den vergangenen Wochen etwa 30 Prozent der gesamten Trainingszeit auf Standards verwendet. Stürmer Yussuf Poulsen unterstrich: „Ich habe das Gefühl, dass wir bei Standards schon besser geworden sind. Aber dann kriegst du im ersten Bundesligaspiel direkt wieder zwei … In den nächsten Wochen muss das einfach besser gelingen.” Durch noch mehr harte Standard-Arbeit im Training, wie Poulsen unterstrich.
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